„Meine Heimat war die Neckarstadt-West bis zu meiner Heirat 1959“, erzählt Werner Geiss. Danach ist er mit seiner Frau Doris in die Otto-Beck-Straße in der Oststadt gezogen, wo er noch heute wohnt. „Seit 60 Jahren ist die Oststadt nun schon mein Zuhause, ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt er.
Werner Geiss wurde 1931 in der Käfertalerstraße 45 geboren und wuchs mit einer zehn Jahre älteren Schwester und einem drei Jahre älteren Bruder in der Neckarstadt-West auf. Seine Eltern hatten einen Großhandel für Eier, Butter und Käse in der Käfertalerstraße 45 und einen Lebensmittelladen in der Lenaustraße 10. Als der Vater 1940 zum Militär eingezogen wurde, führte die Mutter den Großhandel noch eine Zeit lang weiter, unterstützt von den drei Kindern, die mit einem Handwagen zum Riedbahn-Bahnhof am Alten Messplatz fuhren, wenn Waren vom Lieferanten ankamen.
Werner Geiss besuchte die Humboldtschule und wurde während der letzten Kriegsjahre, als die Bombenangriffe auf Mannheim zunahmen, am 24. September 1943 mit weiteren 120 Mannheimer Hauptschulkindern nach Wehr im Südschwarzwald „kinderlandverschickt“. Weil die Humboldtschule im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde, beendete Geiss seine Volksschulzeit in der Uhlandschule. Dort lernte er auch seine spätere Ehefrau Doris kennen. 1948 wechselte er zum Lessing-Gymnasium in der Oststadt. Der Unterricht fand damals im heutigen Gebäude der Tulla-Realschule statt.
Nach dem Abitur machte er zunächst eine kaufmännische Lehre bei der Firma Bopp & Reuther. Danach begann er ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität und kehrte nach seinem Abschluss in das Familienunternehmen zurück. Der promovierte Diplom-Kaufmann stieg vom Assistenten der Personalabteilung zum Direktor für Finanzen und Betriebswirtschaft bei Bopp & Reuther auf.
Nach seiner Hochzeit bot seine Firma der jungen Familie über ein Wohnungskonsortium eine Wohnung in der Otto-Beck-Straße an. Auf die Frage, was ihm an seinem Viertel gefällt, erklärt Geiss: „Es ist eine ruhige Gegend.“ Die östliche Erweiterung der Stadt – um die vorige Jahrhundertwende bis zur Otto-Beck-Straße und in den 1930er Jahren bis zum heutigen Planetarium – schließt sich unmittelbar am Friedrichsring an die Innenstadt an, ist im Norden begrenzt durch den Neckar und im Osten durch die Riedbahn bei der Hermsheimer Straße. Werner Geiss schätzt die großzügige Bauweise und die breiten Straßen – Augustaanlage und Otto-Beck-Straße –, die durch ihren schönen alten Baumbestand Alleen-Charakter haben. Vom Fenster seiner Wohnung im vierten Stock blickt der heute 87-Jährige ins Grüne. Und der Luisenpark ist in der Nähe. Sein Lieblingsplatz bei Spaziergängen (seine Frau ist verstorben) ist bei der Statue aus Stein vor dem Gerling Konzern – von ihm „Gerlinde“ genannt. Von hier aus hat er einen schönen Blick auf die Christuskirche mit dem Engel auf der Spitze, über den sich seine 1961 geborene Tochter Annette immer gefreut habe. Werner Geiss liebt die prächtigen alten Villen der Oststadt, die als großbürgerliches Pendant zur Schwetzingerstadt einheitlich geplant wurde.
Gute Nahversorgung
Vieles hat sich verändert. Nicht wenige Villen wurden in Büros umgewandelt. „Doch das ist für mich nichts Negatives, das ist bedarfsgerecht und man hat hier auch genügend Parkplätze“, findet Geiss. Hinzu komme die gute Infrastruktur: Das Theresienkrankenhaus, Schulen sind in der Nähe, Apotheken, Ärzte, Banken und Versicherungen. Nur ein Katzensprung ist es von seiner Wohnung bis zur Seckenheimer Straße oder in Verlängerung der Otto-Beck-Straße zur Metzgerei Bäuerle. „Hier findet man praktisch alles, was man braucht; wir waren und sind gut versorgt, das gefällt mir an meinem Viertel“, erklärt Geiss. Von hier aus sei man auch schnell in der Innenstadt, am Zug, auf der Autobahn oder an der Straßenbahn. Außerdem gibt es zwei Bushaltestellen vor der Tür. Auch alle Kultureinrichtungen sind in fußläufiger Nähe: das Theater, die Kunsthalle, das Planetarium, das Technoseum und der Rosengarten. Hier hat Werner Geiss, einst Fasnachtsprinz der Bernhardiner und heute Senator und Ehrenelferrat des „Feuerio“, viele heitere Stunden erlebt.
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