Sandhofen

Spaßiges Sandhofer Gebabbel bei den Stichlern

Die Stichler machen Party und Horst Karcher sorgt mit seinem Klassiker „Pudelnaggisch“ für einen ergreifenden Moment

Von 
Bernhard Haas
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Eine Schunkelrunde zum Aufwärmen: Nach der Prunksitzung wurde kräftig weitergefeiert. © Bernhard Haas

Dass das neue Konzept einer Prunksitzung bei den Stichlern stimmt, zeigte die Abteilung Karneval im Sport und Kulturverein (SKV), die im bis auf den letzten Platz gefüllten Clubhaus stattfand. „Dass dieser kleine Verein eine so große Veranstaltung stemmt, zeigt seine große Bedeutung für den ganzen Mannheimer Norden“, bemerkte ein Gast am Ende der Prunksitzung, als die Party so richtig begann.

Von weither angereiste Gäste

Zum Teil sehr weit angereist waren die Gäste und auch so mancher Büttenredner stammte nicht gerade von der Bockschell, wie das alte Viertel im Stadtteil heißt. Aus Stuttgart, Ettlingen und Duisburg waren Gäste angereist, die sich in wunderschönen Kostümen präsentierten, darunter Freunde und Bekannte der Stichler-Prinzessin Lena I aus dem Hause Kannewischer.

Den unbestritten weitesten Anfahrtsweg aber hatte Okka Ihben, die rund 580 Kilometer auf sich genommen hatte, um aus der niedersächsischen Stadt Norden anzureisen. Von Fasnacht hatte sie zuvor nur gehört, aber den Sinn nicht ganz verstanden. Nicht verwunderlich war allerdings, dass sie sich in die Reihe der „Sahoi-Rufer“ einreihte, als wäre sie schon immer dabei gewesen.

Dieser Ruf schallte übrigens den ganzen Abend durch das Gemäuer des Clubhauses. Stimmung herrschte schon von Beginn an. Dafür sorgte die Musikkapelle „Die Zwee“ mit Horst Karcher an der Quetsch und Günter Hamann am Schlagzeug, die mit Fasnachtsliedern den Saal sofort mächtig unter Dampf setzten.

Die Gäste mussten sich auch gleich von den Stühlen erheben, um das Stadtprinzenpaar neben Lieblichkeit und Elferrat zu begrüßen. Feuerio Prinz Jochen I. von „Mannem Vorne“ und die Prinzessin der Löwenjäger Larissa I. durften jeweils ihr Motto verkünden. Senatsvize Oliver Strübbe führte den ganzen Abend gekonnt und mit viel Witz durch das teilweise anstrengende Programm, das mit „Sandhofer Gebabbel“ (Annika Merz und Franzi Schmitt) begann.

Vier kleine Marienkäfer der „Flöhe“ eroberten im Sturm die Herzen der Gäste im Saal. Der weibliche Till (Dagmar Karcher) zog die Politik durch den Kakao. Insbesondere die „ungenügende Arbeit“ der Verwaltung hatte sie im Blick. Muriel Strübbe besuchte den Ballermann und wusste daher auch von so manch unschöner Begleiterscheinung zu berichten. Um eine schöne Fasnacht zu erleben, brauche es keinen Flug nach Mallorca da tue es auch eine Party bei den Stichlern.

Stichler-Literat und Urgestein Hubert Becker widmete sich der Künstlichen Intelligenz und übersetzte die Abkürzung nach der ihm eigenen Art als „Kein Interesse“. Die Schlaglöcher in Sandhofen sah er als Vorboten der Erkundungen der Geothermie der Stadt.

Für Stimmung sorgte Horst Karcher, der – das war der erste Wermutstropfen des Abends – verkündete, dass er nach fast 55 Jahren Fasnacht nun zum letzten Mal auf der Bühne der Stichler gestanden habe. Zu seinen Liedern schunkelte der Elferrat im Hintergrund, in dessen Reihen mit Roland Sommer ein neues Gesicht mit Kappe erschien.

Bei seiner Zugabe „Pudelnaggisch“ hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Die Wedda-Girls tanzten schmissig und gut gelaunt zu Melodien der Gruppe „Abba“. Ohne Zugabe ging da nichts. Als Senatspräsident Michael Keller in der Reigen der Tänzerinnen aufgenommen wurde, schwappte die Stimmung fast über.

Wortwitz aus Wiesbaden

Als „Duo Invernal“ sorgten Ingrid Schäfer und Dagmar Karcher, ebenfalls bei ihrem letzten Auftritt, dafür, dass die Lachmuskeln nicht zu kurz kamen. Die „Kurpfälzer Traumtänzer“ zeigten einmal mehr, dass sie an Akrobatik kaum zu überbieten sind, während „Muttersöhnchen“ Frank Böhme aus Wiesbaden der Wortwitz im Nacken saß.

Nach einem bemerkenswert intensiven Soloauftritt von Kirsten Karcher („Die Liebe ist ein seltsames Spiel“ oder „Take Me Home, Country Roads“) wurde es noch einmal ganz still im Saal, als Horst und Kirsten Karcher ohne Mikrofon „Am Rosenmontag bin ich geboren“ sangen. Der e Aufforderung von Oliver Strübbe „Jetzt lassen wir es krachen“ hätte es gar nicht bedurft, denn nach zwei Liedern von Muriel Strübbe und Heiko Stasch („Lokalpatriot“ und „Mee Lääve, dat is Kölle“) übernahm DJ Bailey das Kommando und sorgte für Partystimmung.

Freier Autor

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