Wie schon so oft nutzte Gerhard Helme vor einigen Tagen die Gelegenheit, am SB-Automaten der VR Bank auf dem Pfingstberg, Geld von seinem Konto abzuheben. Doch das kurze Aufflackern einer Mitteilung vorab ließ ihn dann erst einmal stutzig werden. Da hieß es nämlich, dass die Zweigstelle am Herrensand 38 zum 30. September geschlossen werden soll.
Ein Gedanke, der für Gerhard Helme schwer zu fassen war. Deshalb wollte er es genauer wissen und erkundigte sich schriftlich bei der entsprechenden Stelle der Bank. Von "Räumlichkeiten", die "nicht mehr unserem Anspruch" entsprächen und "Notwendigkeiten" war im Antwortschreiben zu lesen.
Bleibt der Geldautomat?
Erklärungen, die für Gerhard Helme jedoch "ganz und gar nicht nachvollziehbar" sind. "Lächerlich" seien die aufgezeigten Gründe. Zumal die Schließung der Zweigstelle auch einen Wegfall des Geldautomaten zur Folge hätte. Dieser sei aber, "die einzige Möglichkeit, für Pfingstberger Bürger in akzeptabler Reichweite an Bargeld zu kommen".
Seine Frage nach dem Erhalt des Geldautomaten ließ die Bank unbeantwortet. Sie schreibt lediglich: "Die bisherigen Räumlichkeiten vor Ort entsprechen mittlerweile nicht mehr unserem Anspruch - sie sind nicht mehr die Begegnungsstätten, in denen wir uns wohlfühlen und wo wir Sie angemessen empfangen wollen. Diese rein sachlichen Überlegungen und Notwendigkeiten führen in der Konsequenz zu dem Schritt, die Filiale zu schließen."
Gerhard Helme kann dieser Argumentation nicht folgen. "Die Filiale ist doch erst vor einigen Jahren renoviert worden", sagt er und fragt dann enttäuscht: "Was hat das eigentlich noch mit dem genossenschaftlichen Gedanken zu tun?"
"Wir sind unseren Mitgliedern und Kunden gegenüber verpflichtet, wirtschaftlich zu arbeiten", begründet Thomas Gleßner, Pressesprecher der VR-Bank, die Schließung. Es gäbe jedoch kein umfassendes Schließungskonzept innerhalb der VR-Bank, so versichert er weiter. Um aber eine Optimierung der Filialen zu erzielen, müsse vielmehr jeder einzelne Standort überprüft werden.
Für die Kunden auf dem Pfingstberg sei dies sicher nicht die beste Situation, bedauert er diesen Schritt: "Eine unangenehme Sache." Aber man müsse abwägen, was den Kunden zuzumuten sei. Dabei verweist er auf die drei Standorte seiner Bank in Rheinau, Seckenheim und Sporwörth. Gründe der Rentabilität sind es dann schließlich auch, die aus Sicht der Bank gegen den Erhalt des Geldautomaten sprechen. "Die Frequenz an diesem Standort ist einfach zu gering, als dass sich eine Weiterführung als SB-Filiale rentieren würde", so Thomas Gleßner.
"Unmöglich" findet dagegen Hans-Joachim Rickel das Vorgehen der Bank. Der Sprecher des örtlichen SPD-Bezirksbeirates ist der Meinung, dass für die Pfingstberger zumindest eine Grundversorgung erhalten bleiben müsse. Und fordert: "Die Verbindung zum Geldautomaten darf nicht gekappt werden!"
Politische Reaktionen
Ähnlich sieht es auch sein CDU-Amtskollege, Marco Siesing. Auf Anfrage teilte er mit, dass er sofort, nach Erhalt der Information, die Gemeinderatsfraktion davon in Kenntnis gesetzt habe, dass die Filiale geschlossen würde. Er verspricht, dass sich seine Partei dafür einsetzen werde, "dass zumindest ein Geldautomat bestehen bleibt, und die Menschen weiterhin an Bargeld kommen." Und wie gehen die Kunden der Bank auf dem Pfingstberg mit der Nachricht um, künftig ihre Geldangelegenheiten in einem anderen Stadtteil erledigen zu müssen? Die meisten zeigen Verständnis für die Schließung und beklagen, dass es in diesem Ortsteil ja schon lange keinen Einzelhandel mehr gäbe. Darunter auch Walter Schaaf. Der Pfingstberger habe hier selbst einmal ein Unternehmen geführt und könne die Erwägungen der Bank aus Sicht des Unternehmers "durchaus begreifen". Als "sehr bedauerlich" empfindet er allerdings die Tatsache, "dass es dann auch keinen Geldautomat mehr vor Ort gibt".
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