Für die Bewohner des Altenpflegeheims beim Theresienkrankenhaus ist dieser Tag immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis: Wenn professionelle Musiker und Musikerinnen ein Konzert geben. Dieses Jahr gab es gleich zwei Neuheiten: Das Konzert fand erstmals im Foyer des Pauline-Maier-Hauses statt, so dass mehr Musikbegeisterte an dem Ereignis teilhaben konnten. Trotzdem war jeder Platz besetzt, und zahlreiche Rollstühle standen an den Enden der Stuhlreihen. Außerdem konnte das Konzert erstmals auf einem Flügel stattfinden, den ein Bewohner des Heims gespendet hatte.
Die Musiker sangen und spielten viele bekannte Werke, darunter die Arie "Bereite dich Zion" aus dem Weihnachtsoratorium von J.S. Bach und das "Ave Verum" von W.A. Mozart. Die Sängerinnen beeindruckten mit mächtigen und resoluten Stimmen, Saskia Bouma (Mezzosopran) mit schön entwickelnden Tönen, und Sabine Vinke (Sopran) erntete Applaus für ihre hohen Töne. Pianist Kai Adomeit überzeugte mit seiner Virtuosität, ganz besonders bei seinem Solo-Stück "Aufschwung" aus den Fantasiestücken Op. 12 von Robert Schumann. Besonders begeistert zeigte sich das Publikum bei "L'amour est un oiseau rebelle", der bekanntesten Arie aus Georges Bizets Oper "Carmen", gesungen von Saskia Bouma und beim "Vilja-Lied" aus Franz Lehárs Operette "Die Lustige Witwe", gesungen von Sabine Vinke. Aus dieser Solo-Arie wurde plötzlich eine Art Chor-Stück, weil so viele Konzertbesucher erfreut mitsummten.
Ähnlich bei anderen Stücken. Genau das mag Sabine Vinke, die für die Heimbewohner bereits zum dritten Mal ehrenamtlich singt: "Hier hat das Singen einen Sinn", sagt sie und freut sich, wenn Zuhörer mitgerissen werden und Mitwippen, im Rhythmus klatschen oder gar aufspringen. "So soll Singen sein", fügt sie hinzu. Da macht es auch nichts, wenn die Fahrstuhltür auf- und zu geht, Schlüssel klimpern oder eine Dame mitten im Konzert direkt an der Sängerin vorbeiläuft. "Das gibt Lebensqualität", lobt eine Angehörige einer Demenzkranken das Konzert. Auch Heimleiterin Radegunde Mösle findet das Konzert wichtig: "Das Altenheim soll eine Begegnungsstätte sein. Wir haben die Aufgabe, das Leben herein zu holen". Das läuft schon seit rund sechs Jahren so; seit Irene Kaumeyer die Initiative ergriffen hat. Und vielleicht folgen noch viele weitere Jahre.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/schwetzingerstadt-oststadt_artikel,-schwetzingerstadt-oststadt-so-sollte-das-singen-eigentlich-sein-_arid,30025.html