Es war ein Fest für Augen und Ohren, als die 27 Tanzgruppen, fantasievoll und farbenprächtig gekleidet, nacheinander über die Bühne wirbelten, mit ausgefeilten Choreografien zu wummernden HipHop-Beats. Viele Tänzerinnen und Tänzer ließen sich beim Erstellen der leichtfüßigen Tanzschritte von genretypischen Musikvideos inspirieren.
„Mannheim ist mittlerweile sehr stark als Street-Dance-Standort“, erklärte Juror Celal Ucar, der eine eigene Tanzschule namens „Groove 68“ betreibt. Dem 36-Jährigen ist es ein Anliegen, die örtliche Tanzszene zu stärken und sein Fachwissen darüber an eine jüngere Generation weiterzugeben. In der Alten Feuerwache fand der 25. Street-Dance-Contest des Jugendhauses Herzogenried statt, in Zusammenarbeit mit der städtischen Jugendförderung, dem Förderverein hinter dem Jugendhaus Herzogenried und mit etlichen Sponsoren.
Zum ersten Mal fand der urbane Tanzwettbewerb im Rahmen der Eventreihe „FOY (Fountain of Youth) presents“ statt. In der Vergangenheit wurde der traditionelle Street-Dance-Contest im Jugendhaus Herzogenried ausgetragen. „Wegen der Größe machen wir den Contest in der Alten Feuerwache“, erläuterte Mitorganisatorin Jamie Lee Imhof, die gerade erst seit wenigen Tagen die neue Leiterin des Jugendhauses ist.
Die Siegerliste
- U 16 Contest: 3. Platz: Reflection aus Walldorf (selbstorganisierte Gruppe); 2. Platz: No Risk No Fun aus der Own Risk Dance School Bad Kreuznach; 1. Platz: Waackitas aus dem Jugendhaus Erlenhof in Mannheim.
- U 28 Contest: 3. Platz: Rhythm Attack + Holy Beat aus Walldorf (selbstorganisierte Gruppe); 2. Platz: F.A.M. aus der Tanzschule Dance Passion Rastatt; 1. Platz: Ranger Nation aus dem Jugendhaus Erlenhof.
- Battle Waacking: U 18 - 1. Platz: Tayfun, U 18 - 2. Platz: Liza; U 28 - 1. Platz: Sona, U 28 - 2. Platz: Tayfun.
- Battle Hip-Hop: U 18 - 1. Platz: YinYang, U 18 - 2. Platz: Luam; U 28 - 1. Platz: The Collector, U 28 - 2. Platz: Nia Noke.
Als die fünf Tänzerinnen der Street-Dance-Kompanie „Infamous“ aus Wiesloch im Scheinwerferlicht selbstbewusst aufdrehte, entstand der Eindruck, die bewegungsfreudigen Frauen würden zeitweise die Schwerkraft aufheben. Mithilfe einer ausdrucksstarken Choreografie setzte sich die flippige Tanzkompanie mit dem zeitgeistigen Thema Feminismus auseinander. Denn die Gleichberechtigung aller Geschlechter stellt eine die Gemüter beschäftigende Entwicklung dar.
„Ich finde die Musik gut und die Leute. Als Inspiration übt der HipHop-Tänzer Chris Brown einen Einfluss auf mich aus“, erzählte Infamous-Mitglied Mia Kurzynski. Vor 14 Jahren, als Chris Brown mit Popstar Rihanna liiert war, geriet der berühmte Musiker in die medialen Schlagzeilen wegen Gewaltausbrüchen gegen seine Freundin. Doch Street-Dance-Teilnehmerin Mia Kurzynski trennt in diesem Zusammenhang zwischen Künstler und Privatperson. „Ich tanze seit meinem dritten Lebensjahr“, ergänzte die 16-Jährige, die mit ihren Kolleginnen über das Internet von dem Mannheimer Street-Dance-Contest erfuhr.
Für den schillernden Tanzwettbewerb waren die beiden Kompanien Diamond Dancers und Bounce Beyond eigens aus Bad Friedrichshall und Böblingen angereist. Insgesamt vergab die Jury ein verteiltes Preisgeld von 1000 Euro, verbunden mit Urkunden, Pokalen und Süßigkeiten. In den schriftlichen Teilnahmebedingungen war in Bezug auf die von den Tanzcrews eingereichten Songs, zu denen sie in Aktion traten, der mahnende Satz zu lesen: „Frauenfeindliche, diskriminierende sowie gewalt- und drogenverherrlichende Musikstücke sind verboten.“
Darüber hinaus durften keine Showeffekte wie Feuerwerkskörper, Konfetti und Wasser aus Gründen der Sicherheit zum Einsatz kommen. Bei den dargebotenen Choreografien achtete die fachkundige Jury auf Technik, Synchronität, Kreativität, Story-Aufbau, Musikalität und Ausstrahlung. In der Alten Feuerwache stand neben der Getränketheke eine funkelnde Glitterwand mit der silbernen Jubiläumszahl 25, vor der sich sowohl die Tänzerinnen und Tänzer als auch die Besucherinnen und Besucher miteinander fotografieren konnten. Im hinteren Bereich der Halle hingen großformatige Fotografien vergangener Street-Dance-Wettbewerbe als Rückblick auf die Geschichte des Contests.
Mit Blick auf die Bühne fiel deutlich auf, dass die teilnehmenden Tanzgruppen hauptsächlich weiblich waren. In den Pausen durften sich alle Anwesenden selbst auf der Tanzfläche vor der Bühne probieren. „Im HipHop-Tanz gibt es verschiedene Tanzstile, etwa Locking, Popping und Waacking“, führte Mitorganisatorin Anna Müller von der Jugendarbeit Mobil der städtischen Abteilung Jugendförderung in die kulturelle Materie ein. „Ich bin selbst Tänzerin und habe schon viele Stile ausprobiert. Mein Fokus liegt auf Breaking“, schilderte Sozialarbeiterin Müller. Zudem nahm die Gruppe Little Crew feat. Passion Crew unter Leitung von Trainerin Laura „Dancestar“ Legnini aus Ludwigshafen am Wettbewerb teil, deren Schützlinge orangefarbene Latzhosen trugen. Letztes Jahr landete dieses quirlige Ensemble bei den Europameisterschaften in Rom auf Platz eins und Trainerin Legnini wurde Vizemeisterin im Solotanz.
„Qualität der Gruppen sehr hoch“
In der Alten Feuerwache führte Moderatorin Chantal Miller durch das Programm, eine in der Szene erfahrene Tänzerin, die seit fünf Jahren auf dem Waldh of die HipHop-Tanzschule „Chantal Miller Academy“ leitet. „Es gibt ganz viel Potential hier. Die Qualität der Tanzgruppen ist sehr hoch“, unterstrich sie.
Voller Freude war ebenso die städtische Projektleiterin Ariane Reiter. „Ich bin dankbar, dass wir diese Veranstaltung bisher fünfundzwanzigmal durchführen konnten. Das kostet viel Geld“, gewährte Projektleiterin Reiter einen Einblick.
Nach den Wettbewerben in der Alten Feuerwache schloss sich eine rauschende Party mit DJ-Musik bis Mitternacht an.
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