Welcher Standort eignet sich besser für eine neue, moderne Stadtbibliothek: Das (aus- oder umgebaute) Stadthaus in N 1 oder der Alte Messplatz in der Neckarstadt? Die Antwort der Politiker in der Neckarstadt fiel jetzt - eher wenig überraschend - zugunsten der Fläche am nördlichen Neckarufer aus. Um weitere Planungsmittel für das 30-Millionen-Vorhaben vom Gemeinderat zu erhalten, muss jetzt über die Standortfrage entschieden werden.
"Es herrscht also Zeitdruck", drängte Sitzungsleiter und SPD-Stadtrat Reinhold Götz bei der Zusammenkunft von Politikern aus der Neckarstadt-West und -Ost in der Alten Feuerwache aufs Tempo: Wenn kein Beschluss vor den Etatberatungen im Herbst falle, gingen bei dem Projekt erneut zwei Jahre ungenutzt verloren. Derzeit bemüht man sich im Rathaus, mit allen Fraktionen eine Lösung für die Standortfrage herbeizuführen. Über den Verbleib der Bibliothek im Stadthaus werde mit dem Eigentümer verhandelt, sagte Bibliotheksleiter Bernd Schmid-Ruhe: "Da wird etwas entwickelt." Leider, so Reinhold Götz, sei aber die Entscheidung, ob das Institut für Deutsche Sprache dort im Zentrum mit untergebracht werden könnte, aufgrund fehlender Finanzzusagen von Land und Bund immer noch nicht gefallen.
Die südliche Platzhälfte sei jedenfalls bestens für den Standort eines modernen Medienzentrums geeignet, betonte Hans Georg Dech (SPD). Der Standort biete viele Vorteile, wie Schulen und Bildungseinrichtungen in der Nähe, eine gute Verkehrsanbindung. Er appellierte an den Gemeinderat, die Chance zu ergreifen und das Projekt "nicht auf die lange Bank zu schieben". Wichtig sei auch, den Kulturstandort Neckarstadt weiter auszubauen und dabei aber den Zugang zum Fluss zu erhalten, ergänzte Daniel Bläß (Bündnis 90/Die Grünen): "Wir wollen hier keinen Riegel einziehen".
Auf den Stadtteil ausstrahlen
Für die SPD und CDU Neckarstadt-West sagte Bezirksbeirat Christian Stalf: "Wir begrüßen, dass auf der südlichen Platzhälfte etwas geschieht und wollen, dass sich dort etwas bewegt." Auch der Sprecher vom Bürger-Aktionsbündnis Alter Messplatz, Karl Lederle, gab sich überzeugt: "Der Neubau wäre für die Neckarstadt das Richtige und würde positiv in den Stadtteil ausstrahlen".
Eine von der Stadt in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie hatte ergeben: Ein Neubau am Neckar wird den im Rathaus formulierten inhaltlichen Anforderungen eines Medienzentrums eher gerecht. Und auch die angedachte Zusammenlegung mit dem Institut für Deutsche Sprache sei dort gut möglich. Geschätzte Kosten: knapp 30 Millionen Euro.
Demgegenüber wurden von den Experten in der Innenstadt in N 1 erhebliche Schwächen aufgezeigt: Unter anderem reiche das Stadthaus schon "rein flächenmäßig nicht aus, um das Gesamtprogramm einer zentralen Stadtbibliothek zu beherbergen" - das Angebot sei schon jetzt zu gering und nur in begrenztem Umfang erweiterbar. Eine Erweiterung des Standorts in N 1 wäre laut ihrer Untersuchung mit erheblichem Sanierungsaufwand verbunden - geschätzte Kosten rund 33 Millionen Euro.
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