Wo gibt es noch ein Marionettentheater, wie man es aus der Kindheit kennt? Wer erinnert sich nicht an die Verfilmungen der Augsburger Puppenkiste? Das traditionelle Marionettentheater Weiss, das es seit fast 200 Jahren gibt, hat nun seinen Sitz in Franklin. Die mobile Bühne kann überall aufgebaut werden, wo Platz ist. Die Marionetten sind Unikate, die in liebevoller Handarbeit von Familie Weiss selbst gebaut wurden. Zwei der Stücke aus dem Repertoire waren an einem Nachmittag im Restaurant Inspire im Ulmenweg zu sehen: „Die unordentliche Prinzessin“ und „Das tapfere Schneiderlein“.
Stücke des Marionettentheaters Weiss haben Botschaft
Die Stücke sind nicht nur zur Unterhaltung da, sondern haben auch eine Botschaft. Bei der Geschichte der Prinzessin geht es darum, man kann es sich fast denken, das Kinderzimmer aufzuräumen. Bevor das Stück beginnt, tritt Theaterleiter David Weiss vor die Kulisse, begrüßt das Publikum und erklärt, wie ein Theaterstück mit Marionetten abläuft. „Wenn der Kasper euch etwas fragt, dürft ihr antworten“, sagt Weiss. Der Kasper ist die heimliche Hauptfigur, die keine Schranke zwischen Bühne und Zuschauerraum kennt. Der Kasper ist nur zum Schein ein Schelm, denn unter seinem bunten Kostüm ist er ganz schön vernünftig.
Der Vorhang hebt sich. Im Zimmer der Prinzessin sieht es aus wie nach einem Tornado, überall liegen Stofftiere herum. Sogar der Kasper beschwert sich: „Die Prinzessin ist so unordentlich, außerdem kämmt und wäscht sie sich nicht, und die Zähne putzt sie auch nicht.“ Da tritt die Prinzessin selbst auf, das Haar ziemlich durcheinander. Sie vermisst ihr Lieblingsspielzeug, den Bären Brummel, und bittet den Kasper, ihr bei der Suche zu helfen. Der Kasper willigt ein, unter der Bedingung, dass sie ordentlich wird. Sie geht darauf ein. Zum Glück kann sich Kasper bei dem Unterfangen auf die Unterstützung der Kinder im Publikum verlassen.
Den Kindern macht es sichtlich Spaß, sich am Theaterstück zu beteiligen. Nachdem der Vorhang gefallen ist, tritt David Weiss mit der Kasper-Marionette vor die Bühne und erklärt den Kindern, an welchen Fäden man ziehen muss, um welchen Effekt zu bewirken. Hinter der Bühne waren noch Weiss’ Frau Jacqueline und sein Sohn Samuel. Dabei spricht ein Puppenspieler mehrere Rollen, auch ein Rollentausch ist nicht ungewöhnlich.
Die Inhaber des Restaurants Inspire möchten Künstlern eine Auftrittsmöglichkeit geben. In dem Gebäude der ehemaligen Ludwig-Frank-Kaserne finden öfter Events statt, im Sommer wartet ein Biergarten auf die Gäste. „Marionettentheater gibt es leider immer weniger, obwohl es eine so schöne Idee ist“, sagt Mit-Inhaber Tlili Hakim. „Inspire möchte Kunst unterstützen, aber auch Tanz in Form von Salsa-Partys.“
Der nächste Auftritt des Marionettentheaters Weiss findet am Samstag, 13. April, im Forum Franklin, Carl-Scholl-Saal, statt. Um 11 Uhr spielt es „Die unordentliche Prinzessin“, um 13.30 Uhr „Das tapfere Schneiderlein“. Eintritt für Kinder 8,50 Euro, für Erwachsene zehn.
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