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Wingenfelder machen bei Abschiedstour Station in Feudenheim

Auf ihrer letzten Tour macht die Band auch in der Feudenheimer Kulturhalle Station. Ihre Musikkarriere hängen Kai und Thorsten Wingenfelder aber auch in Zukunft nicht an den Nagel

Von 
Katja Geiler
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Über 400 Fans kamen zur Abschiedstour der Band in Feudenheim. © Katja Geiler

Mannheim. Das Wort „Abschiedstour“ wird oft belächelt und abgetan mit „Die kommen doch eh wieder zurück.“ Aber Kai und Thorsten Wingenfelder meinen es ernst, es ist wirklich das letzte Mal für die Band Wingenfelder. Doch mit Fury in the Slaughterhouse werden sie weiterhin auf der Bühne stehen. „Schlicht und ergreifend“ lautet der Name des aktuellen Albums und der Tour, die noch bis Ende November läuft. Auch die Kulturhalle Feudenheim war wieder eine Station, und hier warteten über 400 Fans, viele davon mit Wingenfelder-T-Shirts. „Es ist nicht ganz ausverkauft“, meinte Veranstalter Sven Hellmich, Abteilungsleiter Viet Vo Dao beim ASV Feudenheim.

Vor acht Jahren waren Wingenfelder zum ersten Mal in der Kulturhalle zu Gast, damals mit dem Album „Retro“ im Gepäck. Vor gut zehn Jahren hatte Hellmich bei der Band angefragt, ob sie es sich vorstellen könnten, in der Kulturhalle Feudenheim zu spielen. Und tatsächlich, im Herbst 2016 war es dann soweit. Eine Neuauflage gab es 2018 mit „Sieben Himmel hoch“.

Ehemaliges Band-Mitglied performt auf der Bühne

Die Tour mit „Sendeschlusstestbild“ fiel ins Corona-Jahr 2020 und musste leider abgesagt werden. „Außerdem kam Thorsten noch für ein Konzert in mein Wohnzimmer und Kai zusammen mit Christof Stein-Schneider als ,Die desinfizierten Zwei' in den Zirkus Paletti - das sind insgesamt fünf Konzerte“, meinte Hellmich, der sich schon auf die Fury-Tour im nächsten Jahr freut, im Juni kommt die Band aufs Maimarktgelände.

Den Abend eröffnete ein ehemaliges Mitglied von Wingenfelder: Norman Keil, der einige der beliebten Wingenfelder-Songs wie „Klassenfahrt“ mitkomponiert hat und auch als Solokünstler auftritt. „Das ist die letzte Klassenfahrt, wir sind noch zwei Wochen unterwegs“, so Norman, der die Fans mit Texten begeisterte wie: „Ich will kein Leid inszenieren, um Klicks zu generieren“.

Song erzählt von Flucht aus DDR als Kind

Später im Lauf des Konzerts kehrte er noch einmal auf die Bühne zurück und sang gemeinsam mit der Band „Springen in die Nacht“. Der Song erzählt davon, wie der aus Thüringen stammende Norman als Kind die Wiedervereinigung miterlebte und mit seiner Familie mit dem „alten Wartburg nach Eschwege“ fuhr.

Den Kontrast zur Aufbruchsstimmung aus dem Jahr 1989 lieferten im Anschluss Wingenfelder mit ihrem düsteren Song „Sendeschlusstestbild“ von 2020, dessen Text ein Szenario beschreibt, das vier Jahre später bedrohlich näher gekommen zu sein scheint: „Deutschland ein Wintermärchen, aus AfD, Doppelkorn und Kuschelbärchen … Geschichte wiederholt sich immer, der gleiche alte Sack im Kinderzimmer.“ Im Video zum Song wird unter anderem Alexander Gauland mit seinem „Vogelschiss“-Vergleich eingespielt. Auch andere Themen stimmen die Songwriter nachdenklich: „Das Internet war am Anfang spannend, aber jetzt hat sich alles geändert, es gibt Fake News, Lügen und Gewaltandrohungen“, sagte Kai.

Das Lied „Hey Cowboy“ spielen sie auf jeder Tour. Für den Song wechselte Thorsten zur Mandoline, die für den typischen Bluegrass-Sound sorgt. Das melancholische Lied handelt von einem Cowboy, der keine Ruhe findet, denn etwas verfolgt ihn, und es kommt immer wieder zu ihm zurück. Zwischen den Songs findet ein reger Gitarrenwechsel statt, fünf verschiedene Varianten kommen zum Einsatz, darunter auch die allseits beliebte Ukulele und sorgen für abwechslungsreiche Stimmung. Den Song „Aragona“ kündigt Kai an mit „kurz am Schlager vorbeigeschrammt, aber authentisch.“ Er handelt von einem Familienurlaub auf Sizilien, bei dem es einen ordentlichen Regenguss gab: „Nie waren wir uns so nah wie im Herbst in Aragona, als der Regen vorbei war.“ Der Song verbreitete jedoch eher Sommerstimmung und gute Laune - und auch die Ukulele war mit im Spiel.

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Wer im Hinterkopf hat, dass es Fury schon fast 40 Jahre gibt, kann sich denken, dass Kai und Thorsten schon jenseits der 30 sind. „Wir haben auf unserer Tour gelernt: Je älter man wird, desto jünger wird man wieder. Bei einem Konzert wurde in der ersten Reihe jemand ohnmächtig, doch es war kein junges Mädchen, sondern ein älterer Herr“, erzählte Kai und brachte das Publikum zum Schmunzeln, denn hier waren auch die meisten jenseits der 30. Doch das ist egal, denn alle sind noch „Mitten im Leben“, ein schneller Song, bei dem das Publikum nicht nur mitklatschte, sondern auch hüpfte. Rockig, ohne Mandoline, dafür mit E-Gitarren, ging es weiter mit „Keiner kommt hier lebend raus“, bei diesem Lied wackelten die Wände der Kulturhalle.

Wer nun denkt, das stamme aus einer Zeit, als sie noch jünger waren - Fehlanzeige, es ist auf der neuen LP „Schlicht und ergreifend“. Mit „Wenn's am schönsten ist“ läutete die Band den Abschluss des Konzerts ein, kam jedoch für Zugaben, darunter auch das Weihnachtslied „Wenn die Zeit kommt“, noch zweimal auf die Bühne zurück.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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