Wenn eine Gemeinde, wie dieses Jahr Seckenheim, auf eine 1250-jährige Geschichte zurückblicken darf, dann gibt es da jede Menge historischer Ereignisse, die festgehalten sind. Es gibt aber auch die Geschichtchen hinter der Geschichte, die nicht unbedingt ihren Eintrag in die Geschichtsbücher gefunden haben. Diesen kleinen Begebenheiten, die so stattgefunden haben oder haben könnten, widmete sich der Beitrag des Freundeskreises der Bücherei im Alten Rathaus Seckenheim zum Seckenheimer Ortsjubiläum.
Die Büchereifreunde hatten zu einem amüsanten Abend "1250 Jahre Seggene" eingeladen und durften sich über ein volles Haus in der Zweigstelle der Stadtbibliothek freuen. Die Aktiven des Abends Roland Müller (evangelischer Theologe), July Sjöberg (Kunsthistorikerin) und Birgit Hiefner (Kostümbildnerin), schlüpften in die Rollen historischer Persönlichkeiten und Persönchen. Alle drei sind langjährige Schlossführer in Heidelberg, Mannheim und Schwetzingen und somit bestens vertraut mit der Kurpfälzer Geschichte. In authentischen Kostümen und mit viel Spielfreude sowie großartigem Wortwitz ließen die Akteure in verschiedenen Spielszenen vergangene Jahrhunderte aufleben. So versetzten eine Reliquienverkäuferin und ein Zisterziensermönch vom Kloster Maulbronn das Publikum mitten hinein in das Jahr 1462, als am 30. Juni die Schlacht um Seckenheim tobte.
Sodann wurden die Gäste Zeugen einer pikanten Unterhaltung zwischen der Frau des kurfürstlichen Kutschers mit Pater Seeberg und erfuhren dabei, dass es am Hofe Carl Theodors doch sehr "menschelt". Man munkelte sogar, dass im Seckenheimer Schloss der Sohn des Freiherrn von Stengel ein unehelicher Abkömmling des Kurfürsten sei. Auch habe der Seckenheimer Kutscher in geheimer Mission eine Mätresse des Kurfürsten von Neckarhausen nach Mannheim kutschiert.
Die männlichen Besucher traten dann als Seckenheimer Bürgerwehr selbst in Aktion. Angefordert von Hofmarschall von Gayling, hatten die wackeren Seckenheimer Mannen nach der verschwundenen Großherzogin Stephanie von Baden zu suchen und dabei auch gleich noch die Gedenktafel an die Schlacht zu Seckenheim verschwinden zu lassen. Der Hofbeamte und Madame von Freistädt ließen es sich derweil im Seckenheimer Gasthaus "Zum Engel" gutgehen.
Bertha Benz machte schließlich auf ihrer Autofahrt von Pforzheim zurück nach Mannheim ebenfalls in Seckenheim Halt. Dort fand sie zwar kein Benzin, aber eine Bauersfrau, die nicht so recht an den Erfolg der neuen motorisierten Erfindung glauben wollte und deshalb lieber ihrem Pferd Lotte vertraute. Am Ende der Aufführungen hatten die Zuschauer an diesem vergnüglichen und kurzweiligen Gang durch die Jahrhunderte so viel Freude gehabt, dass sie sich mit langanhaltendem Applaus bei allen Mitwirkenden bedankten. soma
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