Lindenhof. Als eine vermeintlich leerstehende Lagerhalle abbrannte, stellten sich die Polizisten die Frage, was dort eigentlich gebrannt hatte. Es stellte sich heraus, dass das Gebäude als Versteck für schätzungsweise 1,7 Milliarden Euro Bargeld der italienischen Mafia gedient hatte. Was wie die Handlung eines Krimis klingt, gehörte tatsächlich zum nicht-fiktionalen Teil der Vorträge der Lindenhöfer Krimi-Nacht. Alessandro Bellardita, Claudia Schmid, Anette Butzmann und Nils Ehlert, alle Autoren von Kriminalromanen, gestalteten einen abwechslungsreichen Abend mit Lesungen, thematischen Ausführungen und Musik.
Buchhändlerin Anette Butzmann („Lindwurm“) hatte den beliebten Abend organisiert. Bellardita, Richter in Heidelberg, eröffnete das Vorlesen mit seinem Buch „die sizilianische Akte“. Packend erzählte er dabei von einem Mord an einem mutigen Staatsanwalt, der er gewagt hat, sich mit der Mafia anzulegen. Bellardita verstand es mit Bravour, Details der Geschichte nach und nach zu enthüllen und die Spannung aufrechtzuerhalten.
Selbst in Sizilien geboren, behandelt der Autor in seinen Texten auch Klischees über verschiedene Nationalitäten. Die Behauptung, die Mafia sei mit italienischen Gastarbeitern nach Deutschland gekommen, sei „ein Schlag ins Gesicht“, so Bellardita, weil viele wegen der kriminellen Übermacht auswandern mussten.
Für Auflockerung sorgte das Krimi- und Musik- Duo Ehlert und Butzmann. Ehlert bewies sich als begnadeter Cellist während Butzmann abwechslungsreich mal mit Gitarre und Mal mit Waschbrett und Klobürste als Rhythmusinstrument begleitete. Das Duo verfasst zusammen Texte von Krimis und Liedern für ihr Programm „Crimi con Cello“. Sie hatten außerdem drei Rätsel mitgebracht, die die Gäste zuerst mit Body-Percussion rhythmisch begleiteten und anschließend lösten.
Claudia Schmid las aus ihrem Krimi „Blumenfieber“, der im Luisenpark spielt. Mit melodiöser Stimme unterstrich sie perfekt die unheimliche Stimmung der Mordszene. Wie immer in ihren Romanen hat Schmid der Geschichte einen größeren Kontext gegeben, zu dem sie bestens informiert ist. Diesmal ging es um Cyberkriminalität, im Buch wird ein autonom fahrender Bus gehackt.
Unter vielen Auszeichnungen empfand Schmid die Ernennung zur Ehrenkommissarin als größte Ehre. Den Titel erhielt für zahlreiche Benefizlesungen zu Gunsten des Weißen Rings. Dass die Organisation sich für Opfer von Verbrechen einsetzt findet Schmid besonders wichtig, weil vor Gericht immer nur ausführlich auf den Täter eingegangen werde. „Echte Morde sind natürlich hässlich und brutal“, betont sie. In ihren Büchern kann es dagegen auch mal lustig zugehen. Und sie schreibt stellenweise aus der Sicht des Täters. Es interessiere sie, wie Menschen dazu kämen, das Tabu zu brechen und einen Mord zu begehen.
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