Innenstadt/Casterfeld

"reconnected!" - Wie eine Konzertreihe die neue Verbundenheit der Liedertafel in Mannheim-Theinau zeigt

Was die Liedertafel in der wohl ungewöhnlichsten Kirche im Umkreis, St. Konrad im Mannheimer Stadtteil Casterfeld, gemeinsam mit Logo-Chor (Heidelberg), Kammerphilharmonie und Solisten bot, verdient Beachtung

Von 
Sylvia Osthues
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Die Chöre der Liedertafel und des LogoChor mit der Kammerphilharmonie und den drei Solisten unter Leitung von Ferdinand Dehner in St. Konrad. © Sylvia Osthues

Joseph Haydn, der große österreichische Komponist, hätte seine helle Freude gehabt, hätte er der Aufführung mit Auszügen aus seinem Werk „Die Jahreszeiten“ durch die Chöre der Mannheimer Liedertafel und LogoChor Heidelberg, der Kammerphilharmonie Mannheim und der Solisten Johanna Beier (Sopran), Ferdinand Keller (Tenor) und Konstantin Ingenpaß (Bariton) zum Auftakt der Konzertreihe „reconnected!“ beigewohnt.

Mehr als 200 Zuhörer

So mancher der über 200 Besucher war sicherlich mit einer besonderen Vorstellung zum Konzert in der Kirche St. Konrad gekommen. Die Hörer waren gespannt darauf, wie die Künstler um Ferdinand Dehner (Projektleitung, Dirigat), Rose Maria Vischer (Konzeption, Dramaturgie, Schauspiel), Cora Hannen (Dramaturgie, Regie) und Yasin Wörheide (Bühnenbild, Licht) die unterschiedlichen Partien aus „Die Jahreszeiten“, eingebettet in einen modernen Kontext, umsetzen.

Es war ein großartiges Konzert, das unter dem Titel „reconnected.wissen!“ zur Darbietung kam: Drei exzellente und bestens präparierte Solisten, ein brillanter Chor, eine vortreffliche Kammerphilharmonie Mannheim und alle zusammen unter der exzellenten Stabführung von Ferdinand Dehner. Das meisterhaft dargebotene und um kritisch-zeitgemäße Kommentare aus Friedrich Dürrenmatts „Portrait eines Planeten“ durch Rose Maria Vischer, Dirigent Dehner und Chor erweiterte Werk begeisterte außerdem mit einer Uraufführung. Das Publikum war begeistert und spendete den mehr als 120 Künstlerinnen und Künstlern langanhaltenden Beifall.

„Die Jahreszeiten“, das 1801 uraufgeführte und letzte der vier Haydnschen Oratorien, setzte ein mit dem fliehenden strengen Winter. Mit liebevollen, teilweise auch ironischen Schilderungen der Natur und des Landlebens zeichneten Chor, Orchester und Solisten bei ihrem virtuosen Auftritt ein eindrucksvolles Bild des Umgangs mit der Natur und all ihren Widrigkeiten. „Des Lebens Winterstürme“ führten schließlich „in Deines Reiches Herrlichkeit“. Nach dem Sonett Nr. 18 von William Shakespeare, gefühlvoll vorgetragen in deutscher und englischer Version von den Schauspielerinnen Helga Grimme und Rose Maria Vischer, folgte die mit Spannung erwartete Uraufführung: „eternal summer“ von Daria Pavlotskaja.

Dank leistungsstarker Sponsoren (Kulturamt der Stadt Mannheim und Innovationsfond Kunst des Landes Baden-Württemberg ) erteilte die Liedertafel einen Kompositionsauftrag an die junge Komponistin aus Minsk, die seit 2016 Komposition an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim studiert. Pavlotskaja beließ es jedoch nicht bei einem Einschub, sondern setzte zwischen die Teile des Oratoriums ihre Akzente in moderner Tonsprache – meisterhaft dargeboten von Chor, Orchester und Sopranistin Johanna Beier unter dem einfühlsamen Dirigat von Panajotis Ampartzakis.

Nach der Pause folgten Kommentare aus der Welt großer Geister wie Rainer Maria Rilke. Die humorvollen, ernsthaften, liebevollen und abgeklärte Bemerkungen zum Wesen der Natur wurden vorgetragen von den Schauspielerinnen Grimme, Vischer und der elfjährigen Carla Barragan, die mit den Worten von Antoine de Saint-Exupéry einlud zum zweiten Teil der Konzertreihe „reconnected.suchen!“. Das Kinder- und Jugendkonzert findet am 22. Juli im Rahmen der Bundesgartenschau in der Baumhainhalle im Luisenpark statt.

Dem Chor oblag es alsdann am Schluss des Konzertes, mit hellem, freudigem Ruf „Komm, holder Lenz“, in den Frühling einzusteigen. Die erwachende Natur als Schauspiel, musikalisch beispiellos leicht und beschwingt umgesetzt von Chor, Orchester und Solisten wurde zur Apotheose der Freude. Welch ein wundervolles Konzert, welch großartige Leistung der Chöre, Solisten, Musiker und ihres Dirigenten Ferdinand Dehner, der das umfangreiche Werk feinfühlig gekürzt hatte und so zu einem großen Erfolg führte.

Freie Autorin

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