Vogelstang - 25 Jahre Nachtcafé haben dem Stadtteil schon so manches denkwürdige Musikerlebnis beschert / Jubiläumsbroschüre

Intimes Clubflair mit Jazznote

Von 
Dirk Jansch
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Elmar Thüner und Michael Angierski treten als die ZWEIfler auch 2016 im Nachctafé auf, rechts Les Primitifs um den Akkordeonisten Laurent Leroi.

© Prosswitz

Es spricht für den Erfolg des "Nachtcafé": Die Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen der Veranstaltungsreihe am 11. Dezember ist restlos ausverkauft. "Vun allem Ebbes" soll es an diesem Abend geben, dazu ein Menü und einen Überraschungsauftritt. Das Ganze für 37 Euro Eintritt - anders als sonst. Denn ein Markenzeichen und soziales Anliegen des Nachtcafés ist von Anfang gewesen, dass die Besucher keinen Eintritt zahlen müssen, dafür aber um einen Obolus beim Austritt gebeten werden. So kann jeder für sich entscheiden, was ihm der Auftritt wert war.

Initiator Werner Herr erzählt mit Stolz, dass man dennoch in all den Jahren immer schwarze Zahlen geschrieben hat. Schließlich bekommt jeder Künstler, der im Nachtcafé auftritt, eine fest vereinbarte Gage - unabhängig davon, wie viele Gäste kommen. Auch das war von Anbeginn ein Credo der beliebten Veranstaltungsreihe: "Die Künstler sollen nicht nur für die Tür spielen", betont Herr. Sie sollten sich wohlfühlen. Und das tun sie, was sicherlich ebenfalls zur besonderen Atmosphäre im Backsteinkeller des Evangelischen Gemeindezentrums beiträgt. Das Konzept geht auf: So zählt das Nachtcafé neben vielen Stammgästen auch zahlreiche Musiker, die immer wieder gerne auf die Vogelstang zurückkehren.

Mit Unterstützung der Grafikerin Ursula Ingmanns (leboralla Grafik) und Eberhard Merz, Stammbesucher der ersten Stunde, sowie Eva Glockner und Kirsten de Vos hat das Nachtcafé-Team zum Jubiläum eine Festbroschüre aufgelegt, die ab dem 11. Dezember gegen eine Schutzgebühr von 5 Euro bei Veranstaltungen unters Volk gebracht werden soll. Neben Grußworten und der obligatorischen Chronik enthält das 55-seitige Heft zahlreiche Testimonials von Besuchern und Künstlern sowie ein kleines Jazzlexikon von Martin Kunzler, das auch für Szenekenner interessante Informationen und Einblicke über die Biografien der auftretenden Künstler gibt.

Werner Herr ist stolz darauf, dass schon internationale Stars wie Lee Konitz, Ernie Watts, Jon Sass, Jimmy Woode, Phil Abraham, Allen Blairman, Keith Copeland, Joe Fonda, Tony Lakatos, Dave Meaney oder Ingrid Jensen auf der Vogelstang aufgetreten sind. Aber auch das Who is Who der Deutschen Jazz-Szene gibt sich im Nachtcafé die Klinke in die Hand: Thomas Siffling, Rainer Böhm, Rainer Heute, Anke Helfrich, Alexandra Lehmler, Rainer Pusch, Daniel Prandl, Olaf Schönborn, Dirik Schilgen, Nicole Metzger, Christoph Mudrich. . . Kabarettisten haben ebenso regelmäßige Aufritte im evangelischen Gemeindezentrum: Elmar Thüner und Michael Angierski alias Die ZWEIfler, Franz-Josef Feimer, Frederic Hormut, Arnim Töpel oder Madeleine Sauveur mit ihrem musikalischen Begleiter Clemens Maria Kitschen.

Sie alle schätzen das Nachtcafé für seine intime Atmosphäre, für die Herzlichkeit und den Enthusiasmus seiner Macher und für die Neugierde und Aufgeschlossenheit seiner Besucher. Vor allem die Nähe zum Publikum schafft immer wieder einzigartige Momente. "Selten habe ich so ein begeisterungsfähiges Publikum erlebt", schwärmt Saxofonist Olaf Schönborn, und auch der Bassist Michael Herzer (Les Primitifs, Töpelkings) erinnert sich an "einige wunderbare Konzerte", die er mit unterschiedlichen Formationen im Nachtcafé hatte: "Ich freue mich schon auf die nächsten", sagt er.

Stimmigkeit, Authentizität und Leidenschaft für die Musik - dafür will das Nachtcafé auch in Zukunft stehen, wenn es auch nur noch insgesamt sechs Veranstaltungen im Jahr geben wird. Das Programm für 2016 steht bereits. Die ZWEIfler im Januar sind eine feste Größe schon seit ihrer Premiere im Jahr 2001. Weitere Höhepunkte sind eine Band aus Berlin um den Trompeter Martin Auer und den Saxofonisten Florian Trübsbach - sie präsentieren im April "Kind of", ein Programm zum 25. Todestag von Mies Davis -, die Töpelkings mit Arnim Töpel sowie Adax Dörsam, der bei seinem Programm "Guitars of the World" 30 Gitarren mitbringen will.

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