Friedrichsfeld/Ilvesheim. Frieda ist ein scheuer Medien-Star, sie lässt sich Zeit. In dem großen Käfig scheint es sich das Eichhörnchen gemütlich gemacht zu haben - und kommt erst einmal nicht heraus. Tierpflegerin Heike Jung versucht, das Tier herauszulocken - merkt aber schnell, dass sie keine Chance hat. Dabei sah das paar Minuten zuvor noch anders aus, Frieda turnt wie wild im Käfig herum und hüpft von einem Seil zum anderen. Immer wieder rannte das Tier auch im Kreis. „Das ist ein untrügliches Zeichen, dass sie raus muss“, sagt Jung.
Vor wenigen Wochen hat die Ilvesheimerin das Eichhörnchen in ihre Obhut genommen. Nun ist Frieda etwas mehr als drei Monate alt und durfte zum ersten Mal in die freie Wildbahn. Um darauf richtig vorbereitet zu werden, hat Jung das Tier mit in das Auswilderungsgehege in Mannheim-Friedrichsfeld genommen. Dort stehen größere Käfige, in denen - ähnliche wie Spielgeräte - verschiedene Seile und Holzstöcke angebracht sind. Indem die Eichhörnchen darauf herumturnen, können sie sich an die Struktur des Waldes und seiner Bäume gewöhnen.
Eine ganze Straße fiebert mit
Ein Grund, warum Frieda erst jetzt aus dem Käfig gelassen wird, ist, dass sie lange Zeit noch keine Nüsse knacken konnte. Mittlerweile ist sie aber dazu in der Lage, „und damit bestens gerüstet für die Natur“. Dass sie überhaupt wieder zurück in die freie Wildbahn kann, ist neben Heike Jung auch Sabrina Bauer zu verdanken. Sie fand das hilflose Tier vor wenigen Monaten. Nun ist auch die Mannheimerin nach Friedrichsfeld gekommen, um den Moment zu erleben, in dem das Eichhörnchen in die Freiheit entlassen wird.
Bauer erinnert sich noch genau an den Tag, als sie das Tier fand. „Ich bin mit meinem Hund aus Tür und da lief das Eichhörnchen einfach auf mich zu. Es hat bewusst meine Nähe gesucht und wollte immer wieder an meinem Rockzipfel hochklettern“, sagt sie. Zuerst traute sie sich nicht, das Tier anzufassen. „Vorsicht walten zu lassen, ist erst einmal gut“, sagt Expertin Jung: „Aber bei Eichhörnchen ist das kein Problem. Das Muttertier fühlt sich durch den fremden Geruch nicht abgestoßen.“
Was dann folgte, hätte ein Drehbuchautor vermutlich kaum dramatischer schreiben können. Sabrina Bauers Vater organisierte eine oben offene Kiste für das Eichhörnchen, aus der hüpfte es aber heraus und war nicht mehr zu finden. Wenige Stunden später brachten die Nachbarn Frieda zurück. Handwerker, die bei ihnen zugange waren, hatten das entkräftete Tier am Straßenrand entdeckt. „Frieda hat also die ganze Straße aufgemischt“, erinnert sich Bauer und schmunzelt. „Dann habe ich das Eichhörnchen zu Heike Jung in die Praxis gebracht. Das war das Beste, was Frieda passieren konnte.“
Während sie das erzählt, huscht im Augenwinkel etwas aus dem Käfig. Es ist Frieda. War sie erst noch scheu, gibt es jetzt kein Halten mehr. In wenigen Sekunden ist sie auf den Baum geklettert und hat sich bis in die höchsten Äste vorgearbeitet.
Paula folgt auf Frieda
Heike Jung ist ganz ergriffen: „Ich sehe Frieda die Freude daran an.“ Von nun an bleibt die Käfigtür offen, laut Jung wird das Tier in den ersten Wochen immer wieder zurückkehren, um ab und zu noch etwas zu essen zu holen. Frieda sei aber schon ganz gut darin, sich mit Nahrhaftem aus der Natur zu versorgen, berichtet Jung. Die Tatsache, dass Friedas letzter Käfig bereits dort steht, wo in etwa auch ihr neuer Lebensraum sein wird, helfe dem Tier. „So kann es sich unter anderem an die Geräusche gewöhnen“, erklärt Jung.
Nicht weit hinter dem Gartengrundstück führt die Bahnlinie zwischen Mannheim und Heidelberg entlang. Ob sie sich deshalb nicht Sorgen macht? Jung ist recht entspannt. „Passieren kann natürlich immer etwas, aber Eichhörnchen sind umsichtige Tiere“, sagt sie und schaut Frieda hinterher, wie sie die Baumwipfel erklimmt. Indes hat Jung schon wieder ein neues Eichhörnchen in ihrer Obhut. Paula wurde vor wenigen Tagen zu ihr gebracht. „Die Familie, die es gefunden hat, hatte sich wegen des ersten Berichts über Frieda bei mir gemeldet.“
Tipps für Finder
- Meistens sind die Tiere unterkühlt und dehydriert. Wichtig ist es deshalb, sie mit den Händen oder einer Decke zu wärmen und ihnen etwas zu trinken zu geben.
- Tröpfchenweise (am besten mit einer Spritze) verabreicht man den Eichhörnchen Wasser mit Traubenzucker oder Fencheltee.
- Wenn das Tier verletzt ist, sollte man direkt zu einem Arzt fahren.
- Wenn es dem Eichhörnchen äußerlich gut geht, setzt man es nach der ersten Versorgung am besten an die Fundstelle zurück und wartet mindestens eine halbe Stunde.
- Eichhörnchen darf man anfassen. Der menschliche Geruch stört das Muttertier nicht.
- Wenn das Tier nach mehr als einer halben Stunde immer noch am selben Ort und keine Mutter in Sicht ist, sollte man das Eichhörnchen wieder mitnehmen und zum Arzt bringen.
- Eine Anlaufstelle ist der Verein Eichhörnchen Schutz. Der Notruf ist rund um die Uhr unter 0176/55 37 68 64 zu erreichen.
- Kleintierpraxis Dr. Wendel in der Seckenheimer Straße 22 (Mannheim): 0621/ 40 96 50.
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