Mannheim. Pulsierendes Leben mitten im Dossenwald: Hier dreht sich alles um die Dreikäsehochs und den neuen Waldkindergarten auf dem Pfingstberg. Eigentlich startete der Betrieb des Kindergartens im Dossenwald schon Anfang April. Aber es braucht auch einen offiziellen Festakt zur Eröffnung. Feierliche Reden, ein gesundes Buffet und strahlende Kinder: Jetzt war es also endlich soweit. Ein dickes Band verhinderte symbolisch den Zugang zum Bauwagen – Ausgangsort für tägliche Ausflüge in eine neue Abenteuerwelt.
Vor dem mussten Eltern, Geschwister, Mitarbeiter der Stadt und auch Ehrengäste – Stadtrat Thorsten Riehle sowie die Bezirksbeiräte Ulrike Kahlert und Markus Schwarz-Riehle (alle drei SPD) – warten, bis der „offizielle Teil“ eines solchen Festakts erledigt war. Aber der städtische Kita-Koordinator Andrew Ballantyne, die pädagogische Leiterin des Waldkindergartens und die Vorstandsmitglieder des Trägervereins Urwüchsig e.V. fassten sich im Angesicht der aufgeregten kleinen Ehrengäste ungewöhnlich kurz in ihren Festreden.
Es hatte nur eineinhalb Jahre gedauert von der ersten Kontaktaufnahme des Vereins mit der Stadt bis zur Realisierung des ersten Waldkindergartens in Rheinau, berichtete Ballantyne. Man habe das aber solide vorbereitet „mit viel Engagement und Herzblut“ und die Gelegenheit für den passenden Standort auf dem Pfingstberg genutzt. Kindergartenleiterin Johanna Keller greift mit ihrem Team die pädagogischen Besonderheiten des Waldes im Kindergarten-Alltag auf.
Der Waldkindergarten ist eine innovative Bildungseinrichtung für Kinder im Vorschulalter. Die Drei- bis Sechsjährigen wachsen sowohl im Sommer als auch im Winter in der freien Natur auf. Bei besonderen Wetterlagen können sie sich in den drei Meter breiten und zehn Meter langen Bauwagen zurückziehen. Zufluchtsort bei schlechtem Wetter oder Waldbrandgefahr ist das Jugendhaus Hochstätt. Lisa Sand und Stefanie Celic vom Vorstand des Trägervereins erinnerten an die Vorgeschichte: Keimzelle des Vereins war der im September 2020 ins Leben gerufene Eltern-Kind-Waldtreff, der sich großer Resonanz erfreute.
Im März 2021 gründete sich der gemeinnützige Verein Urwüchsig e.V. mit dem Ziel, Naturkindergärten zu errichten und zu unterhalten sowie weitere naturpädagogische Veranstaltungen für Kinder anzubieten. Was Lisa Sand fehlte im Regelkindergarten war diese enge Verzahnung mit der Natur. „Die Natur ist etwas, was es zu schützen gilt, und in einem Waldkindergarten kann man Themen wie Umwelt- und Naturschutz so spielerisch vermitteln wie auch alle Angebote in einem Regelkindergarten“, erklärte die Rheinauerin.
Kindern einen geschützten Aufenthalt in der freien Natur mit vielseitigen Angeboten ermöglichen, das wollten die Mitglieder des Vereins. Im April erfüllte sich dann ihr Traum, denn da konnten der Waldkindergarten im Dossenwald bei Pfingstberg und der Wiesenkindergarten in Edingen-Neckarhausen mit dem Betrieb starten. Jeweils 20 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren kann jeder Kindergarten aufnehmen, pro Kindergarten wurden 2,7 Stellen ausgeschrieben.
Ein richtiges Raumwunder
Sand und Celic sind dankbar, der Stadt für ihr stets offenes Ohr und die konstruktive Hilfe, den Eltern für ihre Unterstützung sowie den Sponsoren, ohne die die Realisierung des Naturkindergartens nicht möglich gewesen wäre. Feierlich wurde die Sponsorentafel am Bauwagen enthüllt. Danach konnten die Gäste einen Blick in den großen Bauwagen werfen: Ein richtiges Raumwunder mit einer Hochebene zum Ausruhen und Kuscheln, einem Sitz- und Bastelbereich mit kleinen Hockern und Tischen, einem Schrank, Heizung, Kompost-Trenn-Toilette und Garderobe und einer kleinen Ecke für die Mitarbeiter.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/rheinau-hochstaett_artikel,-rheinau-hochstaett-wie-ein-bauwagen-in-mannheim-pfingstberg-zum-lern-und-lebensort-fuer-kinder-wird-_arid,1967016.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/rheinau-hochstaett.html