"Eine unvergessliche südamerikanische Nacht" versprachen die Veranstalter der "Pena Latina" im Loft der Hafenstraße 72 im Jungbusch. Der gastgebende Verein "KulturBrücken", die Latinogruppe Mannheim, attac Mannheim, der Nicaragua-Verein Mannheim sowie die BRD-Kuba-Freundschaftsgesellschaft hielten Wort: Rund um den bewegenden Auftritt des Dreigestirns "Musikandes" entstand eine Atmosphäre, in der sich ausgelassen feiern, aber auch politisch diskutieren ließ.
Aller guten Dinge sind drei: Was das Sprichwort weiß, bestätigt sich auch bei der insgesamt dritten "Pena Latina", die jeden ersten Freitag im Monat veranstaltet wird. So viele Leute strömen in das zur Party-Lounge umgebaute Loft in der Hafenstraße 72, dass die Veranstalter schon vor Konzertbeginn zahlreiche Extra-Stühle aus dem Lager kramen müssen. Womöglich ist es das Thema des Abends, eine Hommage an den 1973 ermordeten chilenischen Präsidenten Salvador Allende. Wahrscheinlich ist es die geballte künstlerische und emotionale Kompetenz auf der Bühne, die für einen rekordverdächtigen Besuch der neuen Veranstaltungsreihe in den "KulturBrücken" sorgt.
Romina Tobar, Gustavo Lepré und Daniel Osorio schaffen es auf Anhieb, die spezielle Stimmung der frühen 1970er Jahre in Chile heraufzubeschwören. Mit "Venceremos" ("Wir werden siegen"), dem Kampflied des linken Wahlbündnisses Allendes, starten sie ihren musikalischen Rückblick. Dazu flimmern die Bilder in Schwarz-Weiß über die Wand: Jubelnde Menschenmassen, glückliche Gesichter, alte Frauen, die mit weißen Taschentüchern ihrem neuen Helden huldigen. Es ist 1970 in Chile, Salvador Allende ist der erste sozialistische Präsident des Andenstaates. Hoffnung keimt auf: Auf eine bessere Zukunft vor allem für die Landbevölkerung.
In den Liedern von Tobar, Lepré und Osorio spiegelt sich diese Hoffnung. Sie handeln vom Aufstand der Kleinen, von der Möglichkeit, ein neues, ein besseres Chile zu schaffen ("Canzión de Poder Popular"). Dabei verwenden die drei Südamerikaner ausschließlich traditionelle Instrumente - von der klassischen Konzertgitarre bis zur Panflöte. Und legen bei ihrem harmonischen Zusammenspiel größten Wert auf Emotionalität. Dass im Publikum längst nicht alle alles verstehen, verliert somit an Bedeutung. Es sind Stimmung und Ausdruck, die das Inhaltliche transportieren.
Dass es dabei nicht nur um Politik, den späteren Sturz Allendes und das wohl traurigste Kapitel in der chilenischen Geschichte unter dem Diktator Augusto Pinochet geht, bringt Pancho Mendez, einer der Organisatoren des Abends, auf den Punkt: "Das Ziel einer Pena ist es, trotz aller Probleme mit einem Lächeln nach vorne zu schauen. Lasst uns tanzen, denn das ist ein Zeichen dafür, dass wir noch am Leben sind."
Pablo, ein junger Chilene, der in Heidelberg studiert, und die aktuellen sozialen Proteste in seinem Heimatland aus der Ferne verfolgt, drückt es so aus: Wir als Bürger eines Landes seien längst nicht dazu verdammt, uns unser Leben von oben diktieren und vermiesen zu lassen. "Wir können jederzeit auf die Straße gehen!" rüo
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