Seckenheim. Ohrenbetäubender Lärm drang aus dem historischen Innenhof der Firma Hörgeräte Koob in Seckenheim. Das waren aber keineswegs falsche Töne, die da zu hören waren. Vielmehr spielte die Guggemusik „Heddesema Zahlekracher“ , um die Kerwe im Stadtteil zu eröffnen. Und das taten die Musiker mit der ihnen eigenen Vehemenz und Eindringlichkeit. Doch bevor sich der Zug in Bewegung setzte, nahm „Kerwe-Parrä“ Christian Blüthner einen Schluck aus dem riesigen Weinglas. „Es wird schon alles schiefgehen“, lachte er zusammen mit seinen Kerwefreunden.
Kerwe-„Brädischd“: Sicherheit der Radfahrer ein Thema
Alles hatten die Helfer des Vereins um Matthias Müller bestens organisiert. Besonders bequem hatte es die Kerweschlumbel, in diesem Jahr ganz besonders hübsch von Friseurin Meral Dalaslan gemacht, die auf der Pritsche eines Piaggio-Kleinlasters neben dem Pfarrer Platz nehmen durfte. Vornehm wurde sie über den Kirchplatz kutschiert. Am Steuer saß René Lenz, der gekonnt um die Pfosten herum jonglierte. Den eher ungewöhnlich anmutenden Zug begleitete die Jugendfeuerwehr, die den beliebten „Riwwälesskuchä“ in einer Prozession zum Rathaus trugen. Nicht vergessen werden dürfen die Gugggemusiker, die für Stimmung rechts und links des Weges sorgten. Am Rathaus angekommen wurde die Last erst einmal abgeladen und in viele kleine Stücke zerteilt. Am Ende blieb kein Streuselkrümel mehr übrig.
Unterdessen erhob Kerwepfarrer Blüthner seine Stimme zur „Brädischd“. Da wurde der oftmalige Wechsel in der Leitung des Bürgerdienstes angesprochen oder der häufige Änderung bei den katholischen Pfarrern. Da sah sich Blüthner schon als Nachfolger. Er werde demnächst seine Predigten wohl von der Kanzel in St. Aegidius halten, formulierte er nicht ganz ernst gemeint in Versen. Auch die Sicherheit der Radfahrer in der Seckenheimer Hauptstraße sei immer noch nicht in Ordnung. Da müsse unbedingt nachgebessert werden. Schließlich habe die Stadt zu einem Schildbürgerstreich angesetzt, weil sie den Schlossplatz wegen Bauarbeiten sperren wollten. „Ja habbe die net gewussd, dass im Oktober Kerwe is“, fragte Blüthner.
Aber jetzt konnte die Kerwe auch ganz offiziell eröffnet werden. Die Kerweschlumbel schaute nach einer kleinen Korrektur der Arme aus dem Rathaus dem munteren Treiben zu. „Die sieht alles, hört alles und verzählt mir alles“, riet der Kerwepfarrer davon ab, es in den vier Tagen Kerwe ja nicht zu bunt zu treiben.
Am Abend übernahmen die Fahrgeschäfte auf dem Schlossplatz die Unterhaltung der Besucher. Am Sonntag setzte sich das Spektakel fort. Um 10.30 Uhr war zum ökumenischen Gottesdienst in die Erlöserkirche eingeladen. Die Straßenkerwe eröffnete auf dem St. Aegidius-Kirchplatz Oberbürgermeister Christian Specht. Er wies im Beisein von Bürgermeistern, Gemeinde- und Bezirksbeiräten auf eine funktionierende Gemeinschaft im Stadtteil hin: „In Seggene ist immer was los. Das ist schön so.“
„Voll funktionierendes Team, das die Kerwe stemmt“
Die Kerweeschlumbl hatte ihren Platz am Rathausfenster verlassen und durfte bei den Reden auf dem Kirchplatz dabei sein. Der Vorsitzende des Kerwevereins, Matthias Müller, wies darauf hin, als er vor zehn Jahren das Amt übernommen habe, hätte gar nicht gestimmt. Die Kasse sei leer gewesen, neue Mitglieder hätte es auch nicht gegeben. Jetzt gebe es ein voll funktionierendes Team, welches die Kerwe stemme. Allerdings träume er davon, die Hauptstraße über die Kerwe in eine Fußgängerzone zu verwandeln. Aber die Kosten dafür seien zu hoch.
Am Kerwemontag organisierte die TSG Seckenheim ein Schlachtfest im Schlosssaal. Zunächst gab es Deftiges, anschließend Kaffee und Kuchen. Unter den Augen der Schaulustigen und der Feuerwehr, ging die Schlumbel am Dienstag schließlich in Flammen auf.
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