Unter den Flüchtlingen, die in den vergangenen Jahren in der Landeserstaufnahmestelle (LEA) untergekommen sind, gibt es auch viele Kinder, die oft traumatische Erfahrungen auf ihrer Flucht nach Deutschland machen mussten, Erfahrungen, welche die Kinder noch lange in ihrem Alltag hier begleiten. Damit diese Kinder für ein paar Stunden unbeschwert malen und basteln können, entwickelten Kunstpädagoginnen der Freien Kunstakademie Mannheim (FKAM) ein ganz besonderes Projekt.
Neu, mit Farben zu arbeiten
"Wir gehen über den Regenbogen" haben Anne Lind und Ursula Pawlak ihr Projekt getauft, welches jetzt im Rahmen der alljährlichen Sommerausstellung in der FKAM mit einer kleinen Ausstellung in Form einer Dokumentation mit Fotos und Arbeiten der Kinder abgeschlossen wurde. "Die Dokumentation zeigt, wie das Projekt mit Flüchtlingskindern konzipiert und umgesetzt wurde", erklärte FKAM-Leiterin Dr. Juliane Huber bei Eröffnung der Ausstellung.
Zwölf Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren aus Syrien, Iran, Kamerun, Eritrea, Pakistan und Afghanistan nahmen teil. Der Workshop fand an insgesamt sechs Tagen im Mai und Juni in der Jugendkunstschule der FKAM statt. Die Kinder und ihre Mütter, die von der LEA abgeholt und nach einem Mittagessen auch dorthin zurückgebracht wurden, wurden betreut von Absolventinnen der Kunstpädagogik an der FKAM.
Diese Mitarbeiterinnen konnten sich durch zum Teil eigenen Migrationshintergrund sprachlich mit den Kindern und Müttern gut verständigen. Gemeinsam unter Anleitung von Berim Ataman, Soroor Ashouri Fard, Isabella Davidek und Stefanie Fischer durften die Kinder hier mit unterschiedlichen Materialien und Methoden arbeiten und bekamen so die Möglichkeit, sich kreativ und ohne die alltäglichen sprachlichen Barrieren auszudrücken. "Für viele war es ganz neu, mit Farben zu arbeiten", erzählte Stefanie Fischer.
Ein Junge habe ganz schüchtern gefragt, ob er Papier und Stift behalten dürfe. In der Ausstellung zu sehen waren nur wenige Arbeiten der Kinder, da sie das meiste mit nach Hause genommen hatten. Zu sehen waren Motive aus ihrer Heimat. Kleine Leinwände zeigen das Meer und einen Sonnenuntergang. Ein Gemeinschaftsbild zeigt Porträts der Mütter. Mittendrin ein großer Baum, an dem die Kinder in Form von Blättern ihre Handabdrücke hinterlassen haben. So als wollten sie betonen: wir leben und sind angekommen in einem Land, in dem wir willkommen sind und in Sicherheit leben können.
Fotos zeigen die Kinder bei der Arbeit, wie beispielsweise einen Junge aus Kamerun, der aus Gips eine neue Stadt im afrikanischen Stil formt. Daneben hat Joachim Huber Gedichte und Liedtexte zum Thema Krieg gestellt, wie das bekannte Kinderlied "Maikäfer flieg, Dein Vater ist im Krieg..."
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