Serie "Mein Laden um die Ecke" (Teil 64) - Schreib- und Tabakwarengeschäft Großkinsky auf dem Almenhof / 4000 Artikel im Angebot

Anlaufstelle zum Kaufen, Fachsimpeln und Tratschen

Von 
Lothar Zuther
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Die Chefs von Schreibwaren Großkinsky (vl.): Sven Großkinsky und Fillialleiterin Steffi Rheinfelder.

© Thomas Rittelmann

Wer auf dem Almenhof wohnt und Zeitungen, Zeitschriften, Schreib- oder Schulbedarf, Zigaretten oder Glückwunschkarten kaufen oder einfach nur den Lottoschein abgeben möchte, der geht seit 1992 ins Schreib- und Tabakwarengeschäft von Sven Großkinsky, Niederfeldstraße 74.Dort bekommt er alles, was er braucht. Und – den neuesten Klatsch und Tratsch aus dem Stadtteil gibt es gratis dazu. Oder ein freundliches Wort vom Ladenbesitzer und seinen Mitarbeiterinnen. Man könnte den Laden auch als Kommunikationszentrum mit Herz bezeichnen.Rund 4000 verschiedene Artikel hat der umtriebige Geschäftsmann auf einer Verkaufsfläche von rund 110 Quadratmetern im Angebot: vom einfachen Gummiring bis zum edlen Füllfederhalter einer bekannten Heidelberger Nobelmarke.

Süßigkeiten für Kinder

Obwohl der Laden sehr modern eingerichtet ist, hat er ein Element, das an einen Tante-Emma-Laden erinnert. Genau das macht ihn so liebenswert. Es gibt ein Regal mit Gläsern und Behältern, in denen Gutsel, Lutscher, Kaugummis und sonstige Süßigkeiten zu Centbeträgen angeboten werden.Kinder sind begeistert, bekommen sie doch für wenig Geld eine Tüte voll, die hilft, den Schulalltag besser zu überstehen. Erwachsene, die beobachten, wie Acht-, Neun- oder Zehnjährige auf dem Weg in die Almenhofschule Station machen, fühlen sich an ihre eigene Kindheit erinnert. Service wird großgeschrieben. Der Kunde kann seine Handykarte aufladen, wenn er zum Beispiel eine oder zwei Batterien benötigt, muss er kein ganzes Päckchen kaufen. Das Personal öffnet die Verpackung und schiebt die gewünschte Zahl an kleinen Energieträgern über den Ladentisch. Fertig.Sven Großkinsky ist ein Mann mit vielen Ideen, der sich nicht auf dem Erreichten ausruht, immer versucht, Neues auszuprobieren. Der Erfolg gibt ihm recht. Eigentlich wollte der heutige 43-Jährige Elektrotechnik studieren, nachdem er Kommunikations-Elektroniker gelernt hatte. Doch dann kam alles anders. Er stieg bei seiner Schwester ins Geschäft ein, die einen Kiosk in der Feldbergstraße – gegenüber dem ehemaligen Lanz-Krankenhaus – betrieb. Nach dessen Verkauf übernahm Großkinsky in der ersten Hälfte der Neunziger – als alter Almenhöfer – den Zeitschriftenladen von Stefan Pahl in der Niederfeldstraße schräg gegenüber vom jetzigen Standort auf der anderen Straßenseite.Dort ging es trotz Umbau und Erweiterung ziemlich beengt zu. Die Chance, das Ganze größer aufzuziehen, kam – so traurig das für die betroffenen Frauen war – mit der Schlecker-Pleite 2012. Da wurde die Filiale am jetzigen Standort frei – Großkinsky zog um, nachdem die baulichen Voraussetzungen geschaffen waren. Dazu gehört unter anderem eine Rampe, damit Senioren mit Rollatoren oder Mütter und Väter mit Kinderwagen problemlos ins Geschäft gelangen, das einen Meter über Gehwegniveau liegt.Großkinsky übt seinen Beruf mit großer Leidenschaft aus. Die Grundlage dafür, die Kurve vom gelernten Elektrotechniker zum Kaufmann zu schaffen, legte er seinerzeit mit einer Weiterbildung an der Abendschule. Im Lauf der Jahre hat er expandiert und betreibt mittlerweile zwei zusätzliche Geschäfte in Brühl und im Kurpfalzcenter auf der Vogelstang.In der Niederfeldstraße war er vor etwas mehr als einem Jahr drauf und dran, hinzuschmeißen. Organisierte Diebesbanden hatten sein Geschäft innerhalb eines Jahres sechs Mal heimgesucht, sich mit Brachialgewalt Zugang verschafft und Zigaretten gestohlen. Großkinsky ist froh, das überstanden zu haben: „Das war frustrierend und nervig.“Aktuell bereitet ihm etwas anderes Kopfzerbrechen und bringt Umsatzeinbußen von „etwa einem Viertel“: zum einen die Baustellen in der Niederfeldstraße, wo zurzeit die Gas- und Wasserleitungen erneuert werden. Die Arbeiten vor seinem Laden sind zwar beendet, aber die direkte Durchfahrt von der Steuben- zur Neckarauer Straße ist immer noch nicht möglich. „Das kostet uns Laufkundschaft aus dem Niederfeld und dem Schwarzwaldviertel, die beim Vorbeifahren gerne anhält und etwas kauft“, betont er. Zum anderen stört ihn – wie andere Geschäftsleute auch – die Schließung der Sparkassenfiliale nebenan.

Rund 80 Prozent Stammkunden

Der hohe Stammkundenanteil von rund 80 Prozent bringt bei Großkinsky das Hauptgeschäft. „Wir haben eine treue Kundschaft, ältere Damen sind froh, wenn sie hier ein Tortendeckchen bekommen“, freut er sich. Wenn jemand nach etwas fragt, was Großkinsky nicht im Geschäft hat, dann bestellt er es, und der Artikel ist in kurzer Zeit verfügbar. Außerdem gibt es noch einen Frequenzbringer: seine Funktion als Dependance des Hermes-Versands. Viele, die ihre Pakete abholen oder zurückbringen, kaufen dabei noch etwas.Das Serviceangebot in dem Geschäft ist breitgefächert. Zu Schuljahresbeginn baut der Ladeninhaber auf der Freifläche vor der Tür ein Partyzelt auf – allerdings nicht zum Feiern, sondern zum Verkauf. Dort wird über mehrere Tage hinweg alles angeboten, was Schüler nach den Ferien so brauchen. Dann sind „Großkampftage“ angesagt.Ehrensache, dass bei Sven Großkinsky – als ehemaligem Kicker (VfL und TSV Neckarau) auch das Thema Sport im Allgemeinen und Fußball im Besonderen eine große Rolle spielt. So besorgt er schon mal die Fachzeitschrift „Kicker“ beim Grossisten, wenn jemand im Urlaub eine Ausgabe verpasst hat. Einer, der regelmäßig vorbeischaut, ist Charly Adler. Der kompromisslose Verteidiger stieg 1968 mit dem VfL Neckarau in die Regionalliga Süd auf. Wenn er kommt, ist Fachsimpeln angesagt.Sven Großkinsky hat sehr viel Spaß an seiner Arbeit: „Ich mach‘ das jetzt schon so lange. Manche, die früher als Kind bei mir eingekauft haben, sind mittlerweile selbst Eltern. Das ist schön.“ Es gibt auch lustige Erlebnisse: „Eines Tages rief eine Frau an und fragte, ob Snoopy noch vorm Laden sitzt. Das war ihr Hund, den hatte sie nach dem Einkauf vergessen. Sie kam dann und hat ihn geholt, nachdem ich sie beruhigt und gesagt hatte, dass er noch da ist.

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"Mein Laden um die Ecke": Schreib- und Tabakwarengeschäft Großkinsky

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Schreibwaren Großkinsky

  • Anschrift: Schreib- und Tabakwaren Großkinsky, Niederfeldstraße 74, 0621/81 62 85, 68199 Mannheim.
  • Inhaber: Sven Großkinsky.
  • Angebot: Bürobedarf, Schreibgeräte, Büro-Accessoires, Geschenkideen, Glückwunschkarten, Bewerbungsmappen, Trendiger Schulbedarf, Künstler- und Bastelbedarf, Tabakwaren, Zeitschriften, Dienstleistungen (Lotto, Hermesshop, Wäschereiservice, Zigarrentasting).
  • Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 7.30 bis 13 Uhr und 15 bis 18.30 Uhr; Freitag 7.30 bis 18.30 Uhr, Samstag 8 bis 13 Uhr.

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