Nach zwei Jahren Pause wegen Corona durfte das Mannheimer Traditionscorps im voll besetzten Gemeindesaal von St. Bonifatius in der Nebeniusstraße wieder sein traditionelles Frühstück feiern. Und das tat die 1998 gegründete Truppe, die sich als marschierende, eskortierende und persiflierende Truppe versteht. Das entsprechende Brauchtum stammt aus den Anfängen des vorigen Jahrhunderts – durch die ehemalige Besetzung des Rheinlands durch die Franzosen.
Die Uniform im Original, ausgestellt im Mannheimer Reiß-Engelhorn-Museum, stellt die Mannheimer Ranzen-Garde an Fasnacht 1845 dar. Dass da nicht immer alles todernst gemeint ist, versteht sich aus dem Selbstverständnis der Fasnachter von selbst. So standen alle Gäste erst einmal auf, als der Churfürst in Person von Stefan Rinklef höchstpersönlich in den Saal schritt. Es erinnerte schon sehr an alte Zeiten, wenn auch in der Zwischenzeit so mancher althergebrachte Zopf abgeschnitten wurde.
Nachdem sich alle wieder gesetzt hatten, wiederholte sich das Kommando „Aufstehen“ gleich noch einmal, denn die Stadtprinzessin Daniela II., die Jubiläumsprinzessin der Pilwe, Prinzessin der Stadt Mannheim und der Kurpfalz, machte ihre Aufwartung. Das war schon feierlich, als die Stadtprinzessin, die ja nunmehr bekanntlich über den Rhein anreisen musste, ihr Motto aufsagte. Der lange Fasanen-Federschweif hing schon ein wenig nach unten durch, doch es gelang ihr wortgewaltig, die Riege der Fasnachter zum Schweigen zu bringen. So konnte sie trotz so mancher Probleme mit verschiedenen Mikrofonen alles rechtmäßig über die Bühne zaubern. Kommandant Dirk Neumann hatte die Gäste eindringlich darauf hingewiesen, angesichts der großen Zahl von Lieblichkeiten und Prinzenpaaren vorsichtig durch die Gänge zu gehen, um nicht auf die ausladenden Kleider zu treten.
Offiziersballett wackelt mit Po
Höhepunkt der Veranstaltung war sicherlich der Auftritt des Offiziersballetts der Stadtgarde Ludwigshafen, die Po-wackelnd und die Säbel zückend ihre Meinung gegenüber Obrigkeiten verdeutlichten. Viele Vereine aus der näheren Umgebung wie etwa die Leiningensche Schlossgarde oder die Durlacher Turmberghexen waren neben allen Mannheimer Fasnachtvereinen angereist, um sich das Frühstück munden zu lassen. 35 Kilogramm Fleisch in Form von Gulasch, 18 Kilo Rotkraut und 20 Kilo Spätzle waren von den Gästen im Nu verspeist.
Traditionell werden auch vereinsinterne Ehrungen ausgesprochen. Gabi und Dirk Neumann erhielten aus der Hand von Ehrenkommandant Steffen Kling den bronzenen Gardestern, Holger Wimschneider, Alexander Lenner und Rainer Wiegand (er erhielt auch den Goldenen Löwen) den Gardestern in Silber. Mit dem Goldenen Garestern wurden Claus Bühler und Thomas Müller geehrt. Haus- und Hoffotograf Helmut Roos wurde zum Marquis de la Roos von Hof und Volk und zum Ehrenfähnrich befördert.
Alle Gäste erhielten einen mit Hochprozentigem gefüllten Jahreskrug, der in einem Zug geleert werden musste. Damit war die schnellste Ordensverleihung Deutschlands – wie es Kommandant Neumann ausgedrückt hatte – beendet. „Mit trinke, nur wenn’s nix koscht“, hatte dazu Bloomaul und Alleinunterhalter Joachim Schäfer gesungen.
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