Mannheim. Wie empfange ich Menschen, die aus ihrer Heimat geflüchtet sind und in Deutschland ankommen, wie rede ich mit Menschen, die nicht unsere Sprache sprechen, die tagelang auf der Flucht waren mit der Ungewissheit und Angst, Menschen, die nicht wissen, was sie in einem fremden Land erwartet, Frauen und Kinder, die ihre Männer und Väter im Krieg zurücklassen mussten und nicht wissen, ob sie sich wiedersehen?
Ausgehend vom Ältestenkreis der Erlöserkirche bildete sich eine Gruppe evangelischer Christen, die vom ersten Tag an durch Katholiken ergänzt wurde, um diese und weitere offene Fragen zu klären und zu helfen. Denn, das wissen Gisela Konrad, Anett Kruse, Mark Miller, Gisela Warzok, Ralf Kittel, Holger Kutz, Hermann Krauß und weitere Akteure, es gibt in Seckenheim gut 50 Flüchtende, die alle privat untergebracht sind. Die Idee ein Begegnungscafé für diese Menschen zu öffnen war eine Sache.
Geflüchtete sind untereinander vernetzt
Aber wo sollte man sich treffen ohne Gemeindehaus? Ein Anruf im Schifferkinderheim (SKH) bei Tim Ludwig genügte und dessen Leiter stellte erst einmal einen Raum sowie Kaffee und Kuchen zur Verfügung. Nicht alle gleichzeitig, aber bis zu maximal 40 Personen, je zur Hälfte Erwachsene oder Kinder und Jugendliche, kamen, um sich zu treffen, Erfahrungen auszutauschen und Beratung und Hilfe zu erfahren. Die Gespräche liefen gut, und für die Kleinen gab es Kicker, Bastel- und Malsachen.
Mittlerweile hat es mehrere Treffen gegeben. Die ukrainischen Flüchtenden sind untereinander vernetzt und tauschen sich aus, nutzen auch die städtische Anlaufstelle in Neuhermsheim. Sie fühlen sich im Begegnungscafé, das sehr gut angenommen wurde, und jetzt montags im Siedlerheim Suebenheim, Schwabenstraße 70, ab 15 Uhr geöffnet hat, bei einer Tasse Kaffee oder Tee und selbstgebackenem Kuchen wohl.
Fahrräder wurden organisiert
Siedlerchef Hermann Krauß begrüßt die Gruppe, will von den Initiatoren keine Saalmiete verlangen, denn es geht um Hilfe. Da konnten schon zwei Schüler in die Drais-Schule vermittelt, Handy-Nummern ausgetauscht, Anforderungen und Formulare besprochen und ausgefüllt werden. Ganz praktisch wurden Fahrräder organisiert, in der SKH-Werkstatt verkehrstauglich gemacht und an ukrainische Frauen gegeben, zwei Hortplätze vermittelt und eine Festanstellung in einem Restaurant ermöglicht. Eine ukrainische Montessori-Lehrerin für 3 bis 6-jährige konnte man vermitteln, eine Psychologin tritt demnächst eine Stelle im Mittelbadischen an.
Das Ziel ist in Sicht, alle hiesigen Flüchtenden mit Bedarf für Förderung und Beratung angesprochen und helfend unterstützt zu haben. Außerdem wird Anfang Juni ein halbes Dutzend ukrainischer Bürgerinnen die Heimreise antreten. Ob dann das Begegnungscafé noch erforderlich ist, bleibt offen. Die Bereitschaft zu helfen, steht indes unverändert. Dazu kommt, dass es ein Gesprächsangebot mit Treffen im Caritas-Raum „Café Catze“, Stengelstraße 3, jeden Donnerstag ab 15 Uhr gibt und das läuft jedenfalls weiter.
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