Neckarau: Vergnügliche Schulstunde mit Rektor Peter Deffaa zur Eröffnung des neuen historischen Klassenzimmers im Rathaus

Als im Unterricht der Rohrstock regierte

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Sylvia Osthues

Beim "Neckarauer Museumstag" mit einem heimatgeschichtlichen Spaziergang mit Dr. Norbert Sälzle wurde auch das neue historische Klassenzimmer im 2. Obergeschoss des Rathauses eröffnet. Unter dem Dach hat der Verein mit viel Liebe einen Unterrichtsraum mit Tafel und Bänken aus dem vorigen Jahrhundert eingerichtet. Der Vorsitzende, Altstadt Helmut Christian Wetzel, begrüßte mehr als 80 kleine und große Besucher zu der Eröffnung der vergnüglichen "Schulstunde am Sonntag" mit dem Rektor und Schülern der Wilhelm-Wundt-Schule, Peter Defaa.

Gekommen waren auch Bürgerdienstleiterin Patricia Popp mit Familie sowie das ehemalige Vorstandsmitglied der MVV Energie AG, Klaus Curth, rühriger Spendensammler des Geschichtsvereins, wodurch in den Neckarauer Museen ein Raum nach dem anderen neu gestaltet werden kann.

Bevor die Schulstunde begann, erläuterte Rektor Peter Deffaa die strengen Regeln: Der Unterricht begann früher immer mit einem Morgengebet und endete nicht selten mit einem Lied. Auch zwischendurch wurde gern mal gesungen. Rektor Deffaa stimmte passend zur Jahreszeit ein Frühlingslied an: "Im Märzen der Bauer". Alle Kinder und Erwachsenen sangen mit.

Unartige kamen in die Ecke

Melissa Lennart und die Mitschüler mussten aufstehen, wenn der Rektor sie etwas fragte. Beim Abfragen durfte nicht vorgesagt werden. Weil Ursel Eirich nicht hören wollte, drohte der Rektor augenzwinkernd, sie beim nächsten Mal in die Ecke zu stellen. Schüler wurden früher bestraft mit dem Rohrstock. Es gab "Tatzen" auf die Hände, und bei frechen Jungs auch schon mal was hinten drauf, erzählte der Rektor.

Unglaublich fanden das Nicolas und seine Mitschüler. Dabei ist das alles noch gar nicht so lange her. Beim Lesen in einem alten Schulbuch sowie Betrachten von Zeugnissen und Heften aus dem vorigen Jahrhundert wurden bei vielen älteren Besuchern Erinnerungen wach.

"Wir mussten früher immer die Hände auf den Tisch legen und ganz still sitzen", erzählte Elisabeth Schmidt (76). "Der Unterricht hat früher auch viel länger gedauert. Am Vormittag und am Nachmittag aber auch jeden Samstag war Schule Pflicht", berichtete Klaus Kleinmeyer (74).

Beim "Neckarauer Museumstag" konnten die Besucher bei Führungen im Halbstundentakt auch die anderen Dauer-Ausstellungsräume besichtigen: Kaufladen, Schumacherwerkstatt, Friseursalon, Luftschutzräume und eine Bauernwohnung. Interessante Einblicke in die Welt der Siebenbürger Sachsen gewährten der Ehrenpräsident der Kreisgruppe Mannheim-Heidelberg, Johann Wester, und seine Frau in der Dauerausstellung "Deutsche Kultur in Siebenbürgen".

In der "Museumsklause" spielten "Kaleidoskope" Folkrock zu Kaffee und Kuchen. Außerdem wurden noch ein paar Ostergestecke und süße Backwaren verkauft.

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