Wenn durch die Konzerte finanzielle Überschüsse entstehen, spendet das Team der Konzertreihe Pfingstbergblues um Veranstalter Werner Aust diesen Erlös dem Schulprojekt Klasse 2000 für Gesundheitsförderung und Gewaltvorbeugung. In dieser Reihe trat soeben der Blues-Rock-Gitarrist Philipp Fankhauser mit seinem Sextett in der roten Mensa der Pfingstbergschule auf, am längsten Tag des Jahres, was das Konzert im wahrsten Sinne des Wortes zu einer schwülen Angelegenheit machte. Und die 160 Besucher waren happy. Denn Fankhauser, der als Schweizer Original in der Nähe von Zürich lebt, hat echt den Funk.
Zu Beginn verteilte ein grauhaariger Roadie frische Handtücher auf den altmodischen Retro-Verstärkern. Weiche Tücher gegen den fließenden Schweiß, der bei sommerlichen Temperaturen auf einer von Scheinwerfern beleuchteten Bühne schnell auf die Stirn tritt. Für diesen Augenblick hatte die Combo von Bandleader Philipp Fankhauser den Song „Please come on home“ als eröffnendes Stück ausgewählt. Bereits bei der zweiten Nummer „It’s gonna rain“ zog das Tempo innerhalb der sechsköpfigen Kapelle an. Voller Spielfreude riss dem Gitarristen Flo Bauer eine Saite, wobei der Griffbrettakrobat unverdrossen weiterrockte. Und Tastenmann Hendrix Ackle wirbelte hinter seiner weißen E-Orgel.
Auf der Bühne wechselten sich ruhige und balladeske Lieder mit schmissigen und treibenden Stücken ab, die Titel trugen wie „It’s over now Baby“, „Down in the Valley“ und „Sunday Morning“. Zwischendurch erinnerte sich Sänger und Gitarrist Philipp Fankhauser, dessen raues Timbre an die Gesangsstimme von Chris Rea erinnert, an die ersten gesetzlichen Nichtraucherjahre in der Gastronomie. Bis sich plötzlich als Überraschungsgast Rolf Stahlhofen, ein ehemaliger Sohn Mannheims, dazugesellte und mit der Band den Song „The Thrill is gone“ von B.B. King zum Besten gab.
In diesem Moment trat Gastsänger Stahlhofen in einen Dialog mit dem Saxofonisten Daniel Durrer. Aus seiner Lucille-Gitarre schüttelte Fankhauser, der 2012 auf dem Montreaux Jazz Festival auftrat, wohlgesetzte Noten. In einem Alleingang stimmte Saitenhexer Flo Bauer das Stück „Tennessee Whiskey“ an, eine Liebeserklärung an das hochprozentige Südstaaten-Getränk.
Vierbeiniger Gast stürmt auf die Bühne
Zur Zugabe kam ein vierbeiniger Gast dazu, nämlich der zehnjährige Mops von Blues-Rock-Musiker Philipp Fankhauser. Sein treuer Begleiter hört auf den Namen Trevor. Wie Trevor Horn, der berühmte Produzent, unter dessen Hände am Mischpult bedeutende Popalben entstanden. „Trevor denkt, er sei eine Bulldogge. Er springt herum wie ein junges Reh“, amüsierte sich Philipp Fankhauser, der sich vor einem Jahr aufgrund einer Leukämie-Erkrankung einer Stammzellentherapie unterziehen musste. Trotz seiner Krankheit bleibt Fankhauser ungebrochen, produktiv und umtriebig. „Ich lebe, als wäre nichts passiert“, zeigte sich der Schweizer Blues-Rocker zuversichtlich.
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