Blumenau

Wie die Bewohner in Mannheim-Blumenau in den Mai feiern

Man kennt sich und feiert gerne in Mannheims nördlichem Stadtteil Blumenau - so auch bei der Maibaum-Aufstellung. Warum man dafür eine Raketen-Abschussrampe benutzt

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Katja Geiler
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Auf der Blumenau packen alle mit an – wie bei der Maibaumaufstellung der Sängerrose. © Katja Geiler

Er ist ziemlich lang und dünn, etwas sperrig und hat einen grünen Ring um den nicht vorhandenen Bauch, doch im Stadtteil Blumenau sind rund 120 Einwohner gekommen, um zu schauen, wie er auf dem Festplatz aufgestellt wird. Dabei liefert er sich mit mehreren Gästen ein Tauziehen, während im Hintergrund lustige Blasmusik aus einer Lautsprecherbox tönt.

Der Mai ist gekommen und wird mit dem traditionellen Maibaum begrüßt, den der Männer-Gesangsverein Sängerrose seit 1972 errichtet. Ganze 20 Meter ist er hoch und trägt die Wappenschilder der namensgebenden Orte der Blumenauer Straßen. In diesem Jahr kooperierte die Sängerrose mit der Siedlergemeinschaft und dem SC Blumenau. „Nach drei Jahren Corona-Pause ist das Maibaum-Aufstellen wieder möglich, aber die Veranstaltung kann aufgrund des Mangels an Helfern nicht mehr von der Sängerrose allein getragen werden“, so Jürgen Klopsch, erster Vorsitzender des Gesangsvereins.

Unterstützung kam auch von Schülerinnen und Schüler der Eugen-Neter-Schule, die die Schleifen bastelten und vom Kindergarten Regenbogen, der ein Lied mit Tanz beisteuerte. „Das Problem der Sängerrose ist die dünne Personaldecke. Viele Mitglieder sind verstorben oder gesundheitlich angeschlagen, so dass sie nicht mehr mitsingen können“, so Klopsch. Er rief die jungen Männer dazu auf, am Donnerstag, den 4. Mai um 20 Uhr in die Singstunde im evangelischen Gemeindesaal zu kommen.

Mit am Tau zog Erster Bürgermeister Christian Specht: „Ich bin Blumenauer des Jahres 2012 und immer wieder gerne hier. Es ist schön, dass so viele Leute gekommen sind, gerade für die Vereine, die während der Corona-Zeit nicht zusammenkommen konnten. Das ehrenamtliche Engagement hier ist groß.“ Letztes Jahr hätte das Maibaum-Fest sein 50. Jubiläum gehabt, doch es fiel ins Wasser, da die Regeln erst im April gelockert wurden. „zu kurzfristig für die Organisation“, meint Klopsch.

Nach der Errichtung wird auf der Blumenau noch bis in den Nachmittag hinein im Hans-Böttcher-Haus gefeiert, mit Kaffee, Kuchen und deftigem Buffet. Hier hat die Siedlergemeinschaft ihr Vereinsheim. „Wir kooperieren schon seit Jahren mit dem Gesangsverein, dass das Fest hier stattfinden kann“, sagt Martina Irmscher, zweite Vorsitzende. „Der Zusammenhalt muss da sein, sonst ist der Vorort bald nicht mehr vorhanden.“

Im Stadtteil gebe es wenig Firmen, der Vollsortierer- Kiosk wird liebevoll „Einkaufszentrum“ genannt. „Der katholischen Kirche droht die Schließung, auch die evangelische ist nicht mehr aktiv. Auch der evangelische Kindergarten soll geschlossen werden, dabei ist die Kita-Situation im Norden Mannheims prekär“, so Irmscher. „Auch der Gemeindesaal und somit das Wahllokal würde wegfallen, das ganze soziale Zentrum. Ich finde es nicht gut, dass die Kirchen es den freien Kräften überlassen, was weiterhin passiert“, fügt Michael Christill, erster Vorstand der Siedlergemeinschaft, hinzu.

Generationswechsel

Die Blumenau erlebt einen Generationswechsel, viele junge Familien ziehen in Häuser, deren Voreigentümer verstorben sind. „Die Lebensqualität hier im Stadtteil ist hoch, wir sind umgeben von Feld und Wald. Wir versuchen, die, die neu dazugekommen sind zu integrieren“, sagt Irmscher. „Die Feste werden gut angenommen, bei der Kerwe im September sind wir überrannt worden.“ An einem Tisch unter dem Festzelt vor dem Böttcher-Haus haben sich die Damen vom Tennis-Verein Blumenau zum Anstoßen mit Sekt niedergelassen.

Tolle Leute, tolle Gemeinschaft

„Ich wohne auf der Blumenau, gehe immer auf alle Feste, auch auf die Kerwe. Ich war Vorstandsmitglied bei den Siedlern“, so Monika Hechler. „Das Tolle hier ist: die Leute und die Gemeinschaft. Wir halten zusammen.“ Der Tennisverein, in dem die Damen sich kennenlernten, feiert in diesem Jahr sein 40. Jubiläum. Man wird das Gefühl nicht los, die Blumenauer sind eine große Familie. Der nächste große Termin: Die beliebte Kerwe am ersten Septemberwochenende. „Da helfen wir auch“, meint Hechler.

Früher wurde der Maibaum übrigens mühselig eingegraben und moderte, wenn die Erde feucht wurde, außerdem drohte er, umzufallen. Seit den 1980er Jahren gibt es daher die so genannte „Raketen-Abschussrampe“, eine Halterung aus Metall, die sicher im Boden verankert ist.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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