Sandhofen. Wer bei den Kleingärtnern in Sandhofen eine Anlage pachten möchte, muss sich auf einer längere Warteliste eintragen lassen. „Alle 377 Parzellen sind vergeben“, berichtete Vorstand Tano Allegra beim Fest zum 120-jährigen Bestehen des Vereins im Hof der vereinseigenen Gaststätte „Gardenia“.
Viel Mühe hatten sich die Helfer gegeben, um ein solches Fest auf die Beine zu stellen, wie Cornelia Allegra erzählte. Eine Woche hatten alle gemeinsam gearbeitet, um das Festzelt aufzubauen und gemütlich herzurichten. Auch der Kartoffelsalat wurde angerichtet und viele Zwiebeln mussten geschnitten werden. Aus denen wurde eine Soße, die auf die Steaks verteilt wurde.
„Das schmeckt wirklich sehr gut“, meinte Besucherin Ines Neid und schnitt sich ein Stück von ihrem Steak mit Zwiebel ab. Sie freute sich auch über die Musik, die die Rheinauer Seebären um den musikalischen Leiter Markus Schnell zu Gehör brachten. Gerade sangen sie davon, dass Seeleute vor allem „Rum aus Jamaika“ lieben und dass ein Besuch nachts um halb eins auf der Reeperbahn immer lohnenswert sei. „Diese Art von Musik höre ich halt gerne“, so Neid. An einem anderen Tisch schunkelten sechs Damen bereits gut gelaunt und sangen „Am Golf von Biskaya“. Der Shanty-Chor beendete seinen Auftritt mit dem „Ave Maria der Meere“. Die Zuhörer spendeten viel Beifall. Nur kurze Zeit später übernahmen „Die Zwee“ mit Horst Karcher am Akkordeon und Günter Hamann am Schlagzeug. Wem es in der Zwischenzeit ein wenig zu kühl geworden war, dem wurde durch diese Art der Musik wieder mächtig eingeheizt. Da blieb der eine oder andere doch länger sitzen, als er ursprünglich wollte.
Die Gartenfreunde blicken auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Am 26. Februar 1904 wurde der 1. Gartenbauverein Sandhofen von 40 Bürgern des Stadtteils gegründet. Durch die damals geförderte Topfblumenzucht wurden das Fenster, der Balkon und das Straßenbild bereichert. Die Gründer waren zum großen Teil Landwirte, dazu einige wenige Fabrikarbeiter.
Kampf mit der Stadtverwaltung um mehr Gelände
Im Jahr 1906 legte die Vereinsleitung in der Gaststätte „Morgenstern“ eine Interessenliste für ein Stück Land aus. Dem Verein wurden von der Stadt Mannheim etwa 60 Grundstücke von je 22 Ar zur Verfügung gestellt. Nach dem 1. Weltkrieg vergrößerte sich die Zahl der Garten-Interessenten. Der Kampf mit der Stadtverwaltung um Gelände entbrannte erneut. Der Verein erhielt eine Fläche für etwa 250 Gärten.
Das hielt nicht lange an. Die Stadtverwaltung kündigte einen Teil des Geländes wieder auf. Rund 180 Kleingärtner mussten ihr liebgewordenes und wohl gepflegtes Gärtchen aufgeben. Im Jahre 1927 konnten 48 neue Gärten bereitgestellt werden. Drei Jahre später kamen weitere 78 Gärten dazu.
Auch Sandhofen wurde größer, und somit war auch das Interesse für Kleingärten dementsprechend groß. Im Jahr 1938 kamen nochmals etwa 50 Gärten hinzu.
So wurde der Verein immer größer, und die einst von 40 Männern gegründeten Gemeinschaft verfügt heute über insgesamt 377 Parzellen. 1938 wurde auch der Vereinsname geändert. Aus dem 1. Gartenbauverein Sandhofen wurde der „Kleingartenverein Mannheim-Sandhofen“.
In den letzten Jahren hatte der Verein immer wieder einmal Ärger mit der Wasserversorgung. Sie muss mit hohen Aufwendungen instand gehalten werden.
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