Serie "Mein Laden um die Ecke" (Teil 19) - Die Michael GmbH - Feine Juwelen und Kunsthandel an der Fressgasse / Erstes Geschäft 1978 in der Neckarstadt

Schmuck-Experten aus Leidenschaft

Von 
Anke Philipp
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"Für dieses Metier muss man eine Ader haben", lächelt Verkaufsleiterin Ingeborg Oppelt und ihre Augen strahlen ähnlich den Diamanten, die sie umgeben. Antikem Schmuck gilt ihre ganz besondere Leidenschaft, jener Passion, die sie einst zur Juwelier Michael GmbH führte. Das Haus für feine Preziosen an der Fressgasse in P 6,6 wird seit 25 Jahren von Martina Michael und seit 2015 von Sohn Boris Michael mit genau dieser Hingabe betrieben.

Den Hang zum Schönen und Außergewöhnlichen, die Liebe vor allem für alte Möbel aus dem 17. und 18. Jahrhundert, haben die Michaels seit langem: 1978 gründete Albert Michael, der sich mittlerweile aus dem aktiven Geschäft zurück gezogen hat, den Betrieb, der seither erfolgreich von seiner Frau Martina geleitet wird. Was zunächst in der Neckarstadt begann, führte über die Quadrate S und R in die Planken und dann vor 25 Jahren an die Fressgasse: 1991 kauften die Michaels das Haus und umgaben es 2001 mit jener Fassade, die den feinen Eck-Laden im englischen Stil mit dunklem Holz und roten Markisen heute noch schmückt - ein Hingucker an der Einkaufsstraße.

Von Antikem bis zu modernen Schmuckkreationen mit Gold, Diamanten und Edelsteinen wird hier und in der Heidelberger Filiale vieles angeboten, was das Liebhaber-Herz erfreut. Das Sortiment umfasst zudem Kunsthandwerk aus Silber sowie stilvolle Gemälde überwiegend von Malern aus dem 19. Jahrhundert. "Wir haben, was andere nicht haben - durchaus auch zu zivilen Preisen", berichtet Ingeborg Oppelt von immer mehr jungen Leuten, die sich beispielsweise Verlobungs- oder Eheringe in der hauseigenen Heidelberger Goldschmiede anfertigen lassen. Wertvolle Erbstücke umarbeiten oder Reparaturen in Auftrag geben - all das ist dort möglich. Gerne erwerben die Michaels zudem Einzelstücke oder Sammlungen aus Kundenhand oder nehmen sie in Kommission.

Seit Jahrzehnten sind die Schmuck-Experten auf internationalen Fachmessen unterwegs und auf Auktionen präsent. München, New York, London - hier kennen sie sich aus. Vor allem der englische Handel sei der beste weltweit, berichten sie. In London treffe sich alles, was Rang und Namen in der Szene habe - Chinesen, Russen, Amerikaner. "Allerdings hat sich in letzter Zeit vieles in den asiatischen Raum verlagert", erzählt Martina Michael, die seit Langem im Kunsthändlerverband Deutschland Mitglied ist und weiß, wovon sie redet. In dem Gremium sind die renommiertesten Leute versammelt, die sich einem hohen Standard der Kunstvermittlung verpflichtet fühlen. Der Verhaltenskodex enthält Grundsätze des fairen Wettbewerbs und des Kulturgutschutzes. Damit bilden die Mitglieder eine Gemeinschaft, welche die Qualität des Angebots und eine fachliche Expertise garantiert.

Genau das würden die Kunden schätzen, die aus dem gesamten Umland nach Mannheim kommen, meist mit dem Auto, berichten die Eigentümer, und ärgern sich über die städtische Verkehrspolitik. Überhaupt hätten es inhabergeführte Geschäfte, die schließlich eine attraktive Stadt ausmachen würden, äußerst schwer in der Quadratestadt, würden kaum Unterstützung erfahren. Und: "Die Verantwortlichen im Rathaus haben zuwenig Empathie für die Stadt", sagen sie und finden: Mannheim habe sich in den letzten zwei Jahrzehnten nicht gerade zum Positiven verändert.

Während der vierjährigen Bauzeit des Q 6/Q 7-Einkaufszentrums hat das Geschäft schwer gelitten, bis zu 50 Prozent schrumpfte der Umsatz - eine Katastrophe, die man nur durch den guten Umsatz in der Filiale in der Heidelberger Hauptstraße leidlich kompensierte. Mittlerweile erholt sich der Betrieb - allerdings ganz langsam, so dass ein Jubeln über die neue, attraktive Einkaufslage den Michaels nicht recht über die Lippen kommen will.

Im Gegenteil: Jetzt, nach dem Ende des Tohuwabohus in der Fressgasse, müssten sich die Kunden erst einmal neue Wege in der City erobern. Das dauere. Ein Jahr will Martina Michael, die über 60 Jahre alt ist, daher abwarten, bevor sie eventuell neue Weichen stellt. Bis dahin gibt man sich "hoffnungsfroh", schon weil Sohn Boris, der seit 2014 nebenan die exklusive, kleine "uhrboerse" betreibt, künftig wohl nach P 6,6 umziehen und damit die Familientradition an der Fressgasse fortführen wird.

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"Mein Laden um die Ecke": Juwelier Michael

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Michael GmbH

Anschrift: Michael GmbH, P 6,6-7, Tel. 0621/10 24 10, www.juwelier-michael.de, E-mail michael@juwelier-michael.de.

Inhaber: Martina Michael, Boris Michael.

Angebot: Antiker Schmuck, Antiquitäten, exklusive Silberware, moderner Goldschmuck, Kommissionsware, Sonderanfertigungen, Umarbeitungen, Reparaturen, eigene Goldschmiede in der Filiale in Heidelberg, Hauptstraße 122

Öffnungszeiten: Montag bis Samstag, 10 bis 19 Uhr.

Redaktion Mitglied der Lokalredation, seit 1991 zuständig für den Bereich Mannheim-Mitte mit den Stadtteilen Innenstadt, Jungbusch, Neckarstadt-West und-Ost, Schwetzingerstadt, Oststadt, Neuostheim und Neuhermsheim.

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