Neckarstadt-Ost

Bunte Vielfalt bei Spätlese im Theater im Felina-Areal in Mannheim

Alle Zeitfenster waren ausgebucht bei der Spätlese im Theater im Felina-Areal im Mannheimer Stadtteil Neckarstadt-Ost. Entsprechend breit war das Angebot an Texten, die präsentiert wurden

Von 
Katja Geiler
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Bei der Spätlese im Theater im Felina-Areal brachten die Vortragenden ganz unterschiedliche Texte mit. © Katja Geiler

Im Theater im Felina-Areal lud Angela Wendt wieder einmal zur Spätlese ein. Die Vorleserinnen und Vorleser hatten sich dieses Mal so zahlreich gemeldet, dass alle Zeitfenster belegt waren. „Lesen ist Lagerfeueratmosphäre, ich höre gerne zu“, sagte Wendt bei der Begrüßung.

Den Anfang machte Mikel Bauer mit einer verspäteten Weihnachtsgeschichte, bei der „Opa Werner“, der auf eine nette Art eine Neigung zu Verschwörungstheorien hat, mit einem Laubbläser den Staub, den „Datenschmutz“, von alten Computern wegbläst, der dann als Schnee auf dem Weihnachtsbaum landet.

Amina Aminger las einen Ausschnitt aus ihrem englischsprachigen Buch „Identity & Dignity“ (Identität und Würde). Das Buch handelt von Kindesmissbrauch. Die Protagonistin lernt Adaptive Surfing, da sie gehbehindert ist. Sie verliebt sich in den Sport, es ist für sie „wie eine Geburt“, im Meer zu sein. Sie möchte dieses Selbstvertrauen auch an Land spüren. Sie lernt andere Menschen mit Handicap kennen, und die Leute ohne Behinderung freuen sich, ihr zu helfen.

Rolf Thum las aus seinem Buch mit satirischen Gedichten „Tierisches, allzu Tierisches“. Das Meerschweinchen ist bei uns als Kuscheltier bekannt, bei den Inkas sah das anders aus. Denn wenn diese jemanden heilen wollen, wurden die armen Meeris geopfert. Etwas heiterer war das Gedicht über die „Wildsau“ mit eigenem „Wildschwein-Klo“.

Bernd Ernting las eine Kurzgeschichte, in der Egon „Fidschi“ Müller sich auf die Suche nach Tessi begibt, in die er 20 Jahre zuvor verliebt war. Egon findet unter ihrer alten Adresse Tessis Bruder, der ihm auf merkwürdige Weise bekannt vorkommt.

Kristin Wolz berichtete von einer Bibliothekarin, die in ihrem Privatleben das genaue Gegenteil ist: ein Messi. „Ich möchte mit Vorurteilen über Messis aufräumen, denn diese können ihr Messi-tum gut kaschieren“, so Wolz. Die Bibliothekarin hat eine Entspannungsmethode für sich entwickelt: das Bücherbaden.

Manfred Klenk las melancholische Gedichte aus der Anthologie „Heimat und Anderswo“. Italienische Gastarbeiter kommen 1960 am Bahnhof in Mannheim an. Sie sind 1500 Kilometer gereist, starten ins Ungewisse und machen am Fotoautomaten Bilder für ihre Dokumente. Manfred Dechert las eine zynische Kurzgeschichte über ein Mobbing-Opfer beim Verhör. Das Urteil lautet: Schuldig fürs Nicht-Wehren.

Das Kontrastprogramm dazu hatte Ingrid Loerch-Nürnberger. Eine kleine Eule lebt am Schillerplatz in Mannheim und freundet sich mit einer Elfe an, die im Schlossturm lebt. Sie probieren einen Zauber aus und erwecken für einen Moment die Schiller-Statue zum Leben.

Gabriele Roswitha Sommer berichtete über zwei Schwestern, die sich um ein Tablet streiten, bis es kaputtgeht. In der Schule sind sie in verschiedenen Klassenzimmern, als es zu einem Terroranschlag eines Jungen kommt, der sich durch die Medien zum Islamismus kam und sich radikalisiert hat.

Den Abschluss machte Erik Hauser mit seinem Roman „Das Erbe der Wölfe“. Im Russland des ausgehenden 19. Jahrhundert treibt ein blutrünstiger, gruseliger Jäger sein Unwesen, der Werwölfe jagt. Oder ist er selbst einer?

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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