Es ging um mehr als bloß Kunst zu fördern. Die vierte Kunstmesse Art Breidenbach wollte nicht nur talentierten Künstlern eine Plattform bieten, um ihre Werke einem breiteren Publikum zu präsentieren. Es sollten auch Künstler und Käufer in Kontakt miteinander treten. "Veranstaltungen organisieren und ein Netzwerk bilden können wir ja. Die größte Herausforderung ist es aber, Käufer zu finden", erklärte die Organisatorin Shiva Hamid von den Breidenbach Studios die Hybridform der Kunstmesse.
So trafen rund 500 Gäste auf 27 Künstler in der Galerie Port25 in der Hafenstraße im Jungbusch. "Das hat unsere Erwartungen ziemlich übertroffen", freute sich Hamid. Die Gäste reichten von Kunstsammlern bis hin zu interessierten Studenten - und waren damit ebenso vielfältig wie die ausgestellte Kunst selbst: Streetart-Werke, Graphitzeichnungen, Schwarz-Weiß-Fotografien oder bunte Reliefmalereien aus Öl - für jeden Geschmack war etwas dabei.
Auch Gäste von außerhalb
Außerdem begrüßte die Kunstmesse, die in Kooperation mit dem Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Mannheim stattfand, erstmals nicht nur regionale Künstler, sondern auch Gäste von außerhalb. Unter den Ausstellenden fanden sich unter anderem Mareike Engbert (Hamburg), Martin Turner (Nürnberg) oder Vlasto (Frankfurt). "Es ging darum, unser Netzwerk zu aktivieren, um Kreative deutschlandweit auf die Möglichkeit aufmerksam zu machen. Das hat zum ersten Mal überregional geklappt", zeigte sich Mitorganisator Paul Heesch zufrieden.
Der Großteil der Künstler stammte aber aus der Region. So auch Hannah Moser (25), die gemeinsam mit ihrem Vater Ralf Moser (55) und Sabine Lieb Werke aus dem "Atelier im Delta" präsentierte. "Es war das erste Mal, dass ich bei Breidenbach teilnahm, aber natürlich kannte ich das Format schon zuvor", sagte Hannah Moser.
Moser hat in Mainz Freie Bildende Kunst studiert und arbeitet heute in Feudenheim. In ihrem fotografischen Werken entfremdet sie Objekte, zum Beispiel durch Lichtspiegelungen des Kameraobjektivs.
Für Moser war es ein Heimspiel, denn es war das erste Mal, dass die Kunstmesse nicht in Heidelberg, sondern in Mannheim gastierte. "Der Jungbusch als Standort ist attraktiv, weil hier Kunstinteressierte ohnehin vor Ort sind", sagte Hamid. Aber auch das benachbarte Kreativwirtschaftszentrum C-Hub habe die Wahl des Veranstaltungsortes in Mannheim begünstigt: Seit Juli beziehen die Veranstalter hier Büroräume zur Planung, Promotion und PR - neben der Hebelstraße und dem Dezernat16 in Heidelberg ist das C-Hub damit bereits der dritte Standort der Breidenbacher.
Die Kunstgemeinschaft hat sich vor etwas mehr als vier Jahren gegründet. Damals war das Ziel von Hamid und Heesch, leerstehende Räume in Kreativwerkstätten zu verwandeln, regionale Künstler zu fördern und ein Netzwerk zu spannen: Das Breidenbach verstand sich als Kollektiv von und für Künstler. Schon bald aber wurde klar, dass angemietete Ateliers und geknüpfte Kontakte in der Kunstszene nicht reichen. "Wir hatten plötzlich Plätze zum Malen und Werkeln, aber merkten: Die Künstler können diese nicht bezahlen, wenn sie ihre Werke nicht verkaufen", blickte Heesch zurück.
Sehr publikumsnah
Auch deshalb eignete sich das Port25 als Raum für Gegenwartskunst besonders gut: Die Ausstellung war durch ihren Pop-Up-Charakter sehr publikumsnah. Besucher kamen mit den Künstlern, die zumeist vor ihren Werken Platz nahmen, schnell ins Gespräch, konnten sich Arbeitsproben anschauen, Lebensläufe mitnehmen oder sich für Newsletter registrieren. "Wir wollten bewusst Barrieren abbauen, wohlwissend, dass Kunstkäufer und Künstler oft unterschiedliche Menschentypen sind", sagte Heesch. Sammler kaufen eben "nicht nur das Kunstwerk, sondern auch die Geschichte und die Person dahinter."
"Gerade mal drei oder vier Prozent der Künstler in der Region können von ihrem kreativen Schaffen leben", erklärte Shiva Hamid, harte Arbeit, von der höchstens jeder Zwanzigste überleben kann. An diesem Wochenende wurde immerhin mehr als ein Drittel der gezeigten Werke verkauft - ein Anfang für das Art Breidenbach in Mannheim und die Kunstschaffenden in der Metropolregion.
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