Historisches

Ein Stück Lindenhofer Geschichte zum Anfassen

Im September 2020 stieß man bei Grabungen für einen neuen Baum im Lanz-Park im Mannheimer Stadtteil Lindenhof auf ein hartes Stück Beton. Was ans Licht kam und wo der Fund heute zu sehen ist

Von 
Sebastian Engelland
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Klaus Kähler und Ute Huber von der Bürger-Interessen-Gemeinschaft Lindenhof freuen sich, dass die Schale geborgen und restauriert werden konnte. © Engelland

Mannheim. Im September 2020 war es, als man bei Grabungen für einen neuen Baum im Lanz-Park auf ein hartes Stück Beton stieß. Nach und nach kam bei den Baumarbeitern ein rundes, etwa drei Meter breites Objekt mit floralen Elementen zum Vorschein. Der Stadtbaum-Service der Stadt Mannheim bat daraufhin Wolf Engelen von der Bürger-Interessen-Gemeinschaft Lindenhof (BIG) um Rat. Engelen fielen in der Beschaffung der Kunststeinschale Ähnlichkeiten zur geborgenen historischen Mauer um das ehemalige Lanz-Krankenhaus herum auf.

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Schließlich konnte der ehemalige Standort der Schale auf einer Abbildung aus dem Jahr 1909 im Park des Lanz-Krankenhauses identifiziert werden. „Im Park des Krankenhauses standen seinerzeit zwei Blumenschalen und eine Seerosenschale“, erklärt Klaus Kähler. Auch die Stadtverwaltung habe die Schale als „sehr wertvoll“ befunden. Einzig: Geld für die aufwendige Bergung und Restaurierung konnte die Stadt nicht genehmigen.

Schale wiegt sieben Tonnen

„Die Schale ist sieben Tonnen schwer“, erzählt Klaus Kähler. Zudem wies sie einen Riss quer durch die Mitte auf. Bei einer normalen Bergung mit Seilen hätte die Gefahr bestanden, die Schale entzwei zu brechen.

Durch die großzügige Unterstützung des Mannheimer Unternehmens Diringer & Scheidel wurde das Unterfangen schließlich möglich gemacht. „Unter der Blumenschale wurden zwei Furchen hindurchgebohrt, durch die zwei Stahlträger geführt wurden. So konnte die Schale geborgen werden“, berichtet Klaus Kähler, der bei der Bergung dabei war.

Nur wenige Stunden später dann stand die Schale an ihrem heutigen Platz hinter der Lanz-Kapelle. Doch ein Problem blieb: Die Schale, die vermutlich nach dem Zweiten Weltkrieg während des Wiederaufbaus unter die Erde geraten war, hatte durch die jahrzehntelange Lagerung im Untergrund erhebliche Schäden aufzuweisen. Viele Teile des Kunststeins waren abgebrochen und nur durch aufwendige Restaurierungsarbeiten wiederherzustellen. Ute Huber erinnert sich: „Wir haben kleine Zettelchen in die Risse der Schale gehängt, auf denen wir unseren Spendenaufruf mitsamt Kontonummer vermerkt hatten.“ Schnell kamen auf diesem Weg über 6000 Euro zusammen.

Gemeinsam mit einem Planungsbüro für Restaurierung konnte die Schale wiederhergestellt werden. Schließlich wurde sie 2022 während des Lanz-Park-Festes enthüllt und an die Öffentlichkeit übergeben.

Heute zieren saisonale Blumen die „wiederauferstandene“ Schale, die „weitere viele Jahrzehnte die Menschen als Blumen- und Pflanzenschale begeistern“ und verschönern wird, wie die Infotafel vor der Schale berichtet – und darüber hinaus auch für die Dauer der Zeit ein Stück Lindenhofer Geschichte erzählen wird.

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