Das hatten sich die Eltern im Kindergarten Aubuckel anders vorgestellt. Endlich, so freuten sie sich schon, war ein Krippenneubau für zwei Krippengruppen genehmigt worden, wuchs der Anbau Stück für Stück in die Höhe, da kam von der Kindergartenleitung die ernüchternde Nachricht, dass wohl keine Ganztagsbetreuungsplätze angeboten werden. Stattdessen schrieb die Stadt die Besetzung für die neue Krippenbetreuung mit einer verkürzten Öffnungszeit (VÖ) von 8.30 bis 14.30 Uhr aus.
Unverständnis und Ärger machten sich breit. Schnell war unter Federführung von Kirsty Tondorf ein Beschwerdeschreiben an Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, Bürgermeisterin Gabriele Warminski-Leitheußer, die Fraktionsvorsitzenden, den Gesamtelternbeirat und die zuständigen Vertreter vom Jugendamt verfasst. In diesem fordern die betroffenen Eltern eine Ganztagsbetreuung in der Krippe "Am Aubuckel". Denn eine sogenannte VÖ-Krippe sei bei den Familien, die sich seit langem auf die Einrichtung von Ganztagesplätzen verlassen hätten, aus mehreren Gründen nicht tragbar. Wichtigster Grund: Die wenigsten Arbeitszeiten berufstätiger Eltern - besonders Alleinerziehender - sind mit verkürzten Öffnungszeiten vereinbar. Entsprechend wären die betroffenen Eltern gezwungen, ihre Kinder in Ganztageskrippen anderer Stadtteile unterzubringen.
"Wir waren völlig perplex über diese Entwicklung", meint Michael Gotsche von Elternseite, zumal die verkürzten Öffnungszeiten der Krippe in der neuen Gebührenordnung schon berücksichtigt worden seien und auch eine darauf passende Stellenausschreibung vorgelegen habe. Die Eltern vermuten dahinter Sparmaßnahmen der Stadt. "Sollen jetzt überall an neu geschaffenen Krippen nur noch verkürzte Öffnungszeiten angeboten werden?" steht als Frage im Raum.
Erhebliche Zusatzbelastung
Die Eltern fragen sich, warum ausgerechnet im Kindergarten Aubuckel im Gegensatz zu allen anderen städtischen Krippen von der Ganztagsbetreuung abgewichen werden soll. Aus ihrer Sicht macht es wenig Sinn, in einem Ganztagskindergarten, der von 7.30 bis 17 Uhr geöffnet hat ein Krippenangebot mit verkürzten Öffnungszeiten von 8.30 bis 14.30 Uhr angegliedert wird. "Damit ist eine Unterbringung von Geschwisterkindern in der Krippe nicht möglich", heißt es in dem Schreiben. Es entstehe eine erhebliche Zusatzbelastung für die betroffenen Familien. "Das verträgt sich nicht mit dem Anspruch Mannheims, als familienfreundliche Stadt zu gelten", stellen die Eltern fest.
Bei der Stadt lenkt man aufgrund des Elternprotestes schnell ein. "Wir haben eine Umfrage durchgeführt und festgestellt, dass viele Eltern auch VÖ-Plätze wollen", gibt Tabea Gernoth-Laber vom Dezernat III Auskunft. Nachdem man nun aber merke, dass sich die Bedarfe in eine andere Richtung entwickeln, versuche man, das Angebot flexibler zu halten. "Wir werden uns die Bedarfslage vor Ort noch mal genauer anschauen", so die Sprecherin. Daraus resultierend werde dann ein bedarfsgerechtes Angebot erstellt. Genügend Zeit für Anpassungen hat die Stadt noch. Die Krippe soll im Juni fertiggestellt sein.
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