Pfingstberg. Hinter dem Schreibtisch der Schulleitung in der Pfingstbergschule nimmt Neslihan Kücük-Langer als Schulleiterin den Platz ihres Vorgängers Harald Knapp ein. Voller Tatendrang begegnet Kücük-Langer, die als Lehrerin die Fächer Deutsch, Ethik und Geographie unterrichtet und bis Sommer 2024 an der Johannes-Kepler-Gemeinschaftsschule in K5 tätig war, ihrer zugewiesenen Aufgabe als pädagogische Lenkerin der Ganztages-Werkreal- und Grundschule auf dem Pfingstberg.
„Wir müssen für Kinder, die nicht mit Spitzenleistungen auffallen, auch eine Verantwortung übernehmen. Ich möchte sie bestmöglich fördern, damit sie eine sinnvolle Teilhabe in der Gesellschaft erfahren“, beschreibt Kücük-Langer ihren Lehransatz. Am Rande eines ruhigen Wohngebiets mit Bewaldung liegt die Pfingstbergschule. Hinter dem Hauptgebäude befindet sich ein Teich mit Fischen. „Mir gefällt das Grün auf dem Campus, das hat man in der Innenstadt nicht“, freut sich Kücük-Langer. „Im Sommer hat das was Mediterranes, es weht ein Duft der Kiefern herein, wenn der Wind weht“, begeistert sich die 38-Jährige.
In dieser parkähnlichen Idylle dürfen die rund 490 Schülerinnen und Schüler dem Unterricht von mehr als 50 Lehrerinnen und Lehrern beiwohnen. Wofür die Heranwachsenden dankbar sein können. „Die Kinder sind Glückspilze“, findet Kücük-Langer, die in Ulm aufwuchs und deren Großeltern als türkische Gastarbeiter in den 1950er Jahren nach Deutschland kamen.
An der Pfingstbergschule nimmt Leiterin Kücük-Langer die Mädchen und Jungs als friedfertige Individuen wahr. „Ich finde es toll, wie die Kinder auf einen zuspringen, voller Motivation, in die Schule gehen zu dürfen“, zeigt sich die Deutschtürkin begeistert, die Mutter von zwei Söhnen ist. Mit herzlicher Fürsorge versteht sich Neslihan Kücük-Langer, die selbst einem bildungsfernen Milieu entstammt und deren Vater beruflich als Taxifahrer durch die Ulmer Innenstadt kurvt, als engagierte Kulturvermittlerin.
In ihrer Jugend diente Kücük-Langer als zweisprachig aufgewachsene Dolmetscherin zwischen der türkischen Ulmer Community und den deutschen Nachbarn. Überhaupt hat die Wahl-Mannheimerin ein Faible für Mehrsprachigkeit. „Ich baue Brücken zwischen den verschiedenen Welten“, erklärt die Pädagogin. „Eine meiner Aufgaben ist es, den Bildungsplan umzusetzen“, gewährt Kücük-Langer einen Einblick. Mit ihrem Ehemann Paul Langer, der als Professor für digitale Transformation an der Hochschule in Worms unterrichtet, schrieb sie das autobiografische Kinderbuch „Lucy liebt Böreks“.
Nach erfolgreich bestandenem Abitur im Jahr 2006 studierte Neslihan Kücük-Langer in Weingarten am Bodensee und in Freiburg, jeweils an der Pädagogischen Hochschule. Nach einem Referendariat in Ulm verschlug es die junge Lehrerin, die 2008 für ein Auslandssemester acht Monate in Brasilien lebte, im Jahre 2012 nach Mannheim an die Johannes-Kepler-Schule. „Ich bin durch die Quadrate gelaufen und Mannheim war mir sofort sympathisch“, erinnert sich die Sprachwissenschaftlerin. An der Kepler-Schule stieg sie schnell zur Konrektorin auf.
Nicht zuletzt möchte Kücük-Langer den ihr anvertrauten Schützlingen bewusst machen, was es bedeutet, als mündige Bürgerinnen und Bürger in einer westeuropäischen Demokratie zu leben. Damit die Sprösslinge lernen, wie man konstruktiv miteinander diskutiert. Um mit positiven Kräften schlechten Entwicklungen wie Rassismus, Antisemitismus, Islamismus und Antiziganismus entgegenzuwirken. Unter Antiziganismus versteht man eine feindselige Einstellung der Volksgruppe Sinti und Roma gegenüber. „Wir leben in einer kulturellen Vielfalt. Das ist wunderschön, aber auch herausfordernd“, weiß Lehrerin Neslihan Kücük-Langer.
Am Mittwoch, 19. Februar 2025, lädt die Schulleiterin zum Tag der offenen Tür in die Pfingstbergschule ein.
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