Man kann Gehrings Kommode in der Schulstraße als urige Kneipe für Musikfans beschreiben, oder als Stammtischlokal, in dem das Gericht "Spaghetti Aglio Olio" noch Knoblauchspaghetti heißt, oder als Kleinkunstbühne für aufstrebende Talente aus Kabarett und Bildender Kunst. Und im Grunde trafen alle diese Beschreibungen bei der Vernissage des Comic-Künstlers Dennis Hauck ins Schwarze. Auch deshalb, weil der Abend unter besonderen Zeichen stand: Die Neckarauer Kultkneipe feierte direkt nach der Sommerpause im September ihren 38. Geburtstag. Damit ist sie die zweitälteste Kleinkunstbühne Mannheims nach der "Klapsmühl'" am Rathaus.
Im Vordergrund der Geburtstagsfeier stand die Ausstellung vom Frankenthaler Comic-Künstler Dennis Hauck, der den Innenraum der Kommode mit farbenfrohen Tiergemälden ausschmückte. Dennis Hauck, Jahrgang 1980, stellt sein Werk nun bereits zum vierten Mal - und noch bis Oktober - in der Kommode aus. Während des Kartografie-Studiums entdeckte er seine Begeisterung für Cartoons und erfüllte sich im Laufe der Jahre einen Kindheitstraum: Seit 2006 arbeitet er als selbstständiger Comiczeichner und Designer für Flash-Animationen. Er erstellt kleine, am Computer animierte Cartoons - mal denkt er sich die Geschichten dazu selbst aus, mal verarbeitet er bereits vorhandenes Bildmaterial.
Bucks Bunny und Road Runner
Seine Vorbilder findet der Künstler vor allem in den frühen Werken der Warner Brothers, in Bucks Bunny oder etwa Road Runner. "In den 1930ern sind sozusagen meine Säulenheiligen entstanden", scherzte Hauck gutgelaunt beim Sektempfang. Aufträge für seine Werke bekommt er aus ganz Deutschland von Werbeagenturen oder Verlagen. Sein bisher größter Erfolg: Im Jahr 2009 entwarf Hauck Zeichentrickszenen für den österreichischen Kinofilm "Das Vaterspiel". Der Film wurde auf der Diagonalen zum besten Kinofilm Österreichs gekürt.
Trotz zahlreicher Auftritte in lokalen Medien und im Fernsehen blieb Dennis Hauck bodenständig. Er geht seine Arbeit mit Neugierde und Lust an, betont immer wieder die Freude beim Entwerfen seiner Projekte. So manche Idee landet dann nicht auf dem PC-Bildschirm, sondern eben auf der Leinwand. "Das Malen ist eigentlich nur mein Hobby", kommentierte Hauck seine aktuellste Ausstellung "Cartoon Art". Die Gemälde springen dem Besucher in der lichtgedimmten Kommode wegen ihrer Farbenpracht ins Auge. Von königlichen Katzen, die auf knallroten Polsterkissen residieren, über Frösche im Amphitheater bis hin zu einem Tintenfisch am Schlagzeug verarbeitet Hauck seine Eindrücke aus der Tierwelt in bunter Manier. Dabei zählt der Gesamteindruck: "Schau dir die Wand an. Gequetscht sieht das doch besser aus", sagte Hauck belustigt.
Die Kommode stellt ihre Räumlichkeiten für vier Ausstellungen jährlich zur Verfügung. Alle Veranstaltungen werden vom Neckarauer Kunst- und Kulturverein, kurz NeKK99, getragen. "Es geht uns um Künstler aus der Region, denen wir eine Plattform geben wollen", so Armin Fischer, Vorsitzender des Kunstvereins.
Neben der bildenden Kunst hat vor allem das Musik- und Kabarettprogramm in der Kommode längst Kunstgeschichte geschrieben: "Vor einigen Jahren hat Bülent Ceylan seine ersten Gehversuche auf unserer Bühne vor zwanzig Leuten gemacht", erzählte Fischer stolz.
Tatsächlich kommen durch den Kunstverein viele Künstler zusammen. Es gibt Kooperationen mit lokalen Musikschulen und der Popakademie; der Terminkalender der Kommode ist gespickt mit Szenekunst, Kabarettveranstaltungen und Blues-Konzerten. In dieses bunte Programm fügt sich Haucks farbenfrohe Ausstellung nahtlos ein. In der Kommode ist es die Vielfalt, die Kleinkunst zu etwas Großem macht.
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