Vogelstang

Ärger über wilde Müllkippen in Mannheim-Vogelstang

Seit Jahren schon gleicht die Zufahrt einer Tiefgarage in der Sachsenstraße einer Müllhalde. Ein dort ansässiger Bewohner setzt sich dafür ein, dass die Stadt agiert. Doch so einfach scheint es nicht zu sein

Von 
Kilian Harmening
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Regelmäßig landet wilder Müll vor der Tiefgarageneinfahrt in der Sachsenstraße 101-113. Es ist nicht die einzige Problemstelle auf der Vogelstang. © Bernd Gerold

Es sind Zustände am Straßenrand, die wirklich niemand gerne vor der eigenen Haustür vorfindet: Offene Müllsäcke liegen quer auf dem Gehweg umher, ihr Inhalt ragt teilweise bis auf die Straße, zerfledderte Pappkartons machen das Bild nicht gerade besser, ausrangierte Fahrrad- und Autoreifen, oftmals auch Möbelstücke, Kinderwagen, kaputte Wäscheständer. Illegal werden sie am Straßenrand abgestellt, wo sie nicht hingehören und regulär nicht abgeholt werden, es bilden sich Müllkippen und Müllhalden.

Für Bernd Gerold, der in der Sachsenstraße auf der Vogelstang wohnt, ist das seit Jahren Normalität. Auf einem kleinen Grundstück der Stadt, das direkt an die von ihm bewohnte Wohnanlage grenzt, stapele sich regelmäßig wilder Müll, berichtet der Anwohner verärgert und verzweifelt dieser Redaktion.

Schon immer habe das Grundstück als Ablagefläche für angemeldeten Sperrmüll gedient, der dann tags darauf von der Stadtreinigung abgeholt wurde. So weit, so gut. Doch etwa 2016 sei dies ins Kippen geraten, immer regelmäßiger und langfristiger sei dort wilder Müll abgestellt worden. „Zeiten ohne Müll gibt es so gut wie gar nicht mehr“, sagt Gerold über den aktuellen Zustand, und: „Es sieht bei uns aus wie in der Dritten Welt.“

So will die Stadt Mannheim illegalen Müll stoppen

Um dem Problem illegaler Müllablagerungen im Mannheimer Stadtgebiet entgegenzuwirken, werde innerhalb des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung aktuell ein Besonderer Ermittlungsdienst (BED) Sauberkeit eingerichtet, teilt Pressereferent Kevin Ittemann mit. Ziel sei, die Verursacher von Müllablagerungen zu ermitteln. Sobald die Konzeptionierungsphase abgeschlossen ist und der BED Sauberkeit seinen Dienst aufnimmt, werde die Öffentlichkeit hierüber informiert.

Außerdem laufe gerade eine Kampagne für mehr Sauberkeit in der Stadt (wir berichteten). Der Stadtraumservice gehe vor Ort in Schulen, um schon den Kleinsten den korrekten Umgang mit Abfall näherzubringen. Weiterhin würden an stadtbekannten Hotspots mehrsprachige Flyer ausgegeben, die auf die kostenlose (zweimal im Jahr) Abholung von Sperrmüll hinweisen.

Obwohl er eine Einzäunung der problematischen wilden Müllkippe in der Sachsenstraße nach Nachfragen dieser Redaktion nun prüfe, schrieb Ittemann dazu im Vorfeld: „Eine Einzäunung allein ist erfahrungsgemäß keine Garantie dafür, dass kein Müll mehr auf der eingezäunten Fläche landet.“ Menschen, die absichtlich oder fahrlässig Müll entsorgen, könnten den Zaun überwinden oder umgehen, um illegalen Müll auf der Grünfläche abzuladen. Ein Zaun allein könne diese unerwünschten Aktivitäten nicht vollständig verhindern. Selbst wenn die Grünfläche eingezäunt sei, könnten illegale Müllablagerungen außerhalb des Zauns erfolgen. „Ein Zaun kann also lediglich den direkten Zugang zur Grünfläche einschränken, aber nicht verhindern, dass Müll in der Nähe abgeladen wird“, bewertete Ittemann diese Maßnahme.

Gleichzeitig stellt Ittemann klar: „Der Stadtraumservice kann bei wilden Ablagerungen erst tätig werden, wenn diese im öffentlichen Raum illegal abgestellt werden.“

Als Eigentümerin ist die Stadt Mannheim verantwortlich

„Dass illegale Müllablagerungen im Mannheimer Stadtgebiet ein immer größeres Problem darstellen, ist der Verwaltung bekannt“, erklärt Kevin Ittemann, Pressereferent der Stadt Mannheim, auf Nachfrage der „MM“-Redaktion. Im Jahr 2023 seien an den betreffenden Hausnummern in der Sachsenstraße vier Meldungen über wild abgelegten Müll bei der Stadt eingegangen. „Diese Anzahl ist für einen verdichteten Wohnbereich nicht unüblich“, weiß Ittemann.

In der Vergangenheit sei gegen die wilde Müllkippe in der Sachsenstraße, die Gerold als regelrechte Mülldeponie bezeichnet, wenig unternommen worden. Gerold sieht hier die Stadt in der Pflicht, schlicht aufgrund der Tatsache, dass sie Eigentümerin des Grundstücks ist. Nachhaltige Maßnahmen habe die Stadt bisher nicht ergriffen. „Kurz gesagt, wollte sich die Stadt Mannheim einfach aus der Verantwortung für ihr Grundstück stehlen und uns die gesamten Kosten aufdrücken“, findet der Anwohner deutliche Worte für den bisher einzigen Vorschlag der Stadt, der gelautet habe, dass die Eigentümergemeinschaft vor Ort eine Patenschaft für das Grundstück übernehmen solle. Das hatte Bernd Gerold abgelehnt.

Seit einigen Jahren bestehe zwischen ihm und der Stadt stattdessen die Vereinbarung, dass Gerold immer dann Meldung gebe, wenn wieder Müll abgeladen wird und die Stadt ihn dann zeitnah räume. „Das ging eine Weile ganz gut, aber zum einen wurde der Müll nicht immer zeitnah abgeholt, und zum anderen wurde die Frequenz des Abladens immer höher“, berichtet Gerold weiter. Es habe sich eine Art „negativer Lerneffekt“ eingestellt, Trittbrettfahrer-Verhalten nach dem Motto: Wenn andere dort ihren Müll abladen, und er nach einigen Wochen abgeholt wird, dann werde ich das doch wohl auch dürfen. Ein Trugschluss, der zu einem Teufelskreis führt.

Es ist nicht die einzige Problemstelle im Stadtteil. „Das Thema von wilden Ablagerungen ist leider stadtweit problematisch“, ist Pressesprecher Ittemann im Bilde. Es gebe mehrere Grünzüge auf der Vogelstang, auch im Bereich des Wittenberger Wegs, der Mecklenburger- und der Pommernstraße, die beinahe durchgängig als Sperrmüll-Ablagezonen genutzt würden, wie es Anwohner vergangenen Herbst in einem Anliegen an den Bezirksbeirat (BBR) formulierten. Dieses sei nicht weiter verfolgt worden. „Seinerzeit wurde ich mit meinem Ansinnen, das Thema in den Bezirksbeirat zu bringen, irgendwie abgebügelt“, berichtet Gerold auch über entsprechende frühere Versuche.

Hinsichtlich der Behandlung im BBR könne die Stadt den genauen Vorgang an dieser Stelle leider nicht mehr verifizieren, reagiert Ittemann auf eine entsprechende Anfrage des „MM“. „Betonen möchte ich nachdrücklich, dass hinter jeder wilden und somit illegalen Müllablagerung immer Menschen stehen, die wissentlich der Allgemeinheit schaden und ihren Müll einfach auf der Straße entsorgen“, findet Pressereferent Ittemann deutliche Worte für das unreflektierte Verhalten der Müll-Verursacher. „Hier den schwarzen Peter ausschließlich der Stadt zuzuschieben, ist nicht angemessen und den über 300 Mitarbeitern der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung gegenüber nicht fair“, erörtert er.

Stadtverwaltung erwägt einen Zaun um das Grundstück

Für die Zukunft verspricht er, sich des Themas anzunehmen: „Der Ort gilt nicht unbedingt als Hot-Spot, da gibt es einige andere Stellen im Stadtgebiet. Nichtsdestotrotz wird geprüft, ob man an Ort und Stelle einen Zaun anbringen kann“, gibt Ittemann bekannt. Da hier mehrere Dienststellen bei der Stadt involviert seien, könne diese Prüfung und eventuelle Ausführung etwas Zeit in Anspruch nehmen. Eine kurzfristigere Lösung bestehe darin, ein Schild aufzustellen, mit dem Hinweis, dass Müll abladen verboten ist. „Ein solches Schild haben die zuständigen Kollegen in Aussicht gestellt“, kündigt Ittemann an.

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