Neckarstadt-West

Drei Fotografen porträtieren zum Jubiläum die Mannheimer Neckarstadt

Von 
Sylvia Osthues
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Drei Fotografierende präsentieren Ergebnisse ihrer Spurensuche in der Neckarstadt-West: Jonathan Funk (l.), Jennifer Petzold und Arthur Bauer. © Sylvia Osthues

Mannheim. In diesem Jahr feiert die Neckarstadt ihren 150. Geburtstag. Aus Anlass dieses Jubiläums sowie seines eigenen 10-jährigen Bestehens lud das Community Art Center Mannheim (CaCm) drei Fotografierende ein, ihren Stadtteil mit der Kamera zu erforschen und zu dokumentieren. Aus den sehr unterschiedlichen und persönlichen Blicken von Arthur Bauer, Jonathan Funk und Jennifer Petzold auf das Viertel kuratierte die künstlerische Leiterin des soziokulturellen Zentrums, Annette Dorothea Weber, zusammen mit Tobias Frindt die Fotoausstellung „Tracing West“.

Licht und Schatten

Bei Jennifer Petzold, die lange in der Dammstraße wohnte und heute in der Innenstadt lebt, steht das Formale im Vordergrund: Strukturen, Architekturen und Lichteinfall. Petzold spielt mit Licht und Schatten. Auf ihrer Spurensuche taucht sie Zwischenmomente in ein interessantes Licht: Beim Blick von der Kurpfalzbrücke denkt der Betrachter zunächst an Federn auf dem Wasser – doch es ist eine Frau, die im Winter die Schwäne füttert – ein kleiner Moment und doch ganz spannend. Petzold will mit ihren Bildern die Empathie für Alltag wecken. Bei ihrem Spiel mit Groß und Klein erscheint die Kurpfalzbrücke klein und Detailaufnahmen von Straßenpflaster groß, wodurch die Unterschiede und Formate fast gleichwertig erscheinen. Petzold zeigt auch ein Stoffbild von einem Hinterhof in typischer Klinkerbauweise.

Streetfotograf Arthur Bauer realisierte seine Projekte meist in den USA, Osteuropa und Russland. Seit 2004 lebt er in Mannheim, seit 2014 in der Neckarstadt-West. Diesen Stadtteil hat er allerdings für die Ausstellung erstmals fotografiert. Eingefangen hat er das Stadtbild und Architektur in der Mittelstraße, weniger die Menschen. In einem Fenster zu sehen ist ein Zeitungsartikel des „MM“ über ein Haus, das abgebrannt ist. Im Alten Volksbad, wo gerade ein Freeshop für Ukraine-Flüchtlinge stattgefunden hat, hängen noch die blauen und gelben Luftballons. Am spannendsten ist ein Hinterhof in der Langstraße: Hinter einer ramponierten Mauer, auf die ein kleines Herz gemalt wurde, ist der Kirchturm der Herz-Jesu-Kirche zu sehen. „Hart aber herzlich, das spricht für die Neckarstadt“, meinte Bauer.

Der Neckarstädter Fotograf Jonathan Funk erschloss mit seinen Arbeiten neue schöne Facetten seines Stadtteils, der im Wandel ist. Zwei alte Damen, die im ältesten Haus des Stadtteils leben, gewährten Funk einen Blick in ihren zauberhaften begrünten Hinterhof.

Das Haus aus dem Jahr 1850, als die Neckarstadt noch eine Gartenlaubensiedlung war, wurde ausgebaut zu einem Wohnhaus. Funk zeigt auch Menschen, die in der Neckarstadt-West leben und arbeiten: Beispielsweise die zwei Männer, die seit vielen Jahren jeden Morgen gemeinsam den „Mannheimer Morgen“ austragen, oder der Wirt des Tivoli, der quasi in der Gaststätte geboren wurde und aufgewachsen ist. Heute pflegt er liebevoll seine Mutter, die „Wilde Hilde“ – ein bekannter Name im Stadtteil.

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