Östliche und Westliche Innenstadt - Gespräch mit Quartiermanagerin Dr. Esther Baumgärtner / Schwäbin kennt Mannheim

Ethnologin will gemeinsames Profil fördern

Von 
Bettina Henkelmann
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Die 37-jährige Quartiermanagerin Dr. Esther Baumgärtner findet das Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft spannend - sie hat zu diesem Thema ihre Doktorarbeit in Mannheim geschrieben.

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"Mir ist es wichtig, viele Leute kennenzulernen, Gespräche zu führen und Ideen zu sammeln", sagt Dr. Esther Baumgärtner, seit 1. Juli Quartiermanagerin für die Östliche und auch Westliche Innenstadt. Mit offenen Augen durch die Quartiere zu gehen, den Stadtteilakteuren und Bewohnern zuzuhören und daraus Schlüsse für die Quartiersarbeit zu ziehen, sieht sie als ihre derzeit erste Aufgabe - mit dem Ziel, die beiden Quartiere in einem gemeinsamen Management zusammenzuführen.

Gute Vorarbeit

Kein leichtes Unterfangen zu einer Zeit, in der sich die Probleme in den beiden Stadtteilen etwa durch steigende Kriminalität in der östlichen und durch den großen Zuzug von bulgarischen und rumänischen Staatsbürgern im Jungbusch, der sich mittlerweile auch auf die westliche Innenstadt ausdehnt (wir berichteten), häufen. Sicher sei das eine große Aufgabe, meint die 37-Jährige. Aber ein Quartiermanager müsse ja nicht alles alleine machen. Erst einmal gehe es darum, tragfähige Strukturen zu schaffen. Es sei bereits durch die Arbeit von Nadja Wersinski durch das Quartiermanagement Östliche Innenstadt sowie durch Sylvia Nast-Kolb und Ute Koch in der Stadtteilkonferenz Westliche Innenstadt eine sehr gute Vorarbeit geleistet worden. Darauf gelte es aufzubauen und die Akteure zusammenzubringen. "Mein erster Eindruck ist, dass von den Akteuren zunächst viele eigene Bedürfnisse gesehen werden." Eine weitere Beobachtung sei, dass es in beiden Quartieren viele unterschiedliche Interessengruppen gebe: Bewohner, Gewerbe und Gastronomie. "Man kann aber in einem Gremium nicht allen gerecht werden, sondern könnte wie in der Neckarstadt in verschiedenen Arbeitsgruppen agieren, die sich dann gegenseitig befruchten - mit dem Ziel, ein gemeinsames Profil zu entwickeln."

Auch die Probleme rund um das Thema Zuwanderung können nach Ansicht der Quartiermanagerin nicht von einem Quartier allein gelöst werden: "Da braucht es eine breite gesellschaftliche Unterstützung. Es ist eine kommunale, nationale und auch europäische Frage." Die Aufgabe der Quartiermanager sieht Baumgärtner dabei, zur Befriedung beizutragen, indem sie Kontakt zu den einzelnen Gruppen aufnehmen und sie miteinander ins Gespräch bringen. Denn Quartiersarbeit beschäftige sich mit den Lebenswelten der unterschiedlichen Bewohnergruppen, um bei Nachbarschaften, die nicht als Gemeinschaft empfunden würden, eine Toleranz füreinander zu entwickeln.

Gerade dieses Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft wie in Mannheim, die sie "total spannend" findet, war es, die die Ethnologin für ihre Promotionsarbeit "Lokalität und Heterogenität" in die Quadratestadt führte. Dabei lernte sie die Stadt zunächst von einer eher unbekannten Seite kennen. Nicht zum Schloss, Wasserturm oder auf die Planken führte sie ihr Weg, sondern zum Herschelplatz und den kleinen Geschäften dort in der Umgebung. Zehn Jahre lebte Baumgärtner im Jungbusch, bis sie letzten November in die Neckarstadt-Ost zog.

Faszinierend findet sie, dass sich die Menschen als Mannheimer, Neckarstädter oder Jungbuschbewohner fühlen, aber nicht als Türken, Griechen oder zu einer anderen Nationalität zugehörig. "Man identifiziert sich nach außen hin mit der Stadt oder dem Stadtteil und nicht mit der Nationalität", stellt die in Schwäbisch Hall Geborene fest. Mit analytischem Gespür und schwäbischem Understatement geht sie ihre Arbeit an. "Es gibt viele Nischen und Ressourcen, die manch einem noch nicht bewusst sind, die müssen wir entdecken", betont sie und nennt als Beispiel das Thema Spielflächen. Da gebe es welche, die seien stark frequentiert, andere würden gar nicht genutzt und man müsse die Frage nach dem Warum stellen. "Liegt es etwa an der mangelnden Sauberkeit, und ist es sinnvoll, Spielplatzpaten zu engagieren oder sind die Spielflächen für kleine Kinder nicht in Rufweite der Wohnhäuser? Das müssen wir herausfinden."

Kontaktmöglichkeit

  • Das Büro von Dr. Esther Baumgärtner ist in K 1,7-13 - will heißen: in der Kurpfalzpassage -zu finden.
  • Telefonisch ist sie unter 0621/ 293-34 76 erreichbar.
  • Ihre E-Mail-Adresse für Kontakt übers Internet lautet: esther.baumgaertner@mannheim.de. bh

Freie Autorin Freie Journalistin. Beim MM tätig für die Lokalredaktion, Kulturredaktion und die Stadtteilseiten Mannheim-Mitte.

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