Ludwigshafen. Nur ein Punkt fehlte vor genau 50 Jahren dem damals zweitklassigen Fußball-Regionalligisten SV Südwest Ludwigshafen zur Qualifikation für die Aufstiegsrunde zur Bundesliga – am Ende gab es hinter Meister Borussia Neunkirchen und Vizemeister FK Pirmasens nur den „undankbaren“ dritten Platz. Doch die Fans in Ludwigshafen waren schon lange „heiß“: Irgendwie musste es doch möglich sein, in der damals größten Stadt von Rheinland-Pfalz neben Bundesliga-Gründungsmitglied 1. FC Kaiserslautern für einen weiteren Club des Landes die spielerischen und finanziellen Voraussetzungen für den Aufstieg in die höchste deutsche Fußballklasse zu schaffen.
Das sah auch Oberbürgermeister Werner Ludwig (SPD) so: Auf seine Initiative hin formierte sich ein Förderkreis mit dem Namen „Ludwigshafen in die Bundesliga“ aus Vertretern von Industrie, Handel, Politik und Sport. Rudi Fritz, damals Vorsitzender des SV Südwest, brachte eine weitere Variante ins Spiel: Die Bildung eines „1. FC Ludwigshafen“, dem die Fußballabteilungen von 22 Sportvereinen der Stadt angehören sollten. Ziel: So sollten alle von gut betuchten Bundesligaclubs umschwärmten Fußballtalente gebunden werden.
In jener Zeit waren mehrere Talente für Clubs in ganz Deutschland am Ball – so Lorenz Horr (FSV Oggersheim), der für Hertha BSC Berlin bis 1977 in insgesamt 240 Spielen 75 Tore erzielte, Walter Frosch (FC Arminia 03), der beim 1. FC Kaiserslautern und FC St. Pauli so etwas wie Kult-Status genoss, Nationalspieler Manfred Kaltz (TuS Altrip), der seine große Laufbahn 1988 beim Hamburger SV nach 534 Bundesligaspielen beendete, Alban Wüst (VfB Iggelheim), der beim FC Schalke unter Vertrag stand, oder Werner Adler (ASV Maxdorf), der dem Kader von Mönchengladbach angehörte.
Einen renommierten Trainer hatte man mit Georg Gawliczek bereits – er hatte unter anderem bei den Bundesligisten FC Schalke 04, Hamburger SC, Karlsruher SC, TB Tennis-Borussia und Hertha BSC Berlin auf der Trainerbank das Sagen, betreute damals den SV Südwest und forderte die Verpflichtung von „mindestens drei Spitzenspielern vorrangig aus der Pfalz – darunter einem Spielmacher“. Große Stars sollten es nicht sein, „denn die sind nicht mit dem Herzen dabei“.Und eine bundesligataugliche Spielstätte war ja auch vorhanden – das Südweststadion.
Als „Nahziel“ des Förderkreises wurde ein finanzielles „Sofortprogramm“ in Höhe von 100 000 Mark genannt und erste Namen von Sponsoren in die Diskussion gebracht. Doch da kam die erste kalte Dusche: Der bis dahin recht stille Vertreter der BASF winkte ab: Wenn sein Unternehmen in den Fußball investiere, könne es genau so gut sein Geld in eine Catchertruppe oder in eine professionelle Eisrevue stecken – die Fußball-Bundesliga sei im Grunde nur ein „Spektakulum“. Das frühe „Nein“ bei der Gründung des Förderkreises sorgte dafür, dass das Projekt allmählich einschlief. Heute ist der Ludwigshafener Fußball mit dem FC Arminia 03 fünftklassig.
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