Mannheim. Mit der Ruhe in der Humboldt-Straße, beim Penny Markt oder im Umfeld des Spielplatzes Draisstraße in der Neckarstadt-West ist es seit langem schon vorbei. Das sagen jedenfalls 20 Bürger, die der Einladung von Maik Rügemer, dem Sprecher vom Arbeitskreis „Wohnumfeldneckarstadt“ gefolgt waren, um mit Vertretern der Polizei, der Stadt und der Kommunalpolitik nach Lösungsansätzen zu suchen.
Autos werden beschädigt
Von 40 bis 50 Personen am Abend beim Penny Markt berichteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Musik und Motoren dröhnten in der Nacht, Anwohner würden beschimpft, es komme zu Handgreiflichkeiten, Autos würden beschädigt und Essensreste blieben zurück. Wenn nachts gegen 3 bis 4 Uhr endlich Ruhe einkehre, raube die nächtliche Penny-Anlieferung den Schlaf, so die Klagen.
Ein weiteres Ärgernis ist laut Anwohner eine mit vier Erwachsenen überbelegte Wohnung in der Humboldtstraße in einem Gebäude von Haus & Grund. Die direkten Anwohner des Spielplatzes Draisstraße fühlten sich zudem durch die Erwachsenen gestört, die sich mitten in der Nacht dort mit Babys und Kindern aufhielten. „Es wird laut geschrien, die Anwohner werden angepöbelt, Abfall wird liegen gelassen, Steine werden geworfen und Drogen konsumiert ohne Ende“, klagten die Nachbarn. Auch habe man versucht, mit den Ruhestörern in den Dialog zu treten – ohne Erfolg. Kaum sei man wieder oben im Hause, gehe unten der Terror weiter. Es nütze auch nichts, die Polizei zu rufen, die mal komme und mal nicht.
Ein weiteres Ärgernis für die Bewohner sind die Lokale und Spielhallen im Stadtteil. Die, so der Eindruck, würden wohl niemals schließen, Gäste kämen von überall her dorthin. Das führe nicht zuletzt zu Parkplatzproblemen, wobei auffalle, dass Fahrzeuge mit bulgarischen oder rumänischen Kennzeichen keine Strafzettel erhalten würden, behaupteten die Teilnehmenden.
Seit langem werde nun schon über all diese Probleme diskutiert, doch habe sich nicht so viel geändert; manche Probleme seien im Gegenteil seit Jahren immer noch größer geworden, sagten sie. Neu sei allerdings ein Problem mit der Kinderprostitution von 12/13 Jahre alten Mädchen, die am Neumarkt, Mittelstraße/Ecke Alphornstraße, an der Riedfeldstraße/Ecke Humboldtstraße oder am Rondell vor dem Kindergarten sitzen würden.
Der Arbeitskreis „Wohnumfeldneckarstadt“ forderte konkrete Maßnahmen, welche die Situation für die Anwohner verbessern. So beispielsweise: verdeckte Ermittler, Bußgelder und Aufenthaltsverbote für nächtliche Ruhestörer sowie einen Verhaltenskodex für die Spielplatzbenutzer, der vor Ort aufgehängt werden sollte. Auf diesen könnten sich dann Besucher, Polizei und Anwohner berufen. Zudem solle der Spielplatz eingezäunt werden.
Keine „No-go-Area“
Zur Kinderprostitution erklärte der stellvertretende Revierleiter, Matthias Schranz: „Schon nach dem ersten Hinweis wurde ein Verfahren eingeleitet, zusammen mit der Kriminalpolizei.“ Die Bewohner stellten den Stadtteil dar als „No-go-Area“, was die Neckarstadt-West aber nicht sei, so der Polizeibeamte. Im Übrigen hätten Strafzettel gegen bulgarische und rumänische Fahrzeughalter keinen Erfolg. Polizei und Besonderer Ordnungsdienst (BOD) hätten neun Abschleppaktionen in der Neckarstadt-West durchgeführt, mehr als in jedem anderen Stadtteil. Mehr sei personell nicht zu leisten. Außerdem gebe es regelmäßige Müllschwerpunktaktionen im Stadtteil. „Die Polizei kommt auch, wenn sie gerufen wird“, betonte Schranz. Platzverweise seien allerdings nur bei erheblich über das Sozialverträgliche hinausgehendem Verhalten möglich und Aufenthaltsverbote nur bei Straftaten.
„Wobei der Nachweis mangels Zeugen schwierig ist“, ergänzte Harald Born vom Fachbereich Sicherheit und Ordnung. Platzverweise seien zudem immer zeitlich befristet. Stadtrat Thomas Hornung (CDU) forderte die Beamten auf, „die Personalien der Störer aufzunehmen und nicht nur eine Ansprache zu halten“. Quartiermanagerin Jennifer Yeboah bot den Bewohnern Unterstützung beim Gespräch mit den Störern an.
Am 19. September ist das nächste Treffen vom Arbeitskreis „Wohnumfeldneckarstadt“ im Bürgerhaus, bei dem das Thema noch einmal aufgegriffen wird.
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