Mannheim. Das war offensichtlich ganz knapp: Dem Reit- und Fahrverein Sandhofen drohte im Oktober vergangenen Jahres die Insolvenz. Schuld daran waren anstehende Rechnungen, die damals für die kommenden drei Monate mit etwa 25 000 Euro veranschlagt wurden, und ein defizitärer Einstellerbetrieb, der ohne Schulpferde monatlich allein mit rund 2200 Euro beziffert wurde.
Als erste Maßnahmen wurden damals erst einmal alle Rabattierungen aufgehoben und der Betrieb auf Selbstversorgung umgestellt. Diejenigen Reiter, die ihre Pferde untergestellt hatten, mussten ihre Tiere selbst füttern und auch die Boxen selbst ausmisten. Innerhalb kurzer Zeit konnte ein Helferkreis dann über Spenden und erlassene Rechnungen mehr als 38 000 Euro sammeln. Für das Aufarbeitungsteam, das den Verein auf Vordermann bringen soll, bedankte sich für diese Unterstützung Maike Bäcker sehr herzlich.
Dass das alles nicht ohne Kündigungen über die Bühne ging, soll nicht verschwiegen werden. Es ging auch nicht, ohne einen Anwalt einzuschalten. Aber die verbliebenen Einsteller sowie die Mitglieder wurden in allen Fragen vom Aufarbeitungsteam unterstützt. Wie auch die Mitglieder des Teams ihrerseits Unterstützung bekommen hätten, so Bäcker. Jedenfalls sei bei einem Treffen vergangene Woche keine schmutzige Wäsche gewaschen worden.
Aber alle Kosten wurden genau unter die Lupe genommen – und der Verein blickt nun wieder positiv in seine Zukunft. Beim Pferde-Pensionsbetrieb wurden neue Einstellerverträge abgeschlossen und die Stallungen wurden optimiert. Die Außenboxen sollen vergrößert werden: Aus drei Boxen will der Verein zwei machen. „Wer Lust hat, da Hand anzulegen und sich womöglich im Schweißen auskennt, ist herzlich eingeladen, mitzuhelfen“, warb Maike Bäcker um Freiwillige.
Neues Softwareprogramm
Sechs Kündigungen habe es über die Finanzkrise dennoch gegeben. Zum 1. Mai werden noch Besitzer gesucht, die ihre Pferde unterstellen möchten. Mittlerweile ist der Betrieb so umgestellt, dass von montags bis freitags die Pferde versorgt und die Stallungen gemistet werden. Lediglich am Wochenende müssen die Pferde von den Einstellern selbst versorgt werden.
Auch die Mitgliederverwaltung wurde auf ein neues Softwareprogramm umgestellt. „Jetzt können wir direkt mit dem Steuerberater kommunizieren“, freute sich Bäcker. Die Mitgliederverwaltung wurde überprüft und auf den neuesten Stand gebracht. Die Arbeitsdienste wurden neu sortiert. Auch Vorstand und Beirat sollen bei der nächsten Mitgliederversammlung neu gewählt und mit neuen Aufgaben bedacht werden. Ein Jugendteam wurde inzwischen bereits gewählt.
Im Sportbetrieb wurden Möglichkeiten gesucht, die Schulpferde besser auszulasten. Ein neues Voltigierangebot und ein neues Reitstundenkonzept wurden erarbeitet. Für die Zukunft ist geplant, Lehrgänge auszuweiten und das Angebot für externe Reiter zu verbessern. Aus vergangenen Veranstaltungen wie Schlachtfest, Adventsmarkt, Après-Ski- und Fasnachtsparty wurde dank vieler ehrenamtlicher Helfer ein Überschuss von über 10 000 Euro erwirtschaftet, verkündete das Aufarbeitungsteam.
Änderungen bis Ende des Jahres
Die Finanzen des Vereins bewegen sich daher in positiver Richtung. Alle kurzfristigen Verbindlichkeiten seien ausgeglichen worden. Die Kontostände weisen den Angaben zufolge zum 1. März positive Entwicklungen auf. Der Schulbetrieb mit fünf Schulpferden ist nur noch leicht defizitär, wie auch der Pensionsbetrieb. Das werde sich aber bis Jahresende ändern, so der Verein. Es stehen aber auch große Aufgaben bevor. So werde über die Sanierung des Hallendachs und den Einbau einer Solaranlage verhandelt. Die Ausschankgenehmigung für das Reiterstübchen soll erneuert werden. „Wer eine Veranstaltung plant, ist herzlich willkommen, diese hier durchzuführen“, warb Bäcker.
Für das laufende Jahr sind viele Veranstaltungen geplant. So stehen die Ostereiersuche, ein Lehrgang mit Pferdewirtschaftsmeister Arthur Scherer, das Maibaumaufstellen am Stich, ein Zeltlager, die Sandhofer Kerwe, Herbstturnier und Adventsmarkt auf dem Programm des Vereins. „Es geht weiter. Der Verein wird wieder aufblühen“, gaben sich Maike Bäcker und ihre Mitstreiter am Schluss unter dem Beifall der Anwesenden zuversichtlich.
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