Nachhaltigkeit

Was im Repair Café in Mannheim-Schwetzingerstadt wieder zum Laufen gebracht wird

Reparieren statt wegwerfen lautt das Motto des Repair Cafés im Mannheimer Stadtteil Schwetzingerstadt. Die Initiative besteht seit 2016 und hat in der evangelischen Friedenskirche feste Sprechstunden

Von 
Bernhard Haas
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Schwetzingerstadt. Ein junger Mann in Arbeitskleidung steht ein wenig verlassen im Gemeindesaal der Friedenskirche. Er schaut sich um. Da sitzen an den Tischen in orange gekleidete Tüftler, die alle irgendein Werkzeug in der Hand halten, mit dem sie geschäftig hantieren. Endlich findet er einen Ansprechpartner. Er sei Schreiner, erklärt er, und wolle gerne sein Wissen und Können in die Arbeit im Repair-Café einbringen. In Fabian Müller findet er den richtigen Gesprächspartner. Er klärt ihn auf, was hier alles repariert wird und wie das alles abläuft, was hier gemacht wird.

Fabian Müller freut sich: „Auch das gibt es, dass sich freiwillige Helfer hier melden, um mitzumachen. Wir freuen uns über jeden, der ein wenig handwerkliches Geschick mitbringt und mitarbeiten möchte.“ Etwa alle acht Wochen gibt es immer samstags einen Termin, an dem Menschen vorbeikommen, die etwas zu reparieren haben, erklärt der für das Repair-Café verantwortliche Müller.

In der Zwischenzeit hat sich vor der Anmeldung eine kleine Schlange gebildet. Da kommen Leute herein, die eine Lampe, eine Schleifmaschine oder einen Computer repariert haben möchten. „Seit 2016 veranstalten wir etwa alle acht Wochen unser Repair-Café“, so Müller. Im Schnitt seien pro Termin zwölf ehrenamtliche Helfer vom Auszubildenden bis zum Rentner im Einsatz. Die Besucher erhalten zunächst fachkundige Unterstützung bei der Reparatur.

Pro Termin würden rund 40 Gegenstände zur Reparatur angenommen, die Erfolgsquote liege bei 50 Prozent, erläutert Müller. Eine Frau hat eine Winkelschleifmaschine in der Hand. „Irgendetwas mit dem Stecker funktioniert nicht. Vielleicht kann mir hier ja jemand helfen“, fragt sie sich. In der Tat kümmert sich einer der Helfer gleich um dieses Gerät. Es dauert ein wenig. Aber dann gibt er schließlich das Gerät wieder zurück: „So, jetzt können sie damit wieder arbeiten“, sagt der ehrenamtliche Elektriker. Zufrieden verlässt die Frau wieder den Saal der Christus-Frieden-Gemeinde.

Ein paar Tische weiter sitzen Felix Aleanakian und Ralf Sensbach zusammen und brüten ein wenig darüber, wie sie das am Boden stehende Gerät wieder in Gang bringen können. Es ist ein Rasenmäher, der einfach seinen Geist aufgegeben hat. Aber da es sich um ein Elektrogerät handelt, fehlt ihm kein Benzin. Die Elektrik hat einen Schaden erlitten. Jetzt ist guter Rat teuer. Erst muss der Mäher auseinandergebaut werden. Anschließend werden einige Kabel neu verlötet. Spannend wird es, als zum ersten Mal der Stecker wieder in die Steckdose gesteckt wird. Aber die Profis wissen, was sie tun.

Noch ein klein wenig rütteln, dann springt auch dieses Gerät wieder an und macht das, was es soll – den Rasen mähen. Sehr zufrieden schiebt der Besitzer das Gerät wieder aus dem Saal. Da der Rasen zu Hause ziemlich gewachsen sei, werde er den Rasenmäher sofort einsetzen und mähen.

Müller berichtet unterdessen: „Wir wollen eigentlich Hilfe zur Selbsthilfe geben. Das heißt, wer etwas mitbringt, der muss sich auch die Zeit nehmen und bei der Reparatur mithelfen. Nur wenn das nicht geht, machen wir das alleine.“ Weiter meint er: „Die Teilnahme am Repair-Café ist kostenlos. Durch die vielen ehrenamtlichen Helfer sind die Selbstkosten sehr gering. Wer möchte, kann etwas spenden. Das kommt dann der Christus-Frieden-Gemeinde zugute und wird auch genutzt, um die Kosten des Repair-Cafés zu decken oder kleinere Dinge anzuschaffen“.

Inmitten des Saales sitzen andere, die darauf warten, an die Reihe zu kommen. Die Zeit vertreiben sie sich damit, einen Kaffee zu trinken oder ein Stück Kuchen zu essen. Auch das wird kostenlos angeboten und durch freiwillige Helfer vorbereitet. Dafür ist ebenfalls eine kleine Spendenbox vorbereitet. Wer Hilfe beim Reparieren eines Fahrrades, Toasters, Radios oder eines anderen Gerätes benötigt, der darf im Repair-Café vorbeischauen.

Repariert würden Geräte aller Art. Allerdings gebe es auch Grenzen. So würden beispielsweise Mikrowellengeräte, Röhren-TVs, Smartphones und Tablets mit Displaybruch nicht repariert, erklärt Helfer Manfred Shita, der früher für den Stadtjugendring tätig war und hier nun Computer repariert.

Das nächste Repair-Café öffnet am 16. November um 11 Uhr in der Traitteurstraße. Am 19. Oktober ist die Reparaturwerkstatt von 11 bis 17 Uhr im Markthaus Neckarau (Im Morchhof 33-35) zu Gast.

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