Käfertal - Trompeter Dirceu Braz zeigt seine Kunstwerke

"Muse sind die Menschen"

Von 
Jan-Hendric Bahls
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Ein Trompeter, der seiner Kreativität auch beim Malen freien Lauf lässt - bei der Ausstellung in St. Hildegart zugunsten von Straßenkindern in Sao Paulo.

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Mit gleich einer ganzen Sammlung seiner Bilder präsentierte sich der brasilianische Trompeter Dirceu Braz in der Käfertaler Gemeinde St. Hildegard. Im Rahmen des Sonntaggottesdienstes eröffnete der Musiker seine Ausstellung, die noch bis zum 14. Juli an der Dürkheimerstraße zu sehen ist. "Ich bin zum ersten Mal hier, obwohl ich gleich um die Ecke wohne", erklärte Braz, der zuvor die katholische Liturgie mit seinem Trompetenspiel begleitet hatte. In den vergangenen Wochen und Monate habe er insgesamt sechs Ausstelllungen in der Region absolviert und das nicht ohne Grund.

Der Erlös aus dem Verkauf der Werke komme seinem Projekt in der Heimat zu Gute. Derzeit kümmere er sich um den Bau des "Haus der Hoffnung" in Mogi das Cruzes / Botujuru. Das liegt bei Sao Paulo. Dort sollen Straßenkinder sowie Mädchen und Jungen aus armen Verhältnissen eine Ausbildung erhalten. Das soziale Engagement stehe überhaupt im Zentrum seines Schaffens. "Ich kann es mir leisten, und das motiviert mich auch in meiner täglichen Arbeit", wie der Künstler erklärte. Dirceu Braz stammt selbst aus einem kinderreichen und einfachen Elternhaus. Er weiß, was Not bedeutet, versucht seit vielen Jahren schon, seine Bekanntheit zu nutzen, um auf die Probleme in seiner Heimat aufmerksam zu machen. Er hofft natürlich möglichst viele Bilder zu veräußern, "damit ich mehr Platz in meiner Wohnung bekomme", lacht Braz.

Viele seiner Motive lassen sich vor einem christlichen Hintergrund deuten. "Aber ich verarbeite auch Alltagserfahrungen in meiner Kunst", erklärte er. Der Kontakt zu den Verantwortlichen in St. Hildegard sei über seine Vermieterin entstanden. Es sei doch eine schöne Atmosphäre hier, deutete er auf das Kirchenschiff in St. Hildegard. "Die Leute können hier beten und sich dabei die Gemälde anschauen." Vielleicht spreche ja etwas zu ihnen. Alle Werke sind neu. Zehn Prozent des Verkaufserlös gehen an die Gemeinde vor Ort. "Wenn ich erst einmal ins Malen komme, gibt es kein Halten mehr", wie Braz betont. Im vergangenen Herbst habe er so etwa 40 Bilder auf Leinwand gebracht. Ungefähr so klappt das meistens auch mit seinen Kompositionen und Schriften. Da lässt er alles raus, was sich aufgestaut hat. Der Brasilianer hat bisher zehn Tonträger als Solist und drei Bücher beim Laumann Verlag in Deutschland herausgegeben.

"Meine Muse sind die Menschen", erzählt er. Die Liebe zum Nächsten inspiriere ihn. Ohne diesen sozialen Gedanken dahinter wäre Vieles in seiner Kunst nicht möglich. Ehrgeiz sei seine Sache dagegen nicht. "Wenn sich Menschen zu sehr auf den Erfolg fokussieren, verlieren sie die wichtigen Dinge des Lebens aus dem Blickwinkel", glaubt Dirceu Braz.

Die derzeitigen Nachrichten aus seiner Heimat sieht er mit gemischten Gefühlen. Natürlich gebe es immer noch viele Ungerechtigkeiten und Korruption in seinem Land. Aber mit der neuen Regierung sei doch vieles besser geworden. Aber die Menschen könnten nicht erwarten, dass sich so schnell alles ändere. "Die Veränderung findet ja zuerst im Kopf statt."

Jedoch schauten die meisten Demonstranten auf Europa und die USA. "Doch unser Land kann sich nicht mit diesen Nationen vergleichen, noch nicht", wie der Trompeter betont. Die Kriminalität sei dagegen weiterhin ein großes Problem. "Aber Brasilien ist auf einem guten Weg", zeigte sich Braz zuversichtlich. Der Musiker will seinen Teil dazu beisteuern. Mindestens einmal im Jahr fliege er rüber, auch um den Fortgang seiner Projekte zu überwachen.

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