Falschmeldungen, Desinformation oder Verschwörungstheorien – das Internet ist voll davon. Besonders gefährdet scheinen Jugendliche zu sein. Um dem zumindest ein wenig entgegenzutreten, veranstalten die ARD-Sender Workshops an Schulen. Die Frage, wie Nachrichten auf TikTok landen, klärten zwei Redakteure, Sarah Mokhtari-Serest und Jérija Bengi von „DasDing“ des zum Südwestrundfunk gehörenden Senders zusammen mit der Radio-Arbeitsgruppe der Wilhelm-Wundt-Realschule.
Lehrer Timo Fenske freute sich, dass dieser Workshop an seiner Schule stattfand: „Wir haben es geschafft, dass die Referenten zu uns kommen und den Workshop mit 15 Schülern durchführen werden.“ „DasDing“ unterstützt Medienprojekte von Schulklassen und Schulen, zum Beispiel Schülerzeitungen und Schülerradios, mit Workshops und professioneller Technik und richtet sich vor allem an 14- bis 29-Jährige. Alle Schülerinnen und Schüler, die mitgemacht haben, waren sich am Ende einig: „Das hat riesigen Spaß gemacht“, lautete das einstimmige Urteil.
Meist heruntergeladene App
Dazu muss man zunächst einmal wissen: TikTok gilt als die am häufigsten heruntergeladene App überhaupt, noch vor WhatsApp, Facebook und Instagram. In Deutschland wird diese App besonders von Kindern und Jugendlichen genutzt. Zunächst einmal erfuhren die Schüler, was Nachrichten überhaupt sind, was sie ausmacht und wie ihre Richtigkeit überprüft werden kann.
Und dann ging es los. In drei kleinen Gruppen wurden drei Themenbereiche bearbeitet und zum Abschluss ein kleines Video gedreht. Da ging es für Silo, Ceyda und Suraya zum Beispiel um das Thema „Polizeigewalt bei pro-palästinensischen Demonstrationen“. Andere, wie Jeshuana, Lea, Dani, Gerisha, Lorenzo, Marlon und Michelle versuchten, die Frage zu klären, welche Hintergründe Gewalt an Schulen haben oder ob Rauchen in der Schule erlaubt werden soll.
In den kurzen Videobeiträgen wurden auch Lehrkräfte befragt. Da kam so manche ungewöhnliche Antwort zum Vorschein, die einer näheren Überprüfung wohl nicht standgehalten hätte. Aber sei es drum: Die Fakten wurden von den Schülern kurz und knackig, aber auch mit viel Freude, Spannung und Hintergrundwissen präsentiert. Jérija Bengi kam die Aufgabe zu, diese knapp eine Minute langen Videos so aufzuarbeiten, dass sie auch gesendet werden können. Zuerst erhielten alle Nachrichten ein sogenanntes Intro, mit dem darauf hingewiesen wurde, dass die Neuntklässler der Schule dieses Video erstellt haben. „Für Nachrichtensendungen braucht es gute Journalisten. Es muss alles kurz und knapp auf den Punkt gebracht werden“, forderte Mokhtari-Serest. Diesen Ratschlag befolgten die Schüler.
Im Gespräch mit dieser Zeitung stellte sich heraus, dass Bengi selbst einmal Schüler an der Wilhelm-Wundt-Realschule war. „Das ist schon ein wenig surreal, wenn man nach Jahren wieder an die eigene Schule kommt“, sagte der junge Mann, der seit eineinhalb Jahren bei „DasDing“ arbeitet. „Zum einen kann man sich heute hier freier bewegen, zum anderen fühlt man sich immer noch als Schüler. Es hat sich in den Jahren eigentlich nicht viel verändert. Wichtig ist, dass es immer noch viele engagierte Schüler und Lehrer an dieser Schule gibt.“
Interviewsituation üben
Bis die verschiedenen Videos abgespielt werden konnten, dauerte der Schnitt doch eine gewisse Zeit lang. Diese wurde mit verschiedenen Interviewrunden überbrückt. Dabei wurde über Fußfetisch und Sport im Schulunterricht diskutiert. Für die Schüler war es wichtig, dem Interviewten offene Fragen zu stellen, also Fragen, die nicht mit einem einfachen „ja“ oder „nein“ zu beantworten waren. Festzustellen war, dass auch diese Fragerunden ernst genommen wurden.
Endlich kam der große Moment: Die Videos wurden mithilfe eines Beamers an die Wand geworfen. Die Schüler waren alle zufrieden mit dem, was sie geleistet haben. So mancher gestand selbstkritisch ein, etwas zu schnell gesprochen zu haben. Sarah Mokhtari-Serest riet den Schülern am Ende, die empfangenen Nachrichten tagtäglich kritisch zu hinterfragen und zu überprüfen, denn allzu leicht könnte man einer Falschmeldung aufsitzen und diese weiterverbreiten.
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