Die Aktiven der Lokalen Agenda 21 Neckarau haben sich am Niederbrücklplatz mit den Themen essbare Wildpflanzen und Schottergärten beschäftigt. Ort des Geschehens war die dortige Grünfläche, Referent war der Neckarauer Konrad Siegel, einer der wenigen akademisch zertifizierten Fachberater für die Selbstversorgung mit essbaren Wildpflanzen.
Von circa 30 000 Nahrungs- und Futterpflanzen weltweit werden in der industriellen Landwirtschaft nur circa 150 Arten angebaut. Wildpflanzen und essbare Pflanzen wären eine Ergänzung zu den heute angebotenen Obst- und Gemüsesorten und könnten für den Erhalt einer größeren Artenvielfalt sorgen, so seine Botschaft. Weitere positive Aspekte sind Klimagerechtigkeit und gesunde Ernährung.
Ausgaben für Nahrung senken
„Nebenbei kann man mit essbaren Pflanzen in der Stadt die Ausgaben für Nahrungsmittel senken“, sagt Altstadträtin Gabriele Thirion-Brenneisen (Grüne), die Vorsitzende der Lokalen Agenda. Konrad Siegel zeigte den interessierten Teilnehmern, wie die Pflanzen am besten in den Boden gebracht werden, damit sie auch gesund wachsen. „Vor allem ist ein eher magerer Boden eine gute Voraussetzung“, so Siegel.
Er hatte zusammen mit Helfern daher 14 Tage zuvor das Gelände auf dem ehemaligen Festplatz am Neckarauer Waldweg gemäht. Damit das angefallene Gras nicht als Kompost verwendet wird und der Boden nicht gedüngt wird, transportierte er die Mahd auch gleich ab, um sie an anderem Ort zu verwenden. Siegel hatte verschiedene Pflanzen aus seinem Garten ausgegraben, die nun an dem neuen Ort gedeihen sollen.
„Das Gelände soll praktisch als Anschauungsmaterial dienen, um Spaziergängern Informationen zu geben, was alles essbar ist und wozu die Pflanzen verwendet werden können“, so Siegel. Daher wurden QR-Codes auf kleinen Schildern angebracht. Mithilfe des Handys können diese gelesen werden. „Vor allem Wege und Ackerränder gehören zu den Top-Sammelorten für die schmackhaften Pflänzchen“, berichtete Siegel. An solchen Stellen seien Fundorte zumeist im wahrsten Sinne des Wortes „ein gefundenes Fressen“, das nichts kostet und außerdem gesund ist.
Siegel, der in Mannheim vor allem als aktiver Gewerkschafter bekannt ist, war 22 Jahre bei John Deere und dort kämpferisches Betriebsratsmitglied, bevor er hauptberuflich zum IG Metall-Bundesvorstand in Frankfurt/Main wechselte. Ein Interesse für Heilpflanzen brachte er aus seiner Kindheit mit, da seine Mutter einen großen Heilpflanzengarten bewirtschaftete. Als Konrad Siegel schließlich in den 1980er Jahren nach Neckarau umzog und dort einen großen Garten zu versorgen hatte, waren Heil- und essbare Pflanzen plötzlich wieder ganz naheliegende Themen. Mit seinem 60. Geburtstag kam dann noch der Impuls, an der Hochschule Nürtingen die Fachberater-Ausbildung zu absolvieren.
Die Aktiven der lokalen Agenda gingen sogleich, mit Spaten gerüstet, ans Werk, um Blutampfer, Löwenzahn, Giersch, Walderdbeere und Bärlauch zu pflanzen. Allerdings sollten die Pflanzen nicht auf dem Platz gesammelt werden, da hier viele Spaziergänger mit Hunden unterwegs seien, die die Grünfläche verschmutzen, rieten die Mitglieder der Lokalen Agenda. Aber dennoch könnten auch mitten in der Stadt essbare Wildpflanzen gesammelt werden, so die Lokale Agenda 21. Städtische Parks beispielsweise seien zum Sammeln von Wildpflanzen prädestiniert. Löwenzahn finde sich häufig an Mauern, Gänseblümchen auch auf kleinsten Wiesenflächen. Beides könne verspeist werden und würde einen Salat bereichern. Löwenzahn punktet zum Beispiel mit hohen Anteilen an Vitamin C und Kalium, so Fachmann Siegel.
Für andere etwas übriglassen
Er rät zum Schluss, nur das zu sammeln, was man auch wirklich kennt und appelliert, nie eine Fläche leer zu räumen, damit der Natur kein bleibender Schaden entsteht. Andere könnten so ebenfalls fündig werden und vor allem seien dann in kommenden Jahren weitere Ernten möglich. (mit lang)
Info: Über essbare Wildpflanzen informiert Konrad Siegel während der Buga 23 im Heilpflanzengarten des Luisenparks. Die ersten Familienführungen finden am Freitag, 19. Mai, 11 bis 12 und 12.30 bis 13.30 Uhr statt.
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