Landwirtschaft

Wie sich zwei Sandhöfer auf Bundesentscheid im Leistungspflügen vorbereiten

Holger Riffel und Max Wegerle trainieren zweimal täglich für den Wettbewerb am 1. September in Langenau. Für ein gutes Abschneiden ist Akribie und Präzision gefragt

Von 
Bernhatd Has
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Max Megerle (l.) und Holger Riffel bereiten sich akribisch auf die Meisterschaft in Langenau vor. © Bernhard Haas

Der Morgen stand unter keinem guten Stern. Am Abend zuvor hatte es stark geregnet. Daher konnte keine landwirtschaftliche Maschine auf einem Acker eingesetzt werden. „Es waren über 20 Liter pro Quadratmeter, die da von oben herunterkamen. Da können wir nicht pflügen. Das muss erst mal trocknen“, erklärt Holger Riffel. Aber Arbeit haben Max Wegerle und er dennoch: „Es kann immer noch etwas an den Feinheiten des Pfluges verbessert werden“, sagt Max Wegerle. Er wird es sein, der am 1. September den Traktor mit dem sogenannten Beetpflug beim 39. Bundesentscheid im Leistungspflügen für Baden-Württemberg im schwäbischen Langenau steuert.

Es mag zwar ein wenig kurios klingen, dass Landwirte in einem Wettbewerb Furchen im Acker ziehen. Riffel erklärt aber, dass der berufsbezogene Wettbewerb das Können der Teilnehmer verlangt. „Ein wenig Glück gehört allerdings auch dazu“, bekennt Riffel. Daher will das gut vorbereitet sein. Aus dem Grund werden jetzt jeden Tag zwei Trainingseinheiten, eine morgens und eine gegen Abend eingeplant. Abschließend wird das Ergebnis genauestens unter die Lupe genommen. Erst, wenn alles stimmt, geht es in den Feierabend.

Der Leistungswettbewerb hat in Sandhofen Tradition. In den 1960er Jahren begann Vater Riffel mit den Wettbewerben. Sohn Holger wurde von dem Virus infiziert, wie er es selbst ausdrückt. In Sandhofen habe sich so eine Interessentengruppe gefunden, die sich an Nordbadischen Meisterschaften beteiligten. Es seien immer drei bis vier Landwirte gewesen, die daran teilnahmen. 2021 fand schließlich der Landesentscheid in Sandhofen statt. Dabei erreichte Wegerle einen beachtlichen dritten Platz.

Riffel erzählt, dass er 1982 an der Weltmeisterschaft in Australien teilgenommen habe. Das sei schon eines der größten Erlebnisse gewesen und bleibe im Gedächtnis. Die zwei warteten nach dem Regen dann nicht darauf, dass der Acker trocknet. „Es gibt immer etwas am Pflug zu verbessern. Da wird auch mal das eine oder andere ausprobiert“, erzählt Wegerle.

Es gibt internationale Vorschriften, die genau eingehalten werden müssen. Scharfe Seche (das Pflugmesser vor der Schare) und Schare sind eine Selbstverständlichkeit. Die Wirkungen von Hydraulikventilen, Hebeln, Spindeln und Stützrädern auf die Arbeitseinstellung des Pfluges müssen geübt werden. Nur mit genauer Kenntnis der Vorgänge ist der Pflug schnell und korrekt auf die verschiedenen Arbeitsvorgänge einzustellen. Feinkorrekturen während der Fahrt sind oft das Geheimnis des Erfolgs. Ganz besondere Bedeutung kommt der Pflege des Streichblechs zu. Nach jedem Stopp, besonders aber vor längeren Pausen, muss es gereinigt und gegen Rost geschützt werden. Nur absolut blanke Streichbleche lassen Spitzenergebnisse zu, heißt es.

Teilnehmende dürfen nicht älter als 35 Jahre alt sein

Die Fläche, die bearbeitet wird, beträgt 0,2 Hektar, ist also 100 Meter lang und 20 Meter breit. Da komme es auf Feinheiten an, berichten die zwei. Jetzt, rund drei Wochen vor dem Wettkampf, wird täglich trainiert. Es gibt zwei Arten des Wettkampfes. Das Arbeiten mit dem Drehpflug und das Beetpflügen, was Riffel als „Königsdisziplin“ beschreibt. Da in Deutschland der Wettbewerb unter der Schirmherrschaft der Landjugend abgehalten wird, können nur Menschen bis zum 35. Lebensjahr teilnehmen. Dann müsse ein Jüngerer ran. In anderen Ländern sei das anders. In der Schweiz würden da auch über 70-Jährige teilnehmen, die mit „fast allen Wassern gewaschen seien“, lacht Riffel. Erfahrung spiele eben auch eine Rolle.

Die Richter, die die Leistungen bewerten, kommen alle ebenfalls aus der Landwirtschaft. Das Richten selbst sei mit dem Eistanz zu vergleichen. Es gebe eine A-Note für die Leistung und eine B-Note für den künstlerischen Eindruck, wissen die Trainingspartner. Wegerle wird von einer rund 40 Mann starken Fan-Gruppe zum Wettkampf nach Langenau begleitet. Da wird natürlich auch gefeiert, wissen Trainer und Pflüger.

Riffel und Wegerle werden nichts dem Zufall überlassen, wie sie verraten. „An der Sandhofer Kerwe fahren wir ins Schwäbische, um dort die Bodenverhältnisse zu untersuchen, denn die seien doch etwas anders als in Sandhofen. Darauf müsse der Pflug eben eingestellt werden. Auch auf das Zusammenspiel zwischen Schlepper und Pflug komme es letztlich an. Es müsse eben alles passen, sagt Wegerle, der Landmaschinenschlosser gelernt hat und daher genau weiß, welche Auswirkungen eine geänderte Schweißnaht haben kann.

Den Transport des Traktors und des Pfluges übernimmt Wolfgang Guckert vom Guckertshof. Weitere große Unterstützer sind laut Riffel die Firma Haustechnik Eberlein vom Scharhof, das Autohaus Fenzel und die Firma Friedel Brunnenbau, beide aus Sandhofen. „Ohne die wäre das gar nicht möglich“, meint Riffel. Die Anhänger des doch etwas kurios anmutenden Wettbewerbs, sind jedenfalls schon gespannt, wie sich Wegerle im Wettbewerb in Langenau schlägt, und werden ihn lautstark unterstützen.

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