Feudenheim

Volles Haus in Mannheim-Feudenheim: Was das Orchester Tonart im Repertoir hatte

Ein fulminantes Konzert vor ausverkauftem Haus: Das Heidelberger Sinfonie-Orchester Tonart begeisterte sein Publikum im Mannheimer Stadtteil Feudenheim mit Sinfonien und Poesie zwischen Kafka und Krieg der Sterne

Von 
Katja Geiler
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Volles Haus: Das Orchester Tonart in der Kulturkirche Epiphanias. © Katja Geiler

Das Sinfonieorchester Tonart aus Heidelberg schaffte es, die Epiphaniaskirche bis auf den letzten Platz zu füllen, sogar die Empore war belegt. Das Orchester wurde vor 25 Jahren gegründet und besteht aus Studierenden und Berufstätigen mit Orchestererfahrung. Jungen Komponierenden aus dem Raum Heidelberg bietet es die Gelegenheit für die Uraufführungen ihrer Werke, so auch an diesem Abend.

„Wir haben heute zwei Premieren, da wir wegen der Corona-Pause eine nachholen. Die Komponisten sind beide anwesend“, sagte Knud Jansen, musikalischer Leiter. Beide Komponisten hatten sich als Vorlage ein Gedicht ausgewählt. Den Anfang machte Kyungjin Lim mit „Die Reise“, ein Gedicht von Richard Dehmel, das vom Verlust eines Kindes handelt. „Das Kind ist ein Stern im Himmel geworden und spricht zur Mutter in Sternensprache“, so der Komponist. Der Sopran der Mutter wurde gesungen von Ana Ipka, das Kind antwortete in flüchtigen Staccato-Geräuschen des Orchesters.

Danach ging es weiter mit der bekannten sechsten Sinfonie von Ludwig van Beethoven, auch bekannt als „Pastorale“. Die Sinfonie erzählt in fünf Sätzen von einem Tag auf dem Land, man kann sich anhand der Musik jede Szene bildlich und detailliert vorstellen. Die Geschichte beginnt mit dem „Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande.“ Die Landleute feiern den Tag, doch es kommen Gewitter und Sturm auf, sie müssen sich in Sicherheit bringen. Am Ende zieht das Gewitter weiter, und die Hirten bringen durch ihren Gesang „frohe und dankbare Gefühle“ zum Ausdruck.

Ein Kontrast zu dieser ländlichen Szenerie, die das Orchester brillant dem Publikum vermittelte, bildete die zweite Hälfte des Programms. „Kafkas Wiegenlied“, lautete die Komposition von Daria Pavlotskaya, das gleichnamige Gedicht hatte sie selbst während der Corona-Pandemie geschrieben. Es handelt von Isolation, wie in „Die Verwandlung“ von Kafka, doch im Vordergrund steht nicht die Verwandlung selbst, sondern „das Gefühl, nie wieder das Bett verlassen zu wollen.“ Die moderne Komposition wurde gesanglich begleitet von der Sopranistin Johanna Beier.

Danach wurde es Zeit für die bombastische Filmmusik von Star Wars von John Williams, auf die sich besonders die Kinder und Jugendlichen freuten. „Filmmusik war eigentlich für den Hintergrund gedacht, mit Star Wars hat sich das geändert. Die Musik rückt nach vorn und hat immer wiederkehrende Themen“, so Dirigent Knud Jansen in der Einführung zum Konzert. Die Filmmusik besteht aus einer Suite in fünf Sätzen, die den Figuren wie Prinzessin Leia oder Meister Yoda gewidmet sind.

Es war ein fast unwirkliches Erlebnis, die bekannten Melodien, die man normalerweise in den Filmen hört, nun von einem Orchester in der Epiphaniaskirche zu erleben. Beim „Imperial March“ hatte man das Gefühl, Darth Vader höchstpersönlich stehe im Raum, so nah und bombastisch wirkte die Musik. Umso begeisterter fiel der Applaus des Publikums aus. Das Orchester spielte als Zugabe noch einige bekannte Filmmelodien an und ließ das Publikum die Namen der Filme raten.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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