Seckenheim - Otto Bauder, Träger des Blümmel-Ehrenordens, wäre heute 100 Jahre alt geworden

Stets den Menschen im Blick gehabt

Von 
Hartwig Trinkaus
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Wenn sich heute um 13.45 Uhr an der Trauerhalle Repräsentanten von Sportverein 98/07, AWO und SPD einfinden, zum Grab eines Mannes gehen, dort innehalten und einer der großen Persönlichkeiten Seckenheims gedenken, dann gilt diese Geste Otto Bauder, der heute 100 Jahre alt geworden wäre.

Als Bauder am 21. Juli 2002 starb, hatte er über 90 bewegte Lebensjahre hinter sich. Das Arbeiterkind aus einfachen Verhältnissen lernte Maler, machte später den Meister und trat früh in die Jugend der SPD ein. Mitgliedschaften bei Naturfreunden, Arbeiter-Samariterbund und Freier Turnerschaft Seckenheim folgten. Inzwischen arbeitete er bei der Bahn und setzte sich gewerkschaftlich für seine Kollegen ein, obwohl schon die Nazis die Macht ergriffen hatten.

Bauder widersetzte sich den Nationalsozialisten, arbeitete in Gruppen mit. Wegen Vorbereitung zum Hochverrat wurde er von 1938 und 1941 inhaftiert. Diese schwere Zeit überstand er dank seiner Frau Hildegard, die er vier Wochen vor der Verhaftung geheiratet hatte. Als "wehrunwürdig" gebrandmarkt zog ihn 1942 die Wehrmacht ein, 1943 wurde er schwer verwundet.

Im Oktober 1945 aus der Gefangenschaft heimgekehrt, stand Bauder bereit, in der jungen Demokratie und in der SPD zu helfen, wo Hilfe nötig war. Er legte sich für die Seckenheimer SPD ebenso ins Zeug wie für Mannheimer Anliegen, blieb Ansprechpartner über Vereins-, Partei- und Konfessionsgrenzen hinweg. 1959 wurde Bauder in den Stadtrat gewählt, 25 Jahre gehörte er dem Stadtparlament an. Er war gefragter Kommunalpolitiker mit Bodenhaftung, leitete Jahrzehnte die Arbeiterwohlfahrt Mannheim und war angesehener Schöffe bei Mannheimer Gerichten.

Sportlich war Bauder zunächst Handballer bei den Freien Turnern, dann infolge des Nazi-Vereinsverbots 1933 Spieler beim TV 98. Als die "Freien" als Sportverein 1907 wieder zugelassen wurden, war Bauder ab 1947 Fußballabteilungsleiter, übernahm 1961 den SV-Vorsitz. Bauder gelang 1970 die Fusion mit Fußballvereinigung zum SV 98/07, weitere 16 Jahre Vorsitz, mit vierjähriger Unterbrechung, folgten. Über tausend Mitglieder hatte 98/07 zu Spitzenzeiten.

Bauders Engagement konnte nicht ohne Ehrungen bleiben. Es wurde ihm Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland, Landesehrennnadel Baden-Württemberg, Ehrenring der Stadt Mannheim, Ehrenteller des Turngau Mannheim sowie der Alfred-Blümmel-Ehrenorden, Seckenheims höchste Auszeichnung, verliehen.

AWO-Alten- und Pflegeheim und SV-Sportanlage trugen seinen Namen schon zu Lebzeiten. 20 Jahre war er Aufsichtsrat der Volksbank Seckenheim, wurde sowohl zum lokalen SPD- und SV 98/07 Ehrenvorsitzenden ernannt. Seinen Antrieb, sich gesellschaftlich in solch hohem Maße zu engagieren, hatte er zum 75. Geburtstag selbst formuliert, denn in allen Funktionen, in denen er tätig sei, habe er den Menschen im Blick, aller Einsatz habe seinen Mitmenschen gegolten.

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