Rheinau - Risiken für den Forst sollen verteilt werden / Rundgang im Dossenwald mit den Grünen-Politikerinnen Gabriele Baier und Susanne Aschhoff

Wie im Dossenwald in Mannheim-Rheinau artenreiche Baum-Bestände wachsen

Von 
Bernhard Haas
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Stefan Wilhelm (l.), hier unter anderem mit Stadträtin Gabriele Baier und Landtagsabgeordneter Susanne Aschhoff (3. und 4. v.l.), erläutert anhand eines Ökogramms, dass die Rotbuche eine der natürlichen Baumarten im Dossenwald ist. © Bernhard Haas

Mannheim. Die Kiefern sterben großflächig ab. Mittlerweile leiden auch Buchen und Eichen sichtbar im Mannheimer Dossenwald. Das erfuhren rund 20 Interessierte bei einem Rundgang durch das Naherholungsgebiet zusammen mit dem Leiter der Unteren Forstbehörde, Dr. Stefan Wilhelm. Eingeladen hatte die Fraktion der Grünen im Gemeinderat, um über den Erhalt und die Zukunft der Grünen Lunge zu diskutieren. „Das Sterben der Kiefern ist nichts Neues, nur hört es nicht mehr auf“, erklärte Wilhelm zu Beginn des Spazierganges.

Die beteiligten Bürger sollten aber auch den Blick nach oben auf die Kronen von Eichen und Buchen richten, den auch dort wird sichtbar, dass diese Baumarten leiden, so der Leiter der Forstbehörde. Die Ursachen seien vielfältig. So mache sich der Klimawandel mehr als deutlich bemerkbar. Auf den trockenen Sandböden könne das Wasser nicht gehalten werden, wurde erläutert. Die Temperaturen im Dossenwald seien noch extremer als vergleichsweise am Kaiserstuhl. Dort sei es zwar im Sommer wärmer, aber es würde auch viel mehr regnen.

Der Niederschlag im Dossenwald beträgt rund 600 mm je Quadratmeter mit sinkender Tendenz. „Wir müssen die Risiken für den Wald verteilen“, so Wilhelm. Das bedeutet im Endeffekt, weg von Monokulturen, Anbau von klimaresistenten heimischen Baumarten. Wilhelm machte deutlich, dass es in dem Naherholungsgebiet nicht um möglichst große Holzerträge gehe, sondern darum, den Wald als Erholungsgebiet für die Bewohner zu erhalten.

Fakten zum Thema

  • Mehr als 1 800 Hektar Wald umgeben die Stadt Mannheim.
  • Im Norden liegt der Käfertaler Wald. Im Westen am Rhein grenzen der Waldpark und die Reißinsel an die Stadtteile Lindenhof und Neckarau an. Im Süden bei Rheinau liegt der Dossenwald.
  • 68 Prozent der Waldfläche in Mannheim gehört der Stadt, 15 Prozent dem Land Baden-Württemberg und 17 Prozent der Evangelischen Stiftung Pflege Schönau, der Deutschen Bahn und Privatpersonen.
  • Mit einem Waldanteil von 12,7 Prozent im Stadtkreis liegt Mannheim als Schlusslicht weit unter dem durchschnittlichen Waldanteil der Großstädte Baden-Württembergs.

An anderer Stelle im Wald verdeutlichte Wilhelm ein weiteres Problem: die spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina). Dieser ursprünglich aus Nordamerika stammende Strauch bildet in lichten und offenen Waldbereichen eine dichte, geschlossene Decke, die weder Licht noch Wärme auf den Boden lässt. Das behindert vor allem die natürliche Verjüngung der Eiche. Da die Traubenkirsche bei uns keinen Baum bildet, sondern nur zu einem Strauch wird, soll sie langfristig zurückgedrängt werden. Um aber die Naturverjüngung zu gewährleisten, müssen die anschließend neu gepflanzten Eiche vor Wildverbiss geschützt werden. Wilhelm weiter: „Vor allem vor Kaninchen müssen die jungen Pflanzen geschützt werden.“ Ohne Schutz geht es laut Wilhelm nicht.

Mehr Aufwand, höhere Kosten

Dabei müsse man von den Wildschutzspiralen aus Kunststoff wegkommen und viel mehr Kleinzäune bauen. Dies bedeutet gleichzeitig mehr personeller Aufwand und damit verbunden höhere Kosten. Ein letzter Punkt wurde angesprochen: Das Holz-Rücken mit Pferden. Der Tritt eines Pferdes übt allerdings ungefähr einen doppelt so hohen Bodendruck aus wie ein Schlepperrad. Tatsächlich entstehen durch die Hufeindrücke jedoch keine breitflächigen Oberbodenverdichtungen oder durch Radschlupf verursachte Bodenverletzungen. Daher gilt auch hier, dass es nicht nur eine einzige Lösung gibt. „Das Pferd ist auch hier kein Allheilmittel,“ so Wilhelm.

So gibt es nach Ansicht des Abteilungsleiters auf dem Weg zu einem klimastabilen, artenreichen Mischwald nie nur einen Weg, aber man müsse sich Gedanken machen wie das Ziel erreicht werden kann.

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