Jungbusch - Stuttgarter Künstlerin stellt ihre Video-Installation im zeitraumexit vor

Migranten im Gespräch

Von Iris Barnbeck

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Iris Barnbeck
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Ülkü Süngün ist die erste Residenzkünstlerin, die nach einem Jahr Aufenthalt im Künstlerhaus zeitraumexit ihr „Gemeingut Jungbusch“ präsentierte. © Barnbeck

Das Künstlerhaus zeitraumexit im Jungbusch ist einer von Mannheims Orten für erweiterte Kunst. Der Verein greift gesellschaftlich relevante Themen auf, stellt Räume und Strukturen bereit, Künstler und Initiativen werden dazu eingeladen, ihre Arbeiten vor Ort zu entwickeln und in den Dialog mit der Stadtbevölkerung zu treten.

Zum Aufenthalt eingeladen

Im Rahmen des Stadtteilprogramms „Social Body Building“ sind es Künstler und Künstlerinnen, die über einen längeren Zeitraum hinweg zu einer Residenz in den Jungbusch eingeladen werden, um sich in dieser Zeit in ihren Arbeiten den Themen widmen, die den Stadtteil und die Menschen darin bewegen.

Ülkü Süngün ist die erste Residenzkünstlerin, die nach einem Jahr Aufenthalt ihr „Gemeingut Jungbusch“ präsentierte. Im Mittelpunkt des Werkes stehen die Veränderungen und Gewalt der Gentrifizierung im Jungbusch. In einer Video-Installation hat die junge Stuttgarterin ihre Beobachtungen in dem Hafen-Stadtteil festgehalten. Für ihre Aufzeichnungen führte sie Gespräche mit migrantischen Kleinunternehmern, die sie in Filmbeiträgen aufgezeichnet hat und nun über verschiedene Bildschirme ausgestrahlt werden.

„Alle Menschen auf den Monitoren müssen noch lange heute Abend arbeiten“, fasst die Künstlerin den Arbeitsalltag ihrer Protagonisten zum Auftakt ihrer Vernissage zusammen. Es sind Bäcker, Kiosk- oder Ladenbesitzer, die hier ihre Heimat gefunden haben, und damit anderen dienen möchten. Jeder steht offen und freundlich Rede und Antwort. Nur auf die Frage nach den Veränderungen im Stadtteil, da wollte niemand etwas sagen. „Ich mag keine Politik machen“, fasst eine Stimme den Standpunkt aller zusammen. Im Anschluss an die Vernissage führte Ülkü Süngün eine Gesprächsrunde mit Fachleuten über Geschichte, Gegenwart und Entwicklung des Jungbuschs. Lisa Massetti arbeitet beispielsweise seit zwei Jahrzehnten als Theaterpädagogin mit Jugendlichen des Stadtteils, Johannes Kleinhans, der 1977 seine Diplomarbeit im und über den Stadtteil verfasste und Patrick Kokoszynski als kritischer Beobachter der Szene, skizzierten ihre eigenen Erfahrungen und Prognosen.

Bis 14. März zu sehen

Die Video-Installation in der Hafenstraße 68 ist bis 14. März von Donnerstag bis Sonntag in der Zeit von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Darüber hinaus finden jeweils am Donnerstag Gesprächsabende, eine Publikation und eine Lecture Performance unter Leitung von Ülkü Süngün statt.

Ehemalige Mitarbeit

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