Schönau - Pädagogisches Angebot soll Kindern Selbstvertrauen vermitteln

Zirkus bringt den Stadtteil zusammen

Von 
Jan Karon
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Auf den Lauftrommeln konnten die Teilnehmer beim Kinderzirkus üben, die Balance zu halten - und gewannen dabei gleichzeitig auch an Selbstvertrauen.

© Rittelmann

Vorhang auf und Manege frei: Mädchen und Jungen haben auf der Schönau zwei Tage lang eigene Kunststücke im Kinderzirkus eingeübt. Organisiert hatten das Angebot die evangelische Gemeinde des Stadtteils und der Zirkus "Aladin". Der Kinderzirkus verfolgte dabei nicht nur das Ziel, die Kinder zum Schluss der Pfingstferien zu unterhalten. Spielerisch sollten auch zirkuspädagogische Inhalte vermittelt werden.

"Mit unserer Arbeit wollen wir motorische, kognitive und koordinative Fähigkeiten schulen. Im Gegensatz zum normalen Zirkus arbeiten wir aber gänzlich ohne Tiere", erklärte der Pädagoge Sebastian Herzog vom Zirkus "Aladin". Vor 14 Jahren sei er in den Beruf "reingestolpert", heute betreut er Kinder aus dem stationären und teil-stationären Bereich im Johann-Peter-Hebel-Heim in der Gartenstadt.

Herzog versteht den Kinderzirkus als offenes Angebot und Streetwork-Projekt für Anwohner und Laufpublikum. "Als Kind habe ich eines Tages angefangen, mit Diabolos zu spielen. Das hat mich in den Bann gezogen und motiviert, so dass ich weitergemacht habe",erzählte er.

An sechs Stationen unterrichtete Herzog gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern acht verschiedene Disziplinen: die Lauftrommel, die Laufkugel, das Rola-Bola-Wackelbrett (Balance-Übungen) sowie Tuch- und Poi-Jonglage, Tellerdrehen, die "Devil Sticks" und Diabolos (Geschicklichkeitsübungen). An jeder Station verbrachten die Kinder 15 Minuten, rotiert wurde im Uhrzeigersinn. "Die verschiedenen Betätigungsfelder sollen vermitteln: Probieren geht über Studieren", verriet die ehrenamtliche Betreuerin Alisha Tarman.

Vor Publikum präsentiert

Der dreitägige Workshop gliederte sich in einen Kennenlern-, einen Vertiefungs- und einen Inszenierungstag: Am ersten Tag sollten sich die mehr als 50 Kinder in allen Disziplinen versuchen, um herauszufinden, was ihnen am ehesten liegt. Am zweiten Tag konnten sich die Jung-Artisten dann auf Übungen konzentrieren, die ihnen am meisten zusagten. Und am dritten Tag wurden die neu erlernten Fähigkeiten dem Publikum auf der Schönau vorgeführt. Der Kinderzirkus stelle also "ein integratives Projekt dar, das die gesamte Nachbarschaft zusammenbringt", erläuterte Sebastian Herzog.

Initiiert wurde dieses bereits zum vierten Mal stattfindende Projekt von der evangelischen Gemeinde auf der Schönau. "Wir wollen den Kindern Selbstvertrauen beibringen. Sie sollen ein Gespür dafür entwickeln, was sie können und was nicht", sagte Pfarrer Johannes Höflinger, der an der Lauftrommel selbst Hilfestellung leistete. "Wir wollen dorthin, wo Menschen leben. Im spielerischen Umgang vermitteln wir dann einen Umgang mit dem Nächsten, bei dem jeder eigene Stärken einbringen und sich auf seine Betreuer verlassen kann", erklärte Höflinger das dem Projekt zu Grunde liegende Menschenbild.

Dass ein Kinderzirkus zum Ausgangspunkt von langfristigen Betätigungsfeldern für Kinder werden kann, zeigt das Projekt "Tilsiter Straße 24": Als die evangelische Gemeinde vor vier Jahren nach Räumlichkeiten für das Material-Lager des Kinderzirkus suchte, wurde ihr über die Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft GBG die leerstehende Wohnung in der Tilsiter Straße 24 vermittelt. Seitdem finden dort nahezu täglich Nachmittagsaktivitäten statt, bei denen Kinder gemeinsam die Bibel lesen, basteln und kochen. Durch den Kinderzirkus wächst die Gemeinde also auch außerhalb der Ferien zusammen.

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