Integrierte Leitstelle - Neubau entsteht bis Ende 2017 neben der Feuerwache / Abwärme der EDV-Geräte ersetzt Heizung

Zentrale für die schnelle Hilfe

Von 
Thomas Schrott
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Über den Baufortschritt für die Integrierte Leitstelle neben der Hauptfeuerwache freut sich Feuerwehr-Chef Peter Friedrich.

© Tröster

Der erste Eindruck täuscht. Auch wenn schlichte Betonwände direkt neben der Hauptfeuerwache hochgezogen werden, entsteht hier bis Ende 2017 kein gewöhnliches Gebäude - aus mehreren Gründen. Experten des Landeskriminalamtes hatten auf das Sicherheitskonzept für die Integrierte Leitstelle kräftigen Einfluss genommen, etwa mit Spezialfenstern und Eingangsschleusen. Erstaunlich sind auch technische Aspekte beim 11,5 Millionen Euro teuren Vorhaben: In dem zweistöckigen Gebäude werden so viele EDV-Geräte genutzt, dass deren Abwärme auch im Winter für eine Heizung der Räume ausreichen soll. "Eine eigene Heizungsanlage gibt deshalb jedenfalls nicht", sagt Peter Friedrich, Leiter der Berufsfeuerwehr, im "MM"-Gespräch gestern.

Jeder hat fünf Monitore

Mehr als die Hälfte der Gesamtkosten geht auf das Konto der technischen Ausstattung. Dies soll dazu beitragen, dass die Koordination der Rettungs- und Sicherheitskräfte in der Vorderpfalz bei Bränden, Hochwasser oder Störfällen verbessert wird. Ob beim Großbrand 2013 auf der Parkinsel mit der Mega-Rauchwolke oder der Explosion der Hochdruck-Gasleitung in Oppau vor zwei Jahren - bei vielen Unglücken wurde offenkundig, dass ein schneller Abstimmungsbedarf zwischen den Rettungskräften weit über die Stadtgrenzen hinweg nötig ist.

Dass die Leitstelle in Ludwigshafen gebaut wird, liegt auch daran, das in der Chemiestadt 15 Unternehmen 210 Produktionsanlagen betreiben, die unter die Störfallverordnung fallen. Friedrich: "Das ist bundesweit ein Spitzenwert."

Herzstück der Notfallzentrale ist ein 240 Quadratmeter großer Raum, in dem sich stets zwölf Feuerwehrleute und Rettungsdienstmitarbeiter aus der ganzen Vorderpfalz absprechen. Sie haben jeweils fünf Monitore, um den Überblick über die Lage zu behalten und etwa die Standorte der einzelnen Rettungswagen zu verfolgen.

Jeder Notruf unter der Telefonnummer 112 läuft künftig in der Leitstelle auf. Dort werden aber nicht nur die jährlich rund 4000 Einsätze der Feuerwehr koordiniert, sondern auch monatlich rund 100 000 Krankenhaustransporte, sagt der Feuerwehrchef. Die Rettungszentrale in der August-Heller-Straße wird dann aufgegeben.

Auch wenn die Einrichtung einer Integrierten Leitstelle seit 20 Jahren unstrittig war, kam das Projekt nur langsam voran. Für eine Verzögerung sorgte etwa die mittlerweile revidierte Absicht der EU, wonach Krankentransporte - und damit ein zentrales Element des Rettungswesens - privatisiert werden könnten. Nach dem Sinneswandel mussten die Baupläne den neuen Regelungen angepasst werden. Besonders strikt sind sie für den Sicherheitsbereich.

Von außen nicht einsehbar

Deshalb werden beispielsweise durchschusssichere Fenster eingebaut, die zwar Tageslicht hineinlassen, durch die Passanten aber nicht von außen ins Gebäude blicken können. Aus dem gleichen Grund wird die Fassade mit jeweils einen Meter breiten Glasscheiben und Keramikplatten kombiniert. Damit die Mitarbeiter auch bei einem normalen Stromausfall weiter arbeiten können, erhält die Leitstelle nicht nur Notstromaggregate, sondern auch einen direkten Anschluss an das 20 kV-Mittelspannungsnetz. Friedrich: "Auch das ist sehr ungewöhnlich, aber ein weiterer Sicherheitsaspekt."

Nach der sehr komplizierten Planung ist der Feuerwehrchef froh, dass der Zeit- und Kostenrahmen bislang eingehalten worden sei. Anfang Dezember ist das Richtfest vorgesehen, Ende 2017 die Eröffnung der Leitstelle. Der 60-jährige Friedrich wird dort aber nicht mehr einziehen - er geht im Februar in den Ruhestand.

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