Naturschutz - Mahnwache von Bürgerinitiativen auf dem Feudenheimer Rathausplatz

„Hände weg von der Au“

Von 
Sylvia Osthues
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Mehr als 150 Menschen kamen zur Mahnwache mehrerer Bürgerinitiativen auf dem Rathausplatz. © Sylvia Osthues

Mannheim. Mehr als 150 Bürger, Stadträte und Bezirksbeiräte kamen zur Mahnwache unterschiedlicher Mannheimer Bürgerinitiativen (BI) unter dem Motto „Fünf vor 12“ auf dem Rathausplatz in Feudenheim. Dabei konnten sich die Teilnehmer über aktuelle Planungen in der Feudenheimer Au und andere Mannheimer Themen informieren, sie diskutieren und sich austauschen.

Nach der Begrüßung durch Heike und Wolfgang Reiser von der Bürgerinitiative Lebenswertes Feudenheim erinnerte Hans-Jürgen Hiemenz an die Geschichte des Kampfes um die Feudenheimer Au. „Seit 37 Jahren – genau seit 1984 – kämpfen wir für die Erhaltung der Au als Landschaftsschutzgebiet.“ Und heute? „Was damals als besonders schutzwürdig eingestuft wurde, wird jetzt zerstört“, klagte Hiemenz. Als Symbol für das verloren gehende Grün hatte die Bürgerinitiative auf dem Rathausplatz einen Sarg aufgebaut: „Grün raus – Grau rein.“

Plakat zeigt Pläne

Ein großes Plakat zur Bundesgartenschau 2023 (Buga) zeigte die geplanten Baumaßnahmen in der Feudenheimer Au): Für einen Radschnellweg führt eine acht Meter breite Asphalttrasse mitten durch das Landschaftsschutzgebiet, mit einer breiten Unterführung im geschützten Hochgestade. Zur Buga errichtet wird ein 250 Tonnen schwerer Stahlsteg als Aussichtsplattform mit Fundamenten im Hochgestade. Zwei Brunnen mit zwei Pumpstationen sollen täglich 400 Kubikmeter Wasser fördern, über einen zwei Kilometer langen künstlichen Bachlauf zum großen künstlichen See und zur Bewässerung von Spinelli mittels einer weiteren Pumpstation,

„Das ist ein Rieseneingriff“, finden Heike und Wolfgang Reiser. Hinzu kämen drei massive Seilbahnpfosten mitten im Landschaftsschutzgebiet – „und das alles für nur sechs Monate Buga-Betrieb“. Von der Buga-Gesellschaft und vom Naturschutz hätten sie auf die Frage, wie viele Quadratmeter versiegelt werden, keine Antwort bekommen. Selbst errechnet hätten sie circa 60 000 Quadratmeter. Dadurch werde die Frischluftschneise zu Spinelli sehr stark verkleinert. Außerdem verursache der Rückbau von 26 Kleingärten einen geschätzten Schaden von 36 0000 Euro.

„Wir wollen unsere Gärten nicht für die Buga opfern“, steht auf dem Schild der 20 Kleingärtner bei der Mahnwache. Sie bekämen keinerlei Informationen, beispielsweise darüber, wie tief die Brunnen gegraben würden, kritisierte Kleingärtnerin Hildegard Weisenbach. Die Kleingärtner befürchten, dass sie dann kein Wasser mehr haben für ihre 150 Gärten. Ein weiteres Problem, so Heike und Wolfgang Reiser, sei der geplante Betriebshof auf Spinelli mit circa 200 Lkw täglich. „Feudenheim droht ein Verkehrskollaps.“ Die BI kritisiert die Lärmbelastung und Schäden durch zunehmenden Lkw-Verkehr und die Nichteinhaltung der vorgeschriebenen Geschwindigkeiten am Aubuckel und Wingertsbuckel (wir berichteten). „Tempo 30 nur nachts reicht nicht“, kritisierte Heike Reiser.

Auch Stadträte dabei

Über zwei Jahre hinweg stellte Bezirksbeirätin Christiane Säubert (ML) Anträge zur Verkehrsreduzierung und Rücknahme der Maßnahmen in der Au. „Aber der Bezirksbeirat ist völlig entmachtet, wird gar nicht oder zu spät informiert; es hat den Anschein, als würde alles Unliebsame während Corona durchgewinkt“, kritisierte sie. Stadtrat Chris Rihm (Grüne) bestätigte: „Vieles wird nicht mehr diskutiert und der Bezirksbeirat ausgeschaltet. 2023 soll die Buga sein, doch so lässt sich kein Vertrauen aufbauen. Es reicht nicht, das Buga-Logo zu veröffentlichen, sondern man muss mit den Leuten ins Gespräch kommen – da hapert es.“

Stadtrat Alexander Fleck (CDU) erklärte, er sei immer gegen die Buga gewesen, und einen Radschnellweg durch die Au brauche wirklich keiner. Er komme deshalb regelmäßig zu den Mahnwachen der Bürgerinitiative, die seit Oktober jeden Sonntag an der Au stattfinden – unter stetiger Beteiligung der Bürger.

Freie Autorin

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