Soziales

So soll Deutsch in der Neckarstadt Mannheim gefördert werden

Der Förderverein Campus stellt in der Neckarstadt-West seit Jahren ein Nachmittagsangebot für Grundschulkinder auf die Beine. Jetzt soll verstärkt die Deutsch-Sprachförderung ausgebaut werden. Dafür werden Honorarkräfte gesucht.

Von 
Bertram Bähr
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Ein Deutsch-Angebot für Grundschulkinder in der Neckarstadt-West bauen die angehende Lehrerin Amely Wagner (l.) und Studentin Soraya Pelka auf. © Bertram Bähr

Neckarstadt-West. Rund 600 Grundschulkinder gibt es in der Neckarstadt-West, aber – zumindest in den nächsten drei bis vier Jahren – keine Ganztagsgrundschule. Für einen Teil dieser Kinder, derzeit rund 85, schafft der Förderverein Campus Neckarstadt-West an dem drei Standorten Gartenfeldstraße, Kaisergarten und Riedfeldstraße seit Jahren ein Nachmittagsangebot.

Bald könnten es ein paar Dutzend Kinder mehr sein, die davon profitieren. Denn als vierter Standort wird von der Stadt derzeit das ehemalige Aufwindhaus neben der Lutherkirche auf Vordermann gebracht. Der Förderverein hofft, dass es im Frühjahr 2025 zur Verfügung steht.

Bisher ist es so: Kinder der Humboldt- und der Neckarschule können an den Campus-Standorten aus einem breiten Spektrum von ergänzenden Angeboten auswählen und sich eine individuelle Stundentafel für den Nachmittag zusammenstellen. Gemeinsam beginnen sie mit einem warmen Mittagessen. Anschließend werden die Kinder bei ihren Hausaufgaben betreut und unterstützt. Danach bleibt noch Zeit für einen Freizeitkurs. Hier erstreckt sich das Angebot von Musik, Singen, Lesen, Tanzen über Fußball oder einfach Spielen.

Daneben möchte Campus in Zukunft verstärkt ein Deutsch-Angebot für Kinder etablieren, die einen hohen sprachlichen Nachholbedarf haben. Darüber berichten im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“ der stellvertretende Fördervereins-Vorsitzende Konrad Hummel, die angehende Lehrerin Amely Wagner und Studentin Soraya Pelka.

Kinder sollen selbstständig und selbstbestimmt handeln

Koordinieren soll das neue Angebot Amely Wagner, die seit zwei Jahren für Campus aktiv ist und derzeit hauptsächlich den Mentor*innenclub betreut. Für ihre Masterarbeit hat sie die Campus-Projekte auch wissenschaftlich untersucht und ist unter anderem zu dem Ergebnis gekommen, dass die teilnehmenden Kinder signifikant selbstständiger werden und selbstbestimmter handeln. Sie entwickelten ihre Fähigkeiten und seien dadurch motivierter, aktiv zu lernen und sich weiterzuentwickeln.

Noch ganz neu bei Campus, aber seit kurzem für das zusätzliche Deutsch-Unterstützungsprogramm bereits im Einsatz ist Soraya Pelka, die wie Wagner Lehrerin werden möchte. Pelka berichtet beispielhaft über ihre Arbeit mit einer Erstklässlerin, deren Eltern weder lesen noch schreiben können. „Sie scheint offen zu sein für alles und hat ein großes Mitteilungsbedürfnis.“ So bieten sich Pelka sehr gute Anknüpfungspunkte für Sprachförderung.

Campus möchte in möglichst enger Abstimmung mit Lehrkräften und Schulen arbeiten und, falls möglich, auch direkt in Schulen aktiv werden, um parallel zum Unterricht unterstützen zu können. Auch an eine standortübergreifende AG im Rahmen des Nachmittagsprogramms denkt Campus. Bis Februar soll die Probephase laufen, in der Wagner und Pelka sich auch über die beste Methodik Gedanken machen.

Für das geplante Unterstützungsangebot sind nach Einschätzung von Konrad Hummel mindestens 20 Personen erforderlich, die vom Förderverein auf Stundenbasis bezahlt werden. Man suche jetzt intensiv nach Kräften. Das könnten Studierende oder Pensionäre sein, aber auch ältere Gymnasiasten kämen eventuell in Frage.

Die Programmerweiterung steht auch im Zusammenhang mit dem bundesweiten Startchancen-Programm, von dem auch alle vier Schulen in der Neckarstadt-West – neben den beiden Grundschulen die Humboldt-Werkreal- und die Marie-Curie-Realschule – finanziell profitieren. Campus arbeitet auf eine schulübergreifende Zusammenarbeit unter Nutzung bestehender Angebote hin. Begonnen hat das Startchancen-Programm zwar bereits im September, aber die inhaltliche Ausformung ist noch offen.

Campus möchte neben dem Deutsch-Unterstützungsprogramm im kommenden Jahr außerdem ein Angebot für Jugendliche schaffen. Es trägt den Titel „Club-Initiativen junger Menschen in der Neckarstadt-West“. Mit dem Programm, für das Campus 30 000 bis 40 000 Euro zur Verfügung stellen möchte, wolle man eine breite Basis für die die Arbeit mit jungen Menschen schaffen.

„Club“ reicht von Workshops für Schüler über gemeinsame Projekte zu Ernährung und Bewegung bis hin zur Unterstützung des Vorhabens, das Schülercafé der Humboldt-Werkrealschule zu reaktivieren. Außerdem sollen mindestens zehn eigenständige Club-Projekte von Jugendlichen unbürokratisch gefördert werden. Letztlich, so hofft Hummel, werde der gesamte Stadtteil davon profitieren.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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